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Landwirtschaft: Bauern leiden unter Bodenpreis-Explosion

Landwirtschaft

Bauern leiden unter Bodenpreis-Explosion

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    Auch neue Straßen, Bahntrassen und Kreisverkehre nagen an der landwirtschaftlichen Fläche.
    Auch neue Straßen, Bahntrassen und Kreisverkehre nagen an der landwirtschaftlichen Fläche. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die steigenden Preise für Äcker und Grünland machen den Bauern in Deutschland zunehmend zu schaffen. Dies verteuert nicht nur die Produktion, die Landwirtschaft sieht sich auch durch den hohen Flächenverbrauch für Straßen, Gewerbegebiete und Solarparks immer mehr in die Enge getrieben. „Die seit Jahren steigenden Bodenpreise belasten die Landwirte, weil sie oft Flächen nicht kaufen können oder höhere Pachtpreise nach sich ziehen“, warnt Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands. „Zudem drängen branchenfremde, kapitalkräftige Investoren in den Markt der Agrarflächen und verteuern die Flächenkäufe zusätzlich“, sagte er unserer Redaktion.

    Für einen Hektar Ackerland mussten Landwirte im Bundesschnitt 2022 rund 31.900 Euro je Hektar ausgeben, das waren acht Prozent mehr als 2021. Damit setzt sich der seit 15 Jahren zu beobachtende Trend deutlich steigender Preise für Agrarland fort, berichtet der Bauernverband. In Bayern ist landwirtschaftliche Fläche besonders teuer, ein Hektar kostete hier im Schnitt 76.600 Euro. „Die Pachtpreise in Deutschland sind in den vergangenen zehn Jahren erheblich angestiegen“, warnt Rukwied. Im Jahr 2020 mussten im Schnitt 329 Euro Pacht je Hektar gezahlt werden - 62 Prozent mehr als 2010.

    Jeden Tag verliert Deutschland 80 Hektar an landwirtschaftlicher Fläche

    Große Sorgen macht den Landwirten, dass immer mehr Fläche für Siedlungen, Straßen, Gewerbegebiete verloren geht. „Der Flächenfraß ist noch immer gewaltig“, kritisiert Rukwied. „Wir verbauen jeden Tag in Deutschland fast 80 Fußballfelder“, sagt er. „In Baden-Württemberg liegt der Flächenverbrauch bei fünf Hektar am Tag, in Bayern bei über zehn Hektar am Tag. Das ist ein massiver Eingriff in die Fläche - mit allen negativen Auswirkungen auf die Natur und Artenvielfalt.“ In einigen Regionen sei bei den Investoren eine „Goldrausch-ähnliche Stimmung“ ausgebrochen. Der Boom an Photovoltaikparks auf Freiflächen heize die Entwicklung zusätzlich an.

    „Der Flächenfraß ist noch immer gewaltig“, warnt Bauernpräsident Joachim Rukwied.
    „Der Flächenfraß ist noch immer gewaltig“, warnt Bauernpräsident Joachim Rukwied. Foto: Monika Skolimowska, dpa

    In Bayern betrug die Zunahmen an Siedlungs- und Verkehrsflächen 2022 rund 12,2 Hektar pro Tag, bestätigt das bayerische Wirtschaftsministerium. Seit dem Jahr 2015 zeige sich ein „Seitwärtstrend“ beim Flächenverbrauch. Damit ist man aber noch immer weit vom Ziel im Koalitionsvertrag zwischen CSU und Freien Wählern entfernt, der eine Halbierung des Flächenverbrauchs auf 5 Hektar am Tag bis 2030 vorsehe, kritisiert Thomas Frey vom Bund Naturschutz in Bayern.

    Bund Naturschutz: „Bayern hat im Flächenschutz keine Fortschritte gemacht“

    „Bayern hat im Flächenschutz keine Fortschritte gemacht“, sagt Frey. „Der Flächenverbrauch muss deutlich sinken, um die Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen“, fordert er. Der Flächenfraß ziehe viele andere Umweltprobleme nach sich. Es geht um Ernährungssicherheit, aber auch um Artenschutz, den Schutz des Grundwassers und den Schutz vor Hochwasser. „Wir erleben immer stärkere Niederschläge, wenn diese auf den versiegelten Boden fallen, potenziert sich das Hochwasser-Problem“, sagt Frey.

    In Bayern hat Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger 2019 eine ressortübergreifende „Flächensparoffensive“ initiiert. Diese setzt im Baugesetz und Landesentwicklungsprogramm an, damit Siedlungsstrukturen möglichst kompakt gehalten werden. Dazu kommen Förder- und Aufklärungsprogramme.

    Bauernverband: Photovoltaik besser auf Dächern statt auf Ackerboden

    „Das Problem ist, dass die Bayerische Staatsregierung zu sehr auf Freiwilligkeit gesetzt hat“, kritisiert Umwelt-Experte Frey. „Es müssen verbindliche Leitplanken gesetzt werden, um das Fünf-Hektar-Ziel zu erreichen“, sagt er. Der Bauernverband fordert, Photovoltaik vorrangig auf Dächern und Gebäuden auszubauen statt auf Feldern.

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    1 Kommentar
    Viktoria Reissler

    Als Erstes muss gelten: Ackerflächen, die zur Nahrungsproduktion geeignet sind, dürfen nicht als Solarparks missbraucht werden! Es gibt noch soviele ungenutzte Dachflächen und Brachflächen, da ist es eine Schande, wenn Ackerflächen zugebaut werden!!

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