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Omikron-Variante: Inzidenzwert oder Hospitalisierungsrate: Welches Corona-Warnsystem brauchen wir?

Omikron-Variante

Inzidenzwert oder Hospitalisierungsrate: Welches Corona-Warnsystem brauchen wir?

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    Welche Daten soll die Politik als Grundlage für ihre Entscheidungen in der Pandemie nehmen?
    Welche Daten soll die Politik als Grundlage für ihre Entscheidungen in der Pandemie nehmen? Foto: Daniel Karmann, dpa

    Mit der Ausbreitung der Omikron-Mutation wird ein schnelles Ende der Corona-Pandemie wieder unwahrscheinlicher. Damit gewinnt auch die Frage an Bedeutung, welche Richtwerte künftig als Maßstab für das politische Handeln herangezogen werden. Denn gerade die zu spät eingeleiteten Gegenmaßnahmen in der vierten Welle sorgten dafür, dass die Zahlen regelrecht explodieren konnten. In den ersten drei Wellen war es der Inzidenzwert, der über Lockdown und Öffnungsschritte bestimmt hat. Mit steigenden Impfraten geriet die Kennzahl in die Kritik. Nun aber könnte es zu einer Rückkehr des

    Mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes schuf der Bundestag die Möglichkeit, dass Bundesländer ihre Gastronomie schließen. „Das ist gebunden an die Inzidenz“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Interview. „Die Inzidenz ist wieder zurück, wenn man so will. Es war ja in der Vergangenheit sehr viel auf den Hospitalisierungswert gelegt worden.“ Jetzt spiele auch die Inzidenz wieder eine große Rolle. „Das ist etwas, was ich als Wissenschaftler und Minister sehr begrüße.“ Der Wert sei ein wichtiges Instrument, das helfe, die Entwicklung frühzeitig zu analysieren. Genau darauf zielte die Kritik am Hospitalisierungswert. Der gibt an, wie viele von 100.000 Menschen in der zurückliegenden Woche wegen Corona in eine Klinik eingeliefert wurden. Das Problem: Wird hier eine kritische Schwelle überschritten, ist es für Maßnahmen häufig zu spät, da die Krankenhäuser bereits volllaufen. Die Inzidenz warnt früher: Denn der Gesundheitszustand von positiv Getesteten verschlechtert sich in der Regel erst einige Tage später.

    Karigiannidis: "Inzidenzwert war und ist der maßgeblich Frühindikator"

    Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis glaubt, dass Deutschland eine Inzidenz von unter 200 braucht, um seine Intensivstationen arbeitsfähig zu halten – aktuell liegt der Wert bei knapp 400. Er fordert vor allem wegen Omikron einen genauen Blick auf die Inzidenz. „Aber die Grenzwerte können oder werden für Omikron andere werden, daher brauchen wir dringend klinische Daten zum Verlauf, um hier robuste Grenzen setzen zu können“, sagte er unserer Redaktion. „Die Inzidenz war und ist der maßgebliche Frühindikator. Eine ohne Meldeverzögerung erhobene Hospitalisierungsrate und Intensivbelegung mit Covid-19 sind wichtige zusätzliche Faktoren in diesem Dreiklang. Das ist und war seit Beginn der Pandemie so.“ Gerade mit Blick auf die wohl ansteckendere Mutante sei es wichtig, die Zahlen zu senken. „Wir haben die Fallzahlen viel zu lange viel zu weit nach oben schnellen lassen“, kritisierte er.

    Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek ist zurückhaltend, was die Inzidenz angeht. Die Rahmenbedingungen hätten sich stark verändert, der Inzidenzwert sei „nicht mehr so aussagekräftig wie zu Zeiten, als nur wenige Menschen geimpft waren“. Er stehe deshalb nicht mehr im Mittelpunkt der politischen Entscheidungen, wichtig sei die Belegung der Intensivbetten. Ganz aus dem Blick wird der Wert aber auch in Bayern nicht geraten. So wird im Freistaat eine Region zum Hotspot, wenn eine Inzidenz von 1000 überschritten wird. Auch deshalb räumt Holetschek ein: „Zwar steht die 7-Tage-Inzidenz nicht mehr im Zentrum der Entscheidung für Schutzmaßnahmen, sie war und ist aber stets – neben vielen weiteren Parametern – ein wichtiger Indikator für die Entwicklungen des Infektionsgeschehens und hat dabei weiterhin die Funktion, auf mögliche Überlastungen des Gesundheitswesens frühzeitig hinzuweisen.“

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