Im Kampf gegen die Corona-Pandemie fördert das Bundesforschungsministerium erstmals die Entwicklung eines nasalen Impfstoffs zum Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung. „Der Impfstoff soll per Nasenspray auf die Nasenschleimhaut aufgetragen werden. So kann dieser direkt dort seine Wirkung entfalten, an der das Virus in den Körper eindringt“, sagte die zuständige Ministerin Bettina Stark-Watzinger unserer Redaktion. Das Fördervolumen für das Projekt Zell-Trans beträgt knapp 1,7 Millionen Euro. Das Geld geht an ein Forscherteam des Universitätsklinikums München unter der Leitung von Professor Josef Rosenecker.
Der große Vorteil eines solchen Schleimhautimpfstoffs: Die Corona-Viren werden direkt im Nasen-Rachen-Raum bekämpft und können sich dort gar nicht erst festsetzen. Damit würde dieses Vakzin nicht nur vor symptomatischen Erkrankungen, sondern bestenfalls gleich vor einer Infektion schützen, wie Rosenecker im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte. Ein Nasenspray hat für den Professor weitere Vorteile. „Die Impfung könnte Needle-less erfolgen, wie es bei den Fachleuten heißt, also ohne Nadel und damit schmerzfrei“, sagte Rosenecker, der auch Kinderarzt ist. Probleme mit verschmutzten Nadeln, wie es sie in einigen Ländern gibt, würden entfallen. Darüber hinaus könnte der Nasenspray-Impfstoff womöglich gar ohne ärztliches Personal verabreicht werden. Am Ende der Forschung kann ein Basisstoff in Pulverform stehen, der bei Raumtemperatur gelagert und erst vor Gebrauch verflüssigt wird. Bislang müssen die flüssigen Corona-Impfstoffe aufwendig gekühlt werden.
Die Impfquote gegen das Coronavirus könnte durch Spray steigen
Für Ministerin Stark-Watzinger hätte das Spray eine erwünschte Nebenwirkung. „Zudem kann die einfache Anwendung eine höhere Akzeptanz bei den Patientinnen und Patienten bewirken“, sagte die FDP-Politikerin. Nicht nur im Inland könnte die Impfquote steigen. Auch globale Impfkampagnen würden einfacher werden, wie das Beispiel der Polio-Schluckimpfung zeigt, mit der die Kinderlähmung weltweit nahezu ausgerottet wurde.
„Zell-Trans“ wird Stark-Watzinger zufolge durch das Förderprogramm „Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung (VIP+)“ gefördert. Ziel ist es, „Ergebnisse mit einem hohen Innovationspotenzial auf ihre wirtschaftlichen Verwertungsmöglichkeiten und gesellschaftlichen Anwendungsoptionen zu validieren“. Die bisherigen Resultate sprechen für sich: Knapp ein Drittel der Projekte entwickelte sich zu Unternehmen. 53 Prozent brachten innerhalb von fünf Jahren entsprechende Produkte und Dienstleistungen auf den Markt. 40 Prozent reichten Patente ein.
Bei Zell-Trans ist die Förderung auf drei Jahre ausgelegt. Rosenecker schätzt, dass eher Jahre denn Monate vergehen werden, bis das Corona-Nasenspray verfügbar ist. Die Gesetze des Marktes gelten allerdings auch hier. Wenn Unternehmen auf die Forschungsergebnisse aufmerksam werden, könnten den Millionen aus der Innovations- und Validierungsförderung des Bundes weitere Millionen Euro aus der Industrie folgen – und die Entwicklung erheblich beschleunigen.