Als Asma al-Assad in Abu Dhabi aus dem Flugzeug stieg, begann für das Regime ihres Mannes eine neue Ära. Zum ersten Mal seit Beginn des Bürgerkrieges in ihrem Land vor zwölf Jahren begleitete die Ehefrau des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ihren Mann jetzt bei einer offiziellen Auslandsreise. Am Flughafen von Abu Dhabi wurden die Assads vom Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Mohammed bin Zayed al-Nahyan, zum Auftakt der Visite am Sonntag herzlich begrüßt. In einem weißen Anzug und mit offenem Haar stieg Asma al-Assad in Abu Dhabi die Treppe des syrischen Regierungsjets herab. Mit Fatima bint Mubarak, der Mutter des VAE-Präsidenten, absolvierte sie ein Damenprogramm, während die beiden Staatschefs ihre Gespräche führten.
Präsident Assad konnte trotz des Krieges bereits mehrmals zu Gesprächen ins Ausland reisen; zuletzt war er vorigen Monat in Oman. Bisher waren seine Visiten aber kurze Abstecher ohne den Pomp eines Staatsbesuches. So war es auch im vergangenen Jahr bei seinem ersten Besuch in den VAE seit Kriegsbeginn. Diesmal aber konnte Assad beim Besuch der Vereinigten Arabischen Emirate seine Frau mitbringen und damit zeigen, dass er in der arabischen Welt rehabilitiert ist.
Asma al-Assad ist eine moderne arabische Frau
Fatima bint Mubarak sprach der syrischen Präsidentengattin ihr Beileid wegen des kürzlichen Erdbebens im Nordwesten Syriens aus, wie staatliche Medien beider Länder meldeten. Fotos zeigten die beiden Frauen im freundlichen Gespräch. Die Berichte und Bilder suggerierten Normalität; die hunderttausenden Todesopfer des syrischen Bürgerkrieges und die Tatsache, dass die VAE jahrelang die Gegner der Assads unterstützten, wurde in der Hofberichterstattung nicht erwähnt. Die 47-jährige Asma al-Assad konnte sich als elegante und moderne arabische Frau zeigen, wie es ihrem Image in der Zeit vor dem Krieg entsprach.
Asma al-Assad wurde als Tochter syrischer Eltern in London geboren, studierte dort Computer-Wissenschaft und arbeitete als Investment-Bankerin. Im Dezember 2000 heiratete sie als 25-Jährige den zehn Jahre älteren Baschar al-Assad. Der ebenfalls in London ausgebildete Augenarzt hatte damals gerade das syrische Präsidentenamt von seinem verstorbenen Vater Hafez übernommen.
Das junge Präsidentenpaar gab sich weltoffen und ließ viele Bürger des Landes auf Reformen hoffen. Asma al-Assad, die neben der syrischen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt, wirkte mit ihrer westlichen Designer-Kleidung und ihrem unbedeckten Haar moderner als die verschleierten Gattinnen anderer arabischer Herrscher. Das Mode-Magazin Vogue nannte sie damals eine „Rose in der Wüste“ und beschrieb sie als „glamourös, jung und sehr schick“.
Dank Moskau hat Baschar al-Assad den Krieg überstanden
Der Artikel wurde später aus dem Online-Archiv der Zeitschrift gelöscht, denn die Assads zeigten bald ein anderes Gesicht. Baschar al-Assad erwies sich als kompromissloser Alleinherrscher. Asma al-Assad blieb an der Seite ihres Mannes, auch als er nach Ausbruch des Volksaufstandes gegen sein Regime im März 2011 auf unbewaffnete Demonstranten schießen ließ.
Die Assads wurden wegen der Kriegsverbrechen des Regimes international zu Parias. Erst im Jahr 2015 konnte Baschar al-Assad zum ersten Mal seit Kriegsbeginn wieder zu einer Auslandsreise aufbrechen: Sie führte ihn zu seinem Schutzherren Wladimir Putin nach Moskau, doch seine Frau ließ er zu Hause.
Syriens First Lady verlegte sich nach Medienberichten zunächst aufs Online-Shoppen, doch ein Jahr nach Beginn des Bürgerkrieges sperrte die EU ihre Konten. Als Finanzexpertin spielte Asma al-Assad später eine wichtige Rolle bei der Entmachtung des Geschäftsmanns Rami Makhlouf, der als reichster Mann Syriens bei den Assads in Ungnade fiel. Vor fünf Jahren erkrankte Asma al-Assad an Brustkrebs, soll sich nach staatlichen Medienberichten aber inzwischen vollkommen erholt haben.
Auch die Türkei nähert sich wieder an Syrien an
Dass sie jetzt mit ihrem Mann nach Abu Dhabi fliegen konnte, macht deutlich, wie weit Syrien bei der Rückkehr in den Kreis arabischer Staaten gekommen ist. Assad hat den Krieg mithilfe Russlands überstanden, auch wenn er die Rebellen militärisch nicht völlig besiegen kann und nur etwa zwei Drittel des syrischen Staatsgebietes beherrscht. Seine Gegner wie die Türkei, Katar und Saudi-Arabien haben den Versuch aufgegeben, ihn zu stürzen. Mehrere arabische Staaten haben ihre Botschaften in Damaskus wieder besetzt. Die regionale Führungsmacht Saudi-Arabien erklärte kürzlich, die Region komme mehr und mehr zu dem Schluss, dass die Isolierung Syriens nicht funktioniere.
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der mit seiner Frau Emine einst Urlaub mit den Assads machte, dann aber zu einem erbitterten Feind des syrischen Staatschefs wurde, will sich bald mit Assad treffen. Asma al-Assad wird künftig wohl noch öfter ins Ausland reisen können. Nur nach London kann sie so bald nicht zurück: In Großbritannien läuft gegen sie ein Ermittlungsverfahren, weil sie den Krieg ihres Mannes unterstützt.