Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Novavax-Impfstoff in Deutschland: Erfüllt er die Erwartungen?

Corona-Impfstoff

Neuer Impfstoff: Kann Novavax die Erwartungen erfüllen?

    • |
    Der Corona-Impfstoff von Novavax wird bald auch in Deutschland eingesetzt.
    Der Corona-Impfstoff von Novavax wird bald auch in Deutschland eingesetzt. Foto: Alaistar Grant, dpa

    Fast eineinhalb Millionen Dosen des neuen Corona-Impfstoffs von Novavax sollen bis Ende dieser Woche in den Bundesländern eintreffen. Der Start der Impfungen wird seit Monaten mit der Hoffnung verbunden, dass Nuvaxovid – wie der Impfstoff offiziell heißt – Tausende bislang zögernde Menschen von einer Corona-Schutzimpfung überzeugen könnte. 

    Immerhin interessieren sich in der Bundeshauptstadt laut einer internen Umfrage der Berliner Gesundheitsverwaltung 1800 von 4000 nicht geimpfter Krankenhaus-Bediensteten für eine Spritze mit dem auf traditionelle Weise hergestellten Präparat.

    Enttäuschung im Norden Deutschlands über Novavax-Nachfrage

    Auch in Niedersachsen registrierten sich bereits 8000 Menschen für einen Impftermin mit dem neuen Mittel, weitere meldeten sich direkt in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen an. Doch bei 140.000 Dosen, die das Land erhält, gilt diese Zahl als überschaubar, wie der Leiter des niedersächsischen Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz, jüngst mit hörbarer Enttäuschung erklärte. „Man kann davon ausgehen, dass der Zuspruch nicht so groß ist, wie er mal aussah, als es das Zeug noch nicht gab“, sagte der Gesundheits-Staatssekretär. Auch aus Mecklenburg-Vorpommern, wo man sich seit gut zwei Wochen für Novavax-Impftermine anmelden kann, heißt es, die Registrierungen blieben bislang hinter den Erwartungen zurück.

    Dabei gilt Novavax als ein sehr guter Impfstoff, wie der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, betont. „Die Effektivität ist vergleichbar mit der Effektivität der mRNA-Impfstoffe, das heißt, es ist ein ordentlicher Impfstoff, der sehr gut vor schweren Verläufen schützen kann, sogar besser als die Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson“, erklärt er.

    Was ist der Unterschied von Novavax zu mRNA-Impfstoffen?

    Bei Nuvaxovid handelt es sich um einen klassischen Protein-Impfstoff mit einem Wirkverstärker. Während die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna ebenso wie auch die Vektor-Impfstoffe von Johnson & Johnson und AstraZeneca bewirken, dass die menschlichen Körperzellen das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus selbst herstellen, wird dieses kleine, aber für die Infektion entscheidende Virusbestandteil bei Novavax außerhalb des Körpers in der Impfstoff-Fabrik in Bioreaktoren hergestellt.

    Wegen dieser klassischen Produktion wird Novavax deshalb als Totimpfstoff bezeichnet. Allerdings gelten wissenschaftlich genommen alle bisherigen Corona-Impfstoffe als Totimpfstoffe, da sie kein lebendes Virenmaterial enthalten. „Es ist nur zu hoffen, dass einige Leute, die der Impfung oder dem Impfstoff skeptisch gegenüberstanden, mit diesem eher traditionellen Impfstoff weniger Probleme haben und sich jetzt impfen lassen, damit sie bis zum nächsten Winter geschützt sind“, sagt Immunologie-Professor Watzl.

    Auch Novavax braucht einen Booster

    Allerdings ist die Wirkung von Novavax ähnlich wie die der bisherigen Impfstoffe. „Novavax wurde genauso wie die anderen Impfstoffe ursprünglich für zwei Dosen entwickelt und richtet sich genauso wie die jetzigen Impfstoffe gegen das Spike-Protein des Originalvirus, er ist also nicht an Omikron angepasst“, erklärt Watzl. „Bei Novavax gilt zwischen Erst- und Zweitimpfung ein Mindestabstand von drei Wochen, eine bessere immunologische Wirkung hat wahrscheinlich wieder ein längerer Abstand von vier bis sechs Wochen“, erklärt der Leiter des Forschungsbereichs Immunologie an der TU Dortmund.

    Professor Carsten Watzl ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie
    Professor Carsten Watzl ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie Foto: IfADo, dpa (Archivbild)

    Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es mit den bisherigen Impfstoffen: „Auch Novavax muss für den vollen Impfschutz mit der dritten Dosis drei bis sechs Monate nach der zweiten Impfung noch mal aufgefrischt werden“, betont Watzl. „Man kann Novavax auch für den Booster einsetzen, auch für diejenigen, die vorher eine mRNA-Impfung bekommen haben“, erklärt der Immunologe.

    US-Hersteller arbeitet an Zulassung für Novavax als Booster

    Eine durchgemachte Infektion wirke dabei wie eine Impfdosis. Bisher ist Novavax jedoch offiziell von der europäischen Arzneimittelagentur EMA noch nicht für Booster-Impfungen zugelassen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt Novavax dennoch schon jetzt für Auffrischungsimpfungen, wenn eine Gegenanzeige gegenüber mRNA-Impfstoffen bestünde.

    Die offizielle Zulassung von Novavax als Booster ist aber vermutlich nur eine Frage der Zeit: „Novavax hat derzeit die Zulassung für die ursprüngliche Zwei-Dosen-Verabreichung und priorisiert jetzt die Aktualisierung der Zulassungsanträge mit den Daten aus unseren Booster-Studien in der ersten Hälfte des Jahres 2022“, sagte die Sprecherin der US-Unternehmens, Alison Chartan, unserer Redaktion. Rechtzeitig vor einer möglichen Corona-Herbstwelle dürfte damit auch Klarheit für Novavax-Geimpfte herrschen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden