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Nordkorea: Auch China soll seine Botschaft räumen

Nordkorea

Auch China soll seine Botschaft räumen

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    Das nordkoreanische Regime isoliert sich immer weiter. Nun soll auch der Partner China aufgefordert worden sein, seine Botschaft in Pjöngjang zu räumen. Auch das Militär befindet sich weiterhin in Bereitschaft.
    Das nordkoreanische Regime isoliert sich immer weiter. Nun soll auch der Partner China aufgefordert worden sein, seine Botschaft in Pjöngjang zu räumen. Auch das Militär befindet sich weiterhin in Bereitschaft. Foto: Kcna

    Pjöngjang heizt die Konfrontation auf der koreanischen Halbinsel weiter an. Der kommunistische Staat, der zuletzt mit einem Angriff auf den Süden und die USA sowie einem Atomschlag drohte, legte am Freitag mehreren Ländern den Abzug ihrer Diplomaten aus der Hauptstadt

    Nordkoreas Militär verlegte eine zweite Mittelstreckenrakete an die Ostküste des Landes, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Bereits am Vortag hatte das südkoreanische Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass Nordkorea eine Mittelstreckenrakete an die Ostküste verlegt habe. Die Flugkörper haben eine Reichweite von bis zu 4000 Kilometern und könnten Südkorea, Japan oder eine US-Militärbasis auf der Insel Guam im Pazifik treffen.

    USA rechnen mit erneutem Raketenstart

    Die USA schließen einen erneuten Raketenstart Nordkoreas nicht aus. Die Regierung verfolge Berichte über entsprechende Vorbereitungen in Nordkorea sehr genau. "Wir wären nicht überrascht, wenn wir eine solche Aktion sehen würden", sagte Regierungssprecher Jay Carney am Freitag vor Journalisten in Washington. Ein solcher Schritt würde zur derzeitigen kriegerischen Rhetorik des kommunistischen Regimes passen.

    Man arbeite eng mit China und Russland zusammen, um auf Nordkorea Einfluss zu nehmen, fügte Carney hinzu. Das kommunistische Regime solle seinen internationalen Verpflichtungen nachkommen. Nordkorea droht den USA seit Tagen mit einem Atomschlag.

    Vorerst werden keine Botschaften geräumt

    Nordkoreas Drohungen

    25. August 2016: "Nordkorea hat sich damit «n die erste Reihe der Militärmächte eingefügt, die die volle Fähigkeit für einen Atomangriff haben." (Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    31. März 2013: «Die Atomstreitmacht der Volksrepublik stellt das Leben der Nation dar.» Das Atomwaffenarsenal solle erweitert werden, «solange die Imperialisten und Nukleardrohungen auf der Welt existieren». (Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    30. März 2013: «Von diesem Moment an werden die Nord-Süd-Beziehungen in einen Kriegszustand versetzt und alle Angelegenheiten zwischen beiden werden gemäß den Vorschriften für Kriegszeiten erledigt.» (Regierungserklärung)

    29. März 2013: «Es ist angesichts der bestehenden Lage an der Zeit, eine Rechnung mit den US-Imperialisten zu begleichen.» (Machthaber Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    27. März 2013: «In der Situation, in der jeden Moment ein Krieg ausbrechen kann, ist die Nord-Süd-Kommunikation nicht mehr nötig.» (Delegationsleiter für die Militärgespräche mit Südkorea kündigt Kappung der militärischen Telefonleitung zum Süden an.)

    7. März 2013: «Weil die USA einen Atomkrieg entfachen wollen, werden wir unser Recht auf einen nuklearen Präventivschlag gegen das Hauptquartier der Aggressoren wahrnehmen.» (Ein Sprecher des Außenministeriums)

    5. März 2013: «Wenn die Übungen nach dem 11. März in ihre Hauptphase treten, wird der Waffenstillstandsvertrag, der nur dem Namen nach bestanden hat, beendet sein.» (Reaktion der Streitkräfte auf südkoreanisch-amerikanische Militärübungen)

    23. April 2012: «Sie (die Truppen) werden die rattenähnliche Gruppe und die Stützpunkte der Provokationen in drei bis vier Minuten in Asche legen.» (Nordkoreas Streitkräfte drohen mit «Spezialaktionen» gegen die südkoreanische Hauptstadt Seoul.)

