Ab 2035 sollen alle Neuwagen in der EU emissionsfrei sein. Darauf haben sich Vertreter des Europaparlaments und der EU-Staaten ausgesprochen. Doch was bedeutet diese Entscheidung für Autofahrerinnen und Autofahrer? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen: Was hat die EU genau beschlossen?
Die sogenannten Flottengrenzwerte für Autos sollen bis 2035 auf null sinken. Darauf hat sich die EU geeinigt. Die Grenzwerte geben Autoherstellern vor, wie viel CO2 ihre produzierten Fahrzeuge im Betrieb ausstoßen dürfen. Ab 2035 dürfen also keine neuen Benzin- und Diesel-Autos, die Klimagase ausstoßen, mehr verkauft werden.
Die Entscheidung soll jedoch im Jahr 2026 erneut überprüft werden können. In dem Kompromiss ist zudem eine Bitte an die EU-Kommission festgehalten, zu überprüfen, ob der Einsatz von sogenannten E-Fuels für Autos künftig infrage kommen könnte.
Ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen: Endgültiges Verbrenner-Aus?
"Die Europäische Kommission muss den Weiterbetrieb des Verbrennungsmotors auch nach 2035 mit alternativen Kraftstoffen ermöglichen", schreibt der liberale Abgeordnete Jan-Christoph Oetjen. Der Verhandlungsführer des Europaparlaments, Jan Huitema, sagte am Freitag, die Kommission könne nun entscheiden, wie sie damit umgehen wolle.
Das Verhandlungsergebnis kann offenbar unterschiedlich interpretiert werden. Der Grünen-Verhandlungsführer Bas Eickhout sprach davon, dass das Ziel, nur noch emissionsfreie Wagen zuzulassen, beibehalten worden sei, bis der Markt vollständig elektrisch sei. Greenpeace geht davon aus, dass E-Fuels künftig höchstens in Sonderfahrzeugen wie Feuerwehr- oder Krankenwagen eingesetzt werden dürften. Es gilt als unwahrscheinlich, dass das Verbot bei der Überprüfung im Jahr 2026 doch noch gekippt wird.
Die Klimaziele könnten theoretisch auch nachgeschärft werden. Welches Ergebnis diese Überprüfung der EU-Kommission haben wird, ist aber offen.
Darf man auch nach 2035 noch Benziner oder Diesel fahren?
Ja, auch nach 2035 darf man auch noch Benziner oder Diesel fahren. Sollte das Gesetzvorhaben in Kraft treten, würde nur der Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor eingeschränkt. Es geht bei den Flottengrenzwerten zwar um den Ausstoß von Klimagasen, während das Auto gefahren wird, die Null-Emissionsvorgabe würde aber nur für Verkäufer von neuen Autos gelten.
Nur noch emissionsfreie Neuwagen ab 2035: Was passiert mit alten Verbrennern?
Bereits zugelassene Fahrzeuge sind von dem Vorhaben nicht betroffen. Es ist kein generelles Verkaufsverbot für gebrauchte Autos mit Verbrennungsmotor vorgesehen. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie sich die Entscheidung auf die Preise für gebrauchte Verbrenner auswirkt. Wie sich die neuen Regeln aber auf andere Bereiche wie den Ausbau von Ladeinfrastruktur oder die Tankstellenabdeckung auswirken, ist ebenfalls noch offen.
Kommen Einschränkungen für Neuwagen ab 2035 auf jeden Fall?
Wenn sich die Unterhändler der beiden EU-Institutionen auf einen Kompromiss geeinigt haben, muss der Ministerrat beziehungsweise das Parlament zwar noch formell zustimmen. Ein solcher Kompromiss könnte theoretisch auch wieder gekippt werden, Regierungen oder Fraktionen sich querstellen. Da die roten Linien der Verhandlungsteilnehmenden jedoch vorher bekannt sind, findet sich für die Kompromisse – sobald einer gefunden ist – auch in der Regel eine Mehrheit.
Gibt es bald ein Fahrverbot für Verbrenner?
Von einem Fahrverbot für Verbrenner ist nicht auszugehen. Pläne, Autos mit Verbrennungsmotor komplett von den Straßen zu verbannen, sind bislang nicht im Gespräch. Realistisch ist, dass durch ein Verkaufsverbot klassische Benziner und Diesel automatisch immer seltener werden.
Nur noch emissionsfreie Neuwagen ab 2035: Für welche Fahrzeuge gilt das Verkaufsverbot?
Das Verkaufsverbot gilt ab 2035 für Autos und auch für kleinere Transporter.
Wird die Ladeinfrastruktur in Deutschland verbessert?
Zum 1. September wurde der Bundesnetzagentur knapp 70.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos in Deutschland gemeldet. Anfang 2021 gab es knapp 41.600. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft schätzte das Vorankommen beim Ladesäulenausbau zuletzt als gut ein. Der Verband der Automobilindustrie hatte jedoch immer wieder Zweifel, ob der Ausbau tatsächlich schnell genug vorangeht.