Seit Anfang 2023 besteht die Nato nicht mehr nur aus 30, sondern 31 Mitgliedern. Am 4. April 2023, genau 74 Jahre nach der Gründung der Nato, ist Finnland dem Militärbündnis offiziell beigetreten. "Ich bin zutiefst stolz darauf, Finnland als vollwertiges Mitglied unserer Allianz willkommen zu heißen", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg einer Mitteilung zufolge. Und: "Der Nato-Beitritt ist gut für Finnland, gut für die nordische Sicherheit und gut für die Nato insgesamt."
Doch was bedeutet es eigentlich genau, dass Finnland der NATO beigetreten ist? Wie hat Russland auf den Beitritt reagiert und womit ist zu rechnen?
Was ändert sich durch Finnlands Beitritt in der Nato?
Die Deutsche Bundesregierung definiert die Nato als "das wichtigste sicherheitspolitische Bündnis der Welt". Dabei steht die Abkürzung für "North Atlantic Treaty Organization" - zu Deutsch: Nordatlantische Vertragsorganisation. Das Militärbündnis verknüpfe seit mehr als 70 Jahren Europas und Nordamerikas Sicherheit und es stehe für gemeinsame Sicherheit und Verteidigung, gemeinsame Operationen und für die internationale Kooperation mit Partnern. Als Wertegemeinschaft freier demokratischer Staaten hätten sich die Mitglieder zu Frieden, Demokratie, Freiheit und der Herrschaft des Rechts bekannt.
Als neuestes Mitglied der Nato treffen diese Punkte nun auch auf Finnland zu. Für die anderen Bündnisstaaten bedeutet der Beitritt aber laut tagesschau.de in erster Linie, dass die Beistandspflicht auf Finnland ausgeweitet wird. Sollte Russland, das an das neueste Nato-Mitglied grenzt, also beispielsweise einen Angriff auf Finnland starten, würde sich dieser gegen alle Nato-Mitgliedsstaaten richten. Alle restlichen 30 Länder wären dann aufgefordert, Finnland Beistand zu leisten.
Allerdings wäre auch Finnland zur Hilfestellung verpflichtet, würde ein anderes Nato-Mitglied angegriffen werden. Und laut Stoltenberg verfügt das EU-Land über "beträchtliche und äußerst leistungsfähige" Streitkräfte mit enormer "Widerstandsfähigkeit". Zudem investiere Finnland derzeit in über 60 hochmoderne Kampfjets.
Laut dem International Institute for Strategic Studies (IISS) zählt Finnland schon jetzt zu den Ländern, die jährlich zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung investieren. Diesen Richtwert würden Deutschland sowie etlichen weitere Nato-Länder derzeit nicht erreichen. Die Größe der finnischen Streitkräfte wird vom IISS mit 19.000 Männern und Frauen angegeben. Hinzu kommen rund 238.000 Reservisten. Für den Schutz der Landesgrenzen verfügt Finnland unter anderem über etwa 100 Kampfpanzer sowie Hunderte Artilleriegeschütze.
Finnland in der Nato: Was bedeutet der Beitritt in Bezug auf Russland?
Finnland grenzt auf einer Strecke von rund 1340 Kilometern an Russland. Mit dem finnischen Beitritt hat sich somit die Grenze zwischen der Nato und Russland um ebendiese Zahl verlängert und laut tagesschau.de mehr als verdoppelt. Statt zuvor 1215 Kilometer sind es jetzt 2555 Kilometer.
Mehr Sicherheit vor Russland dürfte Finnlands Beitritt aufgrund der geografischen Lage des Landes zudem vor allem den baltischen Nato-Staaten Estland, Litauen und Lettland bieten.
Stoltenberg sagte am Dienstag, dass der Beitritt Finnlands der Welt gezeigt habe, dass Russlands Präsident Wladimir Putin sein erklärtes Ziel, weniger Nato in Europa, nicht erreicht habe. Es sei sogar das Gegenteil passiert. Die Nato habe ihre Präsenz mit der Bündniserweiterung ausgeweitet. "Mehr Nato und unsere Tür bleibt fest offen", sagte Stoltenberg.
Die Nato hat laut tagesschau.de trotzdem betont, dass es für Russland keinerlei Grund gebe, sich durch die Bündniserweiterung bedroht zu fühlen. Die Nato wolle Russland nicht einkreisen und selbst mit rund 2555 Kilometern sei die gemeinsame Grenze im Vergleich zu der über 20.000 Kilometer langen russischen Landesgrenze relativ klein.
Finnland tritt der Nato bei: Wie hat Russland reagiert und was könnte passieren?
Russland hat den Nato-Beitritt seines Nachbarlandes Finnland tagesschau.de zufolge als Bedrohung für die eigenen Sicherheit kritisiert. "Die Erweiterung der Nato ist ein Angriff auf unsere Sicherheit und die nationalen Interessen Russlands", sagte demnach Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Dienstag. Finnlands Beitritt in das Militärbündnis zwinge Russland dementsprechend zu Gegenmaßnahmen.
Schon während dem Beitrittsprozess hatte auch Putin die Nato-Erweiterung immer wieder als großes Problem bezeichnet. Nach Angaben des russischen Außenministeriums würde der Beitritt Finnlands den russisch-finnischen Beziehungen großen Schaden zufügen. "Russland wird gezwungen sein, entsprechend zu antworten - in militärisch-technischer und in anderer Hinsicht -, um den Gefahren mit Blick auf seine nationale Sicherheit Rechnung zu tragen", hieß es bereits im Mai vergangenen Jahres in einer Mitteilung des Ministeriums.
Derzeit hält die Nato laut tagesschau.de Gewalt eher für unwahrscheinlich. Denkbar sei aber, dass Russland beispielsweise Cyberangriffe gegen Ziele in Finnland führen oder versuchen könnte, mit verstärkten Aktivitäten der Luftstreitkräfte die finnische Bevölkerung zu beunruhigen. Zudem habe Dmitri Medwedew, Vizechef des nationalen Sicherheitsrats und Ex-Präsident, mit einer Stationierung von Atomwaffen in der russischen Ostseeregion gedroht. (mit dpa)