    23. März 2011: «Unserer Truppen sind bereit, jederzeit auf die Festen der psychologischen Kriegsführung zu zielen und zu schießen und in reale Kampfaktionen überzugehen, wenn wir das wollen.» (Warnung eines Befehlshabers der Streitkräfte gegen anti-nordkoreanische Flugblattaktionen aus Südkorea)

    23. Dezember 2010: «Die revolutionären Streitkräfte der Volksrepublik (Nordkorea) werden vollständig vorbereitet sein, nötigenfalls zu jeder Zeit einen Heiligen Krieg der Gerechtigkeit im koreanischen Stil auf der Basis der atomaren Abschreckung zu starten.» (Minister der Streitkräfte, Kim Yong Chun) (Quelle: dpa)

    Großbritannien, Russland und Rumänien erklärten, Nordkorea habe vor Gefahren für das Botschaftspersonal beider Länder in Pjöngjang gewarnt. Eine Aufforderung zur Evakuierung der Vertretung habe es aber nicht gegeben, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in London. Es gebe auch keine entsprechenden Pläne. Die Warnung bezeichnete er als "Teil der derzeitigen Rhetorik Nordkoreas". Die USA zeigten sich weiterhin gelassen. "Das ist nur eine eskalierende Serie rhetorischer Stellungnahmen", sagte Viktoria Nuland, Sprecherin des States Departments am Freitag. Sie fügte allerdings hinzu: "Die Frage ist, mit welchem Ende."

    Die Londoner Regierung berichtete von einer Warnung, dass Nordkorea "im Falle eines Konflikts nach dem 10. April" nicht in der Lage sei, Botschaften und internationale Organisationen zu schützen. Die Bedeutung dieses Datums blieb zunächst unklar. Beobachter schließen nicht aus, dass das kommunistische Regime anlässlich der Feierlichkeiten zum 101. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il Sung am 15. April die Raketen abschießen könnte, dem Großvater des heutigen Machthabers Kim Jong Un.

    Nach Angaben des Presseattachés der russischen Botschaft in Pjöngjang, Denis Samssonow, empfahl das nordkoreanische Außenministerium den Russen den Abzug ihrer Diplomaten und Mitarbeiter. Russlands Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich besorgt. "Wir klären gerade die Einzelheiten, dann treffen wir eine Entscheidung."

    Westerwelle bestellt Nordkoreas Botschafter ein

    Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte eine solche Warnung zunächst nicht. Offiziell hieß es: "Die Sicherheit und Arbeitsmöglichkeit unserer Botschaft in Pjöngjang wird angesichts der Eskalation laufend überprüft." Linken-Vorstandsmitglied Wolfgang Gehrcke plädierte dafür, die Botschaft in Pjöngjang nicht zu räumen und diplomatische Kanäle offen zu halten.

    Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) ließ am Freitag Nordkoreas Botschafter in Berlin einbestellen. Dem Diplomaten sei "in deutlichen Worten die sehr große Sorge der Bundesregierung angesichts der von Nordkorea zu verantwortenden Eskalation" vermittelt worden, sagte Ministeriumssprecher Andreas Peschke. Das jüngste Vorgehen der Führung in Pjöngjang sei "im Ton und in der Sache in keiner Weise akzeptabel".

    Das rumänische Außenministerium berichtete, dass die nordkoreanische Regierung die Evakuierung aller Botschaften in Pjöngjang empfohlen habe. Nach Aussage einer Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton stehen die Botschaften der EU-Staaten in Nordkorea in ständigem Kontakt miteinander, um möglichst einheitlich auf die Bedrohung zu reagieren. Von den 27 EU-Mitgliedern sind aktuell nur sieben in Pjöngjang mit Botschaftern vertreten.

