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Nordkorea: Welche Rolle spielen Frauen für Kim Jong Uns Propaganda?

Nordkorea

Welche Rolle spielen Frauen für Kim Jong Uns Propaganda?

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    Dieses von der nordkoreanischen Regierung zur Verfügung gestellte Bild zeigt Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, und seine Tochter.
    Dieses von der nordkoreanischen Regierung zur Verfügung gestellte Bild zeigt Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, und seine Tochter. Foto: Kcna, dpa

    Bilder sind eines der wichtigsten politischen Instrumente, die der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un einzusetzen weiß. Mal zeigen sie Raketen, mal den Herrscher selbst inmitten seines Volkes. In den vergangenen Wochen bekamen die Menschen Einblicke, die ihnen lange verwehrt wurden: Nordkoreas Machthaber

    Die Jugendliche so etwas wie der neue Shooting-Star des Regimes. Wann immer Kim Jong Un eine Militärparade abhält, Waffentests besichtigt oder ein neues Raketenmodell präsentiert, nimmt er seine Tochter mit. Und als der Staat zuletzt acht neue Briefmarken ausgab, prangte ihr kindliches Konterfei auf insgesamt fünf Motiven. Jüngst machten Berichte die Runde, wonach allen Nordkoreanerinnen künftig verboten sein soll, denselben Namen wie Kims Tochter zu tragen. Dabei wird der in den nordkoreanischen Medien nie genannt: Kim Ju Ae heißt das Mädchen. 

    Die nordkoreanische Bevölkerung weiß nur wenig von Kim Yong Uns Familie

    Der Machtapparat, der für seine Verschlossenheit berüchtigt ist, möchte mit den inszenierten Propaganda-Auftritten ganz offensichtlich eine Botschaft an sein Volk und die Außenwelt senden. Doch um es sich genau handelt, darüber herrscht bislang Unklarheit. 

    Über Kims Tochter sind bislang nicht einmal die grundlegenden biografischen Daten offiziell bekannt. Dass sie Ju Ae mit Vornamen heißt, weiß die Weltöffentlichkeit nur dank des ehemaligen Basketball-Spielers Dennis Rodman, der das Land 2013 als Ehrengast besuchte – und damals in Kim Jong Uns Sommervilla an der nordkoreanischen Ostküste Cocktails schlürfte. Als wohl einziger Ausländer hatte er das Mädchen persönlich getroffen.

    Ebenfalls unsicher ist zudem Ju Aes Alter. Der südkoreanische Geheimdienst schätzt sie auf zehn Jahre, möglicherweise ist sie auch bereits elf. Und damit dürfte sie eigentlich noch zu jung sein, um bereits als mögliche Nachfolgerin für den Diktatorensessel in Stellung gebracht zu werden. Doch genau das vermuten einige Nordkorea-Experten. Sollte sich dies bestätigen, käme es einer geradezu feministischen Revolution gleich: Im kommunistischen Nordkorea sind Frauen zwar in die Arbeitswelt integriert und dürfen auch im Militär dienen, doch gleichzeitig werden fast alle Machtpositionen weiterhin von Männern gehalten. Eine weibliche Führerin gilt als nahezu undenkbar. Entsprechend gilt Kim Jong Uns ältester Sohn – er hat insgesamt drei Kinder: zwei Töchter und einen Sohn – als wahrscheinlichster politischer Erbe. Nur: Bislang wurde er vollkommen von der Öffentlichkeit ferngehalten. 

    Ehefrau Ri Sol Ju ist in Nordkorea eine Berühmtheit

    Doch fest steht: Ju Ae ist für den Propaganda-Apparat so etwas wie ein Glücksgriff. Denn das Mädchen lässt ihren diktatorischen Vater, der im Ausland vor allem wegen Menschenrechtsverbrechen und seinem Nuklearprogramm in den Schlagzeilen ist, fürsorglich und emphatisch erscheinen. Die Bilder von Vater und Tochter erscheinen in Medien auf der ganzen Welt. Seit der 39-Jährige die Macht im Land übernommen hat, überließ er immer wieder den Frauen aus seinem engsten Umfeld die öffentliche Bühne. Seine Ehefrau Ri Sol Ju wird so oft in den Staatszeitungen abgebildet wie keine nordkoreanische „First Lady“ je zuvor. 

    Kim Jong Un mit seiner Frau Ri Sol Ju (links) und seiner Tochter während einer Militärparade .
    Kim Jong Un mit seiner Frau Ri Sol Ju (links) und seiner Tochter während einer Militärparade . Foto: Kcna/dpa

    Ri war allerdings bereits vor ihrer Hochzeit eine Berühmtheit: Als Frontsängerin des „Unhasu Orchester“ gab die 33-Jährige regelmäßig Konzerte. 2005 reiste sie ins südkoreanische Seoul, um als „Cheerleaderin“ ihr Heimatland bei einer Leichtathletikveranstaltung anzufeuern. Mit ihren Designer-Kleidern und edlen Handtaschen versprüht sie bis heute eine Portion Glamour in dem bitterarmen Land. 

    Kims Schwester Yo Jong mischt auch mit im Land

    Als politisches Vorbild gilt zudem Kims Schwester Kim Yo Jong, die mittlerweile die Abteilung für Propaganda und Agitation leitet – und als mächtigste Nordkoreanerin überhaupt gilt. Während der Annäherungspolitik gegenüber Südkorea im Frühjahr 2018 bestand ihre Aufgabe vor allem darin, in öffentlichen Auftritten dem Regime ein menschliches Antlitz zu verpassen: historischen Gipfeltreffen mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump in Singapur. Ihr schüchternes Lächeln sorgte für Schlagzeilen. 

    Kim Yo Jong ist die Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim.
    Kim Yo Jong ist die Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim. Foto: Ahn Young-joon, dpa

    Mittlerweile ist Kim Yo Jong vor allem für das rhetorische Säbelrasseln zuständig. Im letzten November bezeichnete sie den Präsidenten Südkoreas als „Idioten“ und verglich ihn mit einem „frei laufenden, wilden Hund“. Auch die Vereinigten Staaten, der imperialistische Erzfeind Nordkoreas, werden von der 35-Jährigen regelmäßig mit Obszönitäten bedacht. 

    Was die heimische Bevölkerung wohl nicht weiß: Kim Yo Jong entstammt – wie auch Kim Jong Un – einer möglicherweise unehelichen Beziehung des 2012 verstorbenen Machthabers Kim Jong Il. Ebenso verschweigt die staatliche Propaganda, dass sowohl Kim Yo Jong als auch Kim Jong Un während ihrer frühen Kindheit im schweizerischen Bern lebten und auf eine elitäre Privatschule gingen. Dort wurden sie größtenteils von einer Tante aufgezogen, die 1998 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in die USA floh. 

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