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Landwirtschaftsminister: Cem Özdemir: Was Allgäuer Landwirte vom neuen Minister halten

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Cem Özdemir: Was Allgäuer Landwirte vom neuen Minister halten

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    Cem Özdemir wird in der Ampel-Regierung Bundeslandwirtschaftsminister. Was erwarten Landwirte im Allgäu von ihm?
    Cem Özdemir wird in der Ampel-Regierung Bundeslandwirtschaftsminister. Was erwarten Landwirte im Allgäu von ihm? Foto: Marijan Murat, dpa (Archivbild)

    Bislang trat er vor allem als Außenexperte bei den Grünen in Erscheinung. Künftig will Cem Özdemir (55) als frisch gebackener Bundeslandwirtschaftsminister „oberster Anwalt der Bauern und Tierschützer“ sein, wie er selbst sagt. Der Sozialpädagoge ist der erste türkischstämmmige und der erste vegetarische Politiker in dieser Funktion. Was halten Bäuerinnen und Bauern aus dem Allgäu von ihm? Und welche Wünsche adressieren sie an den Nachfolger von Julia Klöckner (48, CDU)?

    Das sagen Landwirte aus dem Allgäu über Cem Özdemir

    Romuald Schaber, Ehrenvorsitzender des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) aus Oy-Mittelberg: „Man sollte jedem eine Chance geben. Das gilt auch für Cem Özdemir.“ Er hoffe, dass der neue Minister mehr für die Bauern bewege als Vorgängerin Julia Klöckler: „Von der bin ich sehr enttäuscht."

    Julia Klöckner (l, CDU) empfängt ihren Nachfolger Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen).
    Julia Klöckner (l, CDU) empfängt ihren Nachfolger Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Schabers wichtigste Forderung: „Bevor wieder neue Auflagen für uns Bauern kommen, müssen Preise her, die unsere aktuellen Kosten decken.“ Für konventionelle Betriebe bedeute dies: Mindestens 50 Cent pro Liter Milch (2020 betrug der Preis in Bayern im Schnitt 34,35 Cent pro Liter). Özdemir müsse auf europäischer Ebene darauf drängen, dass deutlich weniger Milch produziert werde.

    Chem Özdemir ist neuer Landwirtschaftsminister: Das erwarten Allgäuer Bauern

    Christine Räder, Geschäftsführerin des Bio-Rings Allgäu, einem Zusammenschluss von jeweils über 300 Bio-Betrieben und Verbrauchern, hätte lieber den Parteilinken Toni Hofreiter anstelle des Realos Cem Özdemir gesehen. Nun hofft die Obergünzburgerin, dass er inhaltlich an die frühere Grünen-Landwirtschaftsministerin Renate Künast anknüpft: „Sie war mit ihrem Bundesprogramm Ökolandbau das Beste, was uns passieren konnte.“ Die Bio-Landwirtschaft zu stärken, ohne die konventionell wirtschaftenden Bauern zu verprellen: Diesen Spagat müsse der neue Landwirtschaftsminister hinbekommen. Helfen könne ihm dabei „seine diplomatische Art“.

    Monika Mayer, Oberallgäuer Kreisbäuerin aus Altusried, ist erleichtert, dass mit Cem Özdemir ein „Realo“ der Grünen Landwirtschaftsminister wird. „Er ist ein gescheiter Mensch und ein Pragmatiker.“ Durch seine Herkunft aus Baden-Württemberg kenne er ähnliche Stukturen in der Landwirtschaft, wie es sie auch im Allgäu gibt. Ihr größter Wunsch: „Die kleinbäuerlichen Betriebe erhalten.“ Dazu müsse die Förderung für Grünland-Betriebe aufrechterhalten werden.

    Franz Hage, Vorsitzender des Alpwirtschaftlichen Vereins aus Untermaiselstein, hält eine „grüne Welle“ in der Landwirtschaft für grundsätzlich in Ordnung. Nur: „Alles braucht Maß und Ziel.“ Özdemir traut er diesen Ansatz zu. Sein Wunsch: „Er sollte darauf achten, dass nicht nur Studierte mitsprechen, sondern Menschen aus der Praxis.“

    "Hauptsache, er kauft auch als Vegetarier die Produkte meiner Landwirtschaftskollegen“

    Alfred Enderle, Präsident des schwäbischen Bauernverbandes aus dem Oberallgäuer Wertach, hofft auf konstruktive Gespräche: „Ich glaube, dass das mit Herrn Özdemir möglich ist.“ Besonders wichtig für die Allgäuer Bauern: Özdemir solle sich dafür einsetzen, dass auch weiterhin die so genannte Kombinationshaltung möglich ist.

    Bedeutet: Die Kühe verbringen einen Teil des Jahres im Freien, den anderen Teil dürfen Landwirte sie in Anbindehaltung im Stall unterbringen. Dass Özdemir der erste vegetarische Landwirtschaftsminister ist, sieht Enderle, anders als manche Kommentatoren im Internet, völlig neutral. „Hauptsache, er kauft auch als Vegetarier die Produkte meiner Landwirtschaftskollegen.“

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