    Ban ruft Nordkorea zum Kurswechsel auf

    UN-Generalsekretär Ban hatte Nordkorea zuvor zu einem Kurswechsel aufgerufen. "Atomwaffen sind kein Spielzeug", betonte der Südkoreaner am Donnerstag. Es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt außer Kontrolle gerate. "Ich bin besorgt, denn jeder Kalkulationsfehler und jede Fehleinschätzung können in der jetzigen Lage auf der koreanischen Halbinsel eine Krise auslösen, die äußerst schwerwiegende Folgen hätte."

    Nordkoreas Waffenarsenal

    Nordkorea ist ein hochgerüstetes Land mit einer der größten Armeen der Welt.

    Die nordkoreanische Volksarmee verfügt Schätzungen zufolge über rund 1,2 Millionen aktive Soldaten. Nur China, Indien, die USA und Russland haben ähnlich große Armeen.

    Neben seinen aktiven Soldaten kann Nordkorea über 4,7 Millionen Reservisten mobilmachen

    Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl sind etwa 4,5 Prozent der Nordkoreaner Soldaten.

    Die Armee verfügt über rund 4.700 Panzerhaubitzen und Selbstfahrlafetten. Dazu kommen knapp 20.000 Geschütze.

    Nordkoreas Luftwaffe besteht aus etwa 650 Kampfflugzeugen. Die meisten Maschinen stammen aber aus den sechziger und siebziger Jahren.

    Weitgehend veraltet sind auch die rund 6500 Panzer und Kampffahrzeuge des kommunistischen Landes.

    Nordkoreas Marine besteht nach Schätzungen aus etwa 420 Schiffen. Dazu kommt eine U-Boot-Flotte.

    Viel investiert haben die nordkoreanischen Diktatoren in die Raketen-Technologie. Neben ballistischen Raketen und selbstentwickelten Boden-Luft-Raketen wird wohl auch an Interkontinental-Raketen gebaut.

    Die größte Sorge bereitet der Welt das nordkoreanische Atomprogramm. Bereits im Oktober 2006 testete das Regime in Pjöngjang eine Atombombe, weitere Tests folgten.

    Dass Nordkorea in der Lage ist, Raketen im Atomwaffen zu bestücken, gilt aktuell als eher unwahrscheinlich. Das Land dürfte aber daran arbeiten.

    Rückendeckung für Nordkorea gab es aus dem Iran, der ebenfalls wegen seiner Atomprogramme unter internationalem Druck steht. Der südostasiatische Staat habe angesichts der "kriegstreiberischen Politik" der USA keine andere Wahl, als sich zu wehren, zitierte die Nachrichtenagentur Fars am Freitag den Vize-Chef des iranischen Militärs, Massoud Jazayeri.

    Eine Entspannung ist auch in dem von Nord- und Südkorea gemeinsam betriebenen Industriepark Kaesong nicht in Sicht. Die Führung in Pjöngjang verweigert seit Mittwoch sowohl südkoreanischen Pendlern als auch Lieferanten die Einreise. Wegen eines Feiertages in Nordkorea erschienen die 53 000 nordkoreanischen Mitarbeiter am Freitag ohnehin nicht zur Arbeit in den 123 Unternehmen.

    Anonymus beknnt sich zu Hacker-Angriffen auf Nordkorea

    Unterdessen bekannten sich Aktivisten der Hacker-Bewegung Anonymous zu Angriffen auf nordkoreanische Internet-Angebote. Als eigene "Demonstration der Macht" schrieben sie an Diktator Kim Jong Un gerichtet: "Wir sind in euren Intranets. Wir sind in euren Mail-Servern. Wir sind in euren Web-Servern."

    Die Lage auf der koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar als extrem gespannt. Pjöngjang hatte als Reaktion auf die Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch- amerikanische Militärmanöver den Waffenstillstandsvertrag von 1953 aufgekündigt. Am Samstag rief Pjöngjang den "Kriegszustand" im Verhältnis zu Südkorea aus. Seit den 1950er Jahren befinden sich die Nachbarn formell weiter im Krieg. dpa/AZ

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