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Österreich: Van der Bellen gewinnt Präsidentenwahl klar

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Van der Bellen gewinnt Präsidentenwahl klar

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    Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen lächelt nach seiner Stimmabgabe in Wien.
    Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen lächelt nach seiner Stimmabgabe in Wien. Foto: Markus Schreiber/AP, dpa

    Das sei bei weitem keine „g’mahte Wiesen“, also eine ausgemachte Sache, hatte Alexander Van der Bellen noch am Freitag bei seiner Wahlkampf-Schlussveranstaltung gesagt. Das Kalkül dabei: Eine mögliche Stichwahl des amtierenden Präsidenten mit seinem Hauptkonkurrenten, dem FPÖ-Politiker Walter Rosenkranz, an die Wand malen – und so möglichst viele Unentschlossene zu den Urnen zu bringen. Das planmäßige Tiefstapeln hat sich ausgezahlt: Mit rund 56 Prozent der gültigen Stimmen – eine absolute Mehrheit – bleibt „Sascha“, wie ihn seine Anhänger nennen, auch in den kommenden sechs Jahren im höchsten Amt der Republik. Bei politischen Beobachtern in Wien fällt die Analyse seines Wahlsiegs durchwegs gespalten aus: Einerseits hatte es ein Amtsinhaber noch nie mit so vielen Gegenkandidaten – sechs waren es bei Van der Bellen – und zudem mit einer stark polarisierten Gesellschaft, schwindendem Vertrauen in die Politik insgesamt und so tiefgreifenden Krisen zu tun.

    Die absolute Mehrheit gleich im ersten Wahldurchgang ist so gesehen ein satter Erfolg für „VdB“. Andererseits konnte der 78-jährige Professor für Volkswirtschaftslehre und ehemalige Grüne Spitzenpolitiker nicht nur auf den Amtsinhaber-Bonus und sein solides Agieren während der zurückliegenden, politisch turbulenten Jahre setzen, sondern auch auf ein schwaches Feld an Konkurrenten: Sowohl Sozialdemokraten als auch die Kanzlerpartei ÖVP verzichteten auf eigene Kandidaten, der rechte FPÖ-Kandidat Rosenkranz blieb in seiner Strahlkraft weit hinter seinem Parteifreund Norbert Hofer zurück, der Van der Bellen bei seinem ersten Antreten 2016 in allen Wahlgängen nur knapp unterlegen war.

    Ein Punk-Musiker erreichte in Wien Platz zwei

    Aus dieser Perspektive ist Van der Bellens Sieg kein wirklich Durchschlagender. Schuld daran ist nicht zuletzt der Chef der „Bier Partei“ Dominik Wlazny alias „Marko Pogo“. In Wien holte der Punk-Musiker und studierte Mediziner vor allem Stimmen von jungen, linksliberalen Wählern, die mit dem zögerlichem Auftreten des ehemaligen Grünen während der zahllosen ÖVP-Korruptionsaffären unzufrieden waren – in der Bundeshauptstadt erreichte Wlazny, der de facto ohne Wahlkampfteam antrat, mit über 10 Prozent der Stimmen sogar Platz zwei. Der junge Parteichef, dessen Chancen auf weitere politische Erfolge auf regionaler wie auf Bundesebene nun deutlich gestiegen sind, verdrängte mit 8,4 Prozent der Stimmen auf Bundesebene am Wahlabend auch den von der reichweitenstärksten Boulevardzeitung „Krone“ offen unterstützen Rechtsanwalt Tassilo Wallentin (8,3 Prozent) auf Platz vier. Mit Wlazny werden Parteien links der Mitte nun wohl auch in Zukunft zu rechnen haben.

    Dass FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz am Wahlabend mit nur knapp 18 Prozent nicht einmal das aktuelle Umfrage-Potenzial der Rechtspopulisten abschöpfen konnte, ist wohl auch dem mannigfachen rechten bis rechtsextremen Angebot geschuldet: Der ehemalige FPÖ bzw. BZÖ-Politiker Gerald Grosz holte immerhin etwas über 5 Prozent, der Chef der verschwörungsideologischen „Querdenker“-Partei MFG, Michael Brunner, 2,2 Prozent und der Schuhfabrikant Heinrich Staudinger eineinhalb Prozent.

    Die NEOS hatten Van der Bellen offen unterstützt

    Wahlsieger Van der Bellen sprach am Sonntagabend von einem „Feiertag der Demokratie“, dankte „allen, die zur Wahl gegangen sind“ und kündigte an, „nach bestem Wissen und Gewissen für alle Österreicher und alle, die in Österreich leben“, arbeiten zu wollen. Gratulationen gab es für Van der Bellen von auch seitens ÖVP, SPÖ und der liberalen NEOS –letztere hatten, anders als die Konservativen, den Amtsinhaber offen im Wahlkampf unterstützt. Nun erwarten sich aber die Liberalen „klare und mahnende Worte“, was das Problem der Korruption in Österreich angeht, ebenso wie eine „Sicherung der Demokratie“. Angesichts der zahlreichen rechten Ansagen gegen das „System“ und die „Systemmedien“, die am Sonntagabend nach den Hochrechnungen von den unterlegenen Kandidaten über Österreichs TV-Bildschirme flimmerten, warten auf den neuen, alten Präsidenten durchaus Herausforderungen.

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