In drei Wochen ist das Neun-Euro-Ticket schon wieder Geschichte – ob es danach ein ähnlich günstiges Angebot für Bus-, Bahn- und Tramfahrer gibt, ist jedoch alles andere als sicher. Während der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) die Kosten für einen 29- oder 49-Euro-Tarif am liebsten ganz dem Bund aufhalsen würde, wehrt Finanzminister Christian Lindner ab. In seiner Planung stünden für eine Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets keinerlei Mittel zur Verfügung, betonte der FDP-Politiker gegenüber unserer Redaktion. „Jeder Euro müsste durch Kürzung anderswo mobilisiert werden.“
Finanzminister Lindner: Günstiges Nahverkehrsticket wäre ungerechte Umverteilung
Im Moment schießt der Bund 2,5 Milliarden Euro zu, um die Ausfälle der Bahn und der verschiedenen Verkehrsbetriebe durch die populäre, aber auf drei Monate beschränkte Rabattaktion im Nah- und Regionalverkehr zu kompensieren. Aus Lindners Sicht kann das allerdings keine Lösung von Dauer sein: „Jeder Steuerzuschuss für ein nicht kostendeckendes Ticket bedeutet Umverteilung“, betonte der Finanzminister – und warnte davor, auch im Nahverkehr einer Gratismentalität nach dem Beispiel des bedingungslosen Grundeinkommens das Wort zu reden. „Die Menschen auf dem Land, die keinen Bahnhof in der Nähe haben und auf das Auto angewiesen sind, würden den günstigen Nahverkehr subventionieren. Das halte ich nicht für fair.“
Auch unter den Ländern selbst gibt es offenbar noch Klärungsbedarf. Sie seien bereit, ein Nachfolgeangebot für das Neun-Euro-Ticket mitzufinanzieren, beteuerte die Bremer Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) am Wochenende. Der Bayer Bernreiter dagegen betonte: „In dieser außergewöhnlichen Situation muss der Bund für weitere Entlastungen sorgen – und zwar ausschließlich der Bund.“ Gleichzeitig forderte er eine Fortsetzung des ebenfalls Ende August auslaufenden Tankrabatts, da gerade die Menschen auf dem Land vom Neun-Euro-Ticket kaum oder gar nicht profitierten.
Nachfolge des Neun-Euro-Tickets: Grüne schlagen Regionalticket für 29 Euro vor
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat sich bereits für eine Fortführung des Billigtarifes im Nahverkehr ausgesprochen – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Länder sich auch finanziell beteiligen. Hochgerechnet auf ein Jahr dürfen sich die Einnahmeausfälle der Betreiber bei einer Verlängerung der Neun-Euro-Regelung auf mindestens zehn Milliarden Euro addieren. Selbst ein Ticket für 69 Euro würde nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen noch Mehrkosten von zwei Milliarden bedeuten, bei weiter steigenden Energiepreisen sogar deutlich mehr.
Die Grünen schlagen nun ein sogenanntes Regionalticket für 29 Euro im Monat vor, das für ein ganzes Bundesland oder für zusammenhängende Regionen wie Augsburg–München, das Ruhrgebiet oder Berlin-Brandenburg gelten könnte. Ein bundesweites Ticket würde danach 49 Euro kosten. Der Preis gebe „echte Anreize“ für den Umstieg auf Bus und Bahn und sei gerade für Menschen mit kleinem Geldbeutel geeignet, heißt es in einem Strategiepapier der Partei.
Erste Auswertungen legten nahe, dass tatsächlich Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umgestiegen seien. Finanzieren wollen die Grünen ihren „neuen“ Nahverkehr gerne durch eine Abschaffung der Steuervorteile für Dienstwagen, was Lindner allerdings strikt ablehnt: „Es ist schon linke Polemik, die pauschale Versteuerung eines Geschäftswagens als Privileg zu bezeichnen, denn es ist vor allem eine Steuervereinfachung.“