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Nahost-Konflikt : Wie könnte eine Zukunft für Gaza aussehen?

Nahost-Konflikt

Wie könnte eine Zukunft für Gaza aussehen?

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    Trümmer und Müll dominieren die Szenerie in Gaza-Stadt. Wie kann es gelingen, die Spirale aus Hass und Gewalt zu durchbrechen?
    Trümmer und Müll dominieren die Szenerie in Gaza-Stadt. Wie kann es gelingen, die Spirale aus Hass und Gewalt zu durchbrechen? Foto: Abdel Kareem Hana, AP/dpa

    Geröll und Trümmer, so weit das Auge reicht, hin und wieder das graue Skelett eines Gebäudes, Stahlträger, die verformt und nutzlos gen Himmel ragen. Aus diesem verwüsteten Fleckchen Erde, nicht einmal halb so groß wie die Stadt Berlin, will US-Präsident Donald Trump die „Riviera des Nahen Ostens“ machen, wie er am Dienstag verkündete. Die gut zwei Millionen Palästinenser, die dort leben, sollen in der Zwischenzeit auf arabische Staaten wie Ägypten und Jordanien aufgeteilt werden – nur solange, bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist, wie US-Außenminister Marco Rubio inzwischen erklärt hat. Der Plan ist international auf breite Ablehnung gestoßen. Er erinnert indes an ein großes Versäumnis: Auch 16 Monate nach Kriegsbeginn ist weiter unklar, wie die Zukunft Gazas aussehen soll.

    Einige westlichen Regierungen favorisieren die Möglichkeit, dass die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) die Kontrolle über Gaza übernimmt. Zwar gilt die PA, die Teile des Westjordanlands regiert, als korrupt und hat Umfragen zufolge kaum Rückhalt in der palästinensischen Gesellschaft. Aber sie hat Regierungserfahrung und kooperiert mit Israel seit Jahrzehnten. Israels Regierung lehnt dieses Szenario trotzdem ab: Sie verweist darauf, dass die PA Terror fördere, indem sie den Familien getöteter Attentäter besondere Finanzhilfen zuweise. Ein weiterer Einwand dürfte darin bestehen, dass eine PA-Regierung in Gaza die Gründung eines Palästinenserstaates machbarer erscheinen ließe. Denn zum ersten Mal seit Jahrzehnten würden die Palästinensergebiete vom selben palästinensischen Akteur kontrolliert.

    Die Hamas dürfte kaum bereit sein, ihre Waffen abzugeben

    Zudem steht längst nicht fest, dass die Hamas nach 15 Monaten erbitterter Kämpfe ihre Macht an ihren größten palästinensischen Rivalen zu übergeben. Erst recht nicht dürfte sie bereit sein, ihre Waffen abzugeben. Und die Sicherheitskräfte der PA hätten allein gegen die Hamas kaum eine Chance.

    Ein weiteres Modell, das manche US-Denkfabriken anvisieren, sieht vor, dass eine von arabischen Staaten entsandte Friedenstruppen zeitweise die Kontrolle über Gaza übernehmen. Die Hamas hat sich aber bereits dagegen ausgesprochen – und noