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Norwegen: Was wäre wenn? Bundeswehr trainiert für den Bündnisfall

Norwegen

Was wäre wenn? Bundeswehr trainiert für den Bündnisfall

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    Die Bundeswehr nimmt auch mit Panzern an der Übung in Norwegen teil.
    Die Bundeswehr nimmt auch mit Panzern an der Übung in Norwegen teil. Foto: Mohssen Assanimoghaddam, dpa

    Es sieht noch nichts aus nach Krieg an diesem Donnerstagvormittag im norwegischen Fredrikstad. Das Wasser am Hafen des Singlefjord ist spiegelglatt. Am anderen Ufern stehen Häuser und Bäume in der warmen Herbstsonne. Wenige Stunden später ist das Bild allerdings ein ganz anderes. 

    Dutzende deutsche Panzer und andere Militärfahrzeuge rollen unter ohrenbetäubendem Motorenlärm aus dem Bauch des riesigen Transportschiffes "Ark Germania", das am Mittwochmorgen in Emden gestartet war. Unter ihnen sind Schützenpanzer vom Typ "Marder", Bergepanzer vom Typ "Büffel" und schließlich auch Kampfpanzer vom Typ "Leopard 2A6". Jene mehr als 60 Tonnen schweren Ungetüme, die eine der schlagkräftigsten Waffen des deutschen Heeres sind. Der Asphalt bebt unter dem Gewicht der Fahrzeuge, die nun über Straße und Schiene weiter in Richtung Norden transportiert werden.

    Aber natürlich kommen die deutschen Truppen nicht nach Norwegen, um dort einen echten Krieg zu führen. Ihr Ziel ist das größte Nato-Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges. Nach dem derzeitigen Stand der Planungen werden an der in zwei Wochen beginnenden Übung "Trident Juncture 2018" rund 50.000 Soldaten teilnehmen, darunter 10.000 aus Deutschland.

    "Rund 4000 Bundeswehrsoldaten sind bereits in Norwegen", berichtet Brigadegeneral Michael Matz (59) bei der Ankunft der schweren Fahrzeuge in Fredrikstad. Die anderen sollten in den nächsten Tagen folgen.

    Ernster Hintergrund für Übung "Trident Juncture"

    Der Hintergrund der Übung, zumindest in dieser Dimension, ist kein erfreulicher. Es soll für den Fall trainiert werden, dass ein Nato-Staat nach einem schweren Angriff von außen die Bündnispartner zur Hilfe ruft - den Bündnisfall. Ein solches Szenario erschien nach Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 viele Jahre sehr weit weg, und lange war kaum noch intensiv trainiert worden. Dann kam 2014 allerdings der Ukraine-Konflikt. Vor allem östliche Bündnispartner fühlen sich bedroht, seit Russland sich 2014 die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim einverleibte.

    Die Nato reagierte mit Aufrüstung. So wurde unter anderem eine neue, innerhalb von 48 Stunden verlegbare Eingreiftruppe geschaffen und beschlossen, die "alte" Krisenreaktionstruppe NRF deutlich zu vergrößern.

    Bei "Trident Juncture" (Dreizackiger Verbindungspunkt) soll nun getestet werden, ob die Nato-Streitkräfte im Ernstfall wirklich fähig wären, das Bündnisgebiet zu verteidigen. In der ersten Phase gehe es darum zu zeigen, dass man in der Lage sei, schnell Kräfte innerhalb des Bündnisgebiets zu verlegen, erklärt Brigadegeneral Ullrich Spannuth (54), der im kommenden Jahr die schnelle Nato-Eingreiftruppe VJTF führen wird.

    Im zweiten Teil, dem eigentlichen Manöver, werde dann eine fiktive Konfliktsituation inszeniert. Dabei soll unter anderem getestet werden, ob die Soldaten aus den unterschiedlichen Nationen in einer Gefechtssituation problemlos zusammenarbeiten können. So ist beispielsweise geplant, eine Flussüberquerung über eine deutsche Schwimmbrücke zu trainieren.

    Harter Einsatz für die deutschen Soldaten

    Sorgen, dass die Bundeswehr wie mehrfach in der Vergangenheit Negativ-Schlagzeilen durch schlechte Ausrüstung machen könnte, hat die Truppenführung nicht. "Wir haben alles, was wir brauchen", sagt Spannuth. Selbst für den Fall, dass die Temperaturen bei der Übung tief unter den Gefrierpunkt fallen sollten, seien die Soldaten gut ausgerüstet.

    Vor den deutschen Soldaten liegt dennoch eine harte Zeit. Zur Unterbringung ihrer Kameraden haben die norwegischen Gastgeber zwar in den zahlreichen Camps riesige beheizte Zelte aufgebaut. Wochenlang auf Privatsphäre zu verzichten und im Feldbett zu schlafen, ist aber dennoch kein Spaß. "Es ist ungeheuer spannend. Wir lernen hier enorm viel", erzählt ein deutscher Soldat. "Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich froh sein werde, wenn ich vor Weihnachten wieder zu Hause bin."

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