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Olympische Spiele: Anschläge auf Zugnetz überschatten Olympia-Start

Olympische Spiele

Anschläge auf Zugnetz überschatten Olympia-Start

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    Wenige Stunden vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris haben Unbekannte Brandanschläge auf mehreren Anlagen des französischen Schnellzugnetzes verübt.
    Wenige Stunden vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris haben Unbekannte Brandanschläge auf mehreren Anlagen des französischen Schnellzugnetzes verübt. Foto: Sebastian Kahnert, dpa

    Die Angst vor einem Anschlag bei den Olympischen Spielen in Paris war bereits im Vorfeld groß. Nun gab es am Tag der Eröffnungsfeier einen massiven Angriff auf das französische Zugnetz. Der Schnellzugverkehr auf der Atlantik-, Nord- und Ostachse sei stark beeinträchtigt, teilte die französische Bahn SNCF mit. Auch auf der Route zum Stade de France, einem der Austragungsorte der Olympischen Spiele, geht derzeit nichts. Unter anderem wurden Kabel durchtrennt und Signalanlagen angezündet. „Alles deutet darauf hin, dass es sich um kriminelle Brände handelt“, sagte der französische Verkehrsminister Patrice Vergriete. Der geschäftsführende französische Premierminister Gabriel Attal sprach von „koordinierten Sabotageakten“. Die genauen Hintergründe sind allerdings noch unklar. Bei der Pariser Staatsanwaltschaft hat sich die Abteilung zum Kampf gegen organisierte Kriminalität eingeschaltet.

    IOC-Präsident Thomas Bach zeigte sich nicht beunruhigt. „Wir haben volles Vertrauen in die französischen Behörden“, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen seien getroffen worden.

    Olympia in Paris: So schätzt Terrorismusexperte Neumann die Lage ein

    Vor den Olympischen Spielen hatten Polizei und Militär ihre Präsenz in Paris massiv verstärkt. Frankreich musste im März die höchste Terrorwarnstufe ausrufen. Auch Peter Neumann, Terrorismusexperte am Londoner King’s College, schätzt die Gefahr von Übergriffen während der Olympischen Spiele als hoch ein. Er geht davon aus, dass linke Aktivisten hinter der Sabotageaktion stecken. „Linke Aktivisten haben in der Vergangenheit mehrmals versucht, TGV-Strecken lahmzulegen“, sagt er unserer Redaktion. „Einen dschihadistischen Anschlag schließe ich fast völlig aus. Denn Dschihadisten wollen töten, nicht sabotieren.“ Doch auch die islamistischen Gefährder haben die Spiele zumindest ins Visier genommen. „Frankreich ist das vom Dschihadismus am meisten bedrohte Land in Europa“, sagt Neumann. „In den letzten Jahrzehnten gab es in Frankreich mehr als 300 dschihadistisch motivierte Anschläge, die über 300 Menschen das Leben gekostet haben.“ Hinzu komme eben jene Gefahr durch Aktivisten, wie etwa Klimagruppen oder propalästinensische Gruppierungen. „Das Problem: Der Polizeiaufwand zum Schutz gegen solche Störungen ist riesig und verringert die für die Terrorismusbekämpfung verfügbaren Ressourcen“, sagt der Experte.

    45.000 französische Polizisten und Gendarmen waren allein für die Eröffnungsfeier mitten in Paris eingeteilt. Während der gesamten Dauer der Olympischen Spiele mobilisieren die Streitkräfte insgesamt 15.000 Soldaten.  Hinzu kommen Tausende Soldaten und Einsatzkräfte aus etlichen anderen Ländern. Aus Deutschland werden rund 300 Polizistinnen und Polizisten die französischen Sicherheitsbemühungen unterstützen. Ende Mai vereitelten Ermittler Pläne für einen islamistischen Terroranschlag auf ein Fußballspiel während der Olympischen Spiele.

    Verfassungsschutz warnt vor russischer Sabotage in Deutschland

    In Deutschland warnt das Bundesamt für Verfassungsschutz vor Sabotageakten und deren Folgen. „Es besteht eine erhöhte Gefährdung in Bezug auf Sabotageaktivitäten bzw. entsprechende Vorbereitungshandlungen in Deutschland“, schreibt die Behörde in einem Sicherheitshinweis für die Wirtschaft. Besonders russische Gruppen seien hierzulande aktiv. Russische Nachrichtendienste würden unter anderem gezielt Social-Media-Profile von Mitarbeitern deutscher Unternehmen auswerten. „Ziel soll es gewesen sein, Personen zu identifizieren, die für russische Einflussnahme- oder Anbahnungsversuche empfänglich sein könnten“, so der Verfassungsschutz. Zugleich seien weiterhin Cyberangriffe prorussischer Hacker auf Websites deutscher Behörden und Unternehmen festzustellen. Bislang seien die Auswirkungen solcher Attacken von „Hacktivismus-Gruppierungen“ meist zeitlich begrenzt und die betroffenen Websites nur vorübergehend nicht erreichbar gewesen. 

    Die olympischen Spiele sind ein globales Sportereignis. Über gut zwei Wochen finden die Wettbewerbe in 32 Sportarten statt. Allein in Paris werden rund 15 Millionen Touristen erwartet.

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