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Nahost-Krieg: Luftangriff auf Familie von Hamas-Chefs erhöht Spannungen

Krieg in Nahost

Luftangriff auf Familie von Hamas-Chef erhöht Spannungen in Nahost

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    Hamas-Chef Ismail Hanija lebt seit Jahren in Katar. Drei seiner Söhne sind nun in Gaza bei einem israelischen Luftangriff getötet worden.
    Hamas-Chef Ismail Hanija lebt seit Jahren in Katar. Drei seiner Söhne sind nun in Gaza bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Foto: Wissam Nassar, dpa

    Die Hamas wirft Israel vor, drei Söhne und vier Enkel ihres Chefs Ismail Hanija getötet zu haben, um die Verhandlungen über eine Feuerpause zu sabotieren. Sie werde die Verhandlungen aber nicht abbrechen, erklärte die Hamas. Der israelische Drohnenangriff lässt die Spannungen im Nahen Osten noch weiter eskalieren: Die USA erwarten einen baldigen Angriff des Iran auf israelische Einrichtungen oder auf das israelische Staatsgebiet.

    Israels Armee hatte am Mittwoch mit einer Drohne im Gaza-Streifen den Wagen von Hanijas Söhne Amir, Hazem und Mohammad beschossen; sie wurden nach israelischen Angaben angegriffen, weil sie Kämpfer der Hamas waren. Hanija sagte dem katarischen Sender Al-Dschasira, seine Söhne seien zu einer Familienfeier zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan unterwegs gewesen. Laut Al-Dschasira kamen dabei auch vier Enkelkinder des 62-jährigen Hanija ums Leben. 

    Revolutionsführer Ali Khamenei: Israel wird bestraft

    Als Reaktion auf den Tod von Hanija Familienmitgliedern warf der Iran der israelischen Regierung vor, sich an „keine menschlichen oder moralischen Prinzipien“ zu halten. Präsident Ebrahim Raisi bekräftigte nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zudem, Teheran werde sich für den israelischen Angriff auf das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt Damaskus rächen, bei dem vorige Woche hochrangige Offiziere der Revolutionsgarde getötet worden waren. Revolutionsführer Ali Khamenei hatte gesagt, Israel müsse und werde bestraft werden.

    Die USA rechnen der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge in den kommenden Tagen mit einem iranischen Vergeltungsangriff auf israelische Regierungseinrichtungen. In diesem Fall will Israel mit Angriffen auf Ziele im Iran reagieren. Iranische Regierungsvertreter hatten auch angedeutet, israelische Botschaften könnten angegriffen werden. US-Präsident Joe Biden sagte Israel den Beistand Amerikas zu. Der Kommandant der US-Truppen in Nahost, General Erik Kurilla, traf nach Medienberichten am Donnerstag zu einem Besuch in Israel ein.

    Washington forderte zuletzt eine Waffenruhe in Gaza

    Die USA hatten zuletzt die israelische Kriegsführung in Gaza kritisiert und eine Waffenruhe gefordert. CIA-Chef William Burns war zu Gesprächen über eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas nach Kairo gereist. Hanija ist als Chef des Politbüros seiner Organisation neben dem Hamas-Anführer in Gaza, Yahya Sinwar, der wichtigste Entscheidungsträger der Terrorgruppe in den Verhandlungen über eine Waffenruhe. In den Gesprächen, bei denen Katar, Ägypten und die USA zwischen der Hamas und Israel vermitteln, hatte es in den vergangenen Tagen Fortschritte gegeben. Derzeit warten die Vermittler auf eine Antwort der Hamas auf Vorschläge der USA für eine 40-tägige Kampfpause, eine Freilassung von israelischen Geiseln der Hamas und eine Haftentlassung palästinensischer Häftlinge in Israel.

    Die Hamas bleibe trotz des Drohnenangriffs auf seine Familie bei ihren Positionen in den Verhandlungen, sagte Hanija im Gespräch mit Al-Dschasira. Hamas verlangt einen dauerhaften Waffenstillstand, was Israel ablehnt. Der frühere Hamas-Gesundheitsminister Bassem Naim, Mitglied im Hamas-Politbüro, warf dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vor, die Verhandlungen über eine Waffenruhe mit „schmutzigen Tricks“ sabotieren zu wollen. Israelische Medien berichteten, der Premier sei nicht vorab über den Angriff auf den Wagen von Hanijas Söhnen informiert worden.

    Hamas-Führer Hanija lebt in Katar

    Hanija erfuhr während eines Besuches von Opfern des Gaza-Krieges in einem Krankenhaus in Katar am Mittwoch vom Tod seiner Familienmitglieder. Im Interview mit Al-Dschasirah sagte er kurz darauf, seit Ausbruch des Krieges im Oktober seien rund 60 Mitglieder seiner Familie in Gaza getötet worden. Hanija hatte Gaza vor fünf Jahren verlassen und lebt seither im Exil, zunächst in der Türkei und heute in Katar.

    Der Angriff auf Hanijas Söhne sei möglicherweise ein Versuch Israels, die Hamas zu Zugeständnissen in den Verhandlungen über eine Feuerpause in Gaza zu bewegen, sagt Pinar Akpinar, Expertin für die Golf-Region an der Universität von Katar. Der jüdische Staat habe demonstriert, dass er willens und in der Lage sei, Anführer der Hamas ins Visier zu nehmen, sagte Akpinar unserer Zeitung. Allerdings könne Israel das Gegenteil von seinem Ziel erreichen: Wenn Hamas seine Position in den Gesprächen verhärte, könnten die Verhandlungen scheitern. Akpinar hält es zudem für möglich, dass der israelische Angriff das Misstrauen in der Region gegenüber den USA und anderen westlichen Partnern stärken wird. 

    Erste Anzeichen dafür gibt es. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte Hanija in einem Beileids-Telefonat, Israel werde wegen seiner „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zur Rechenschaft gezogen werden. 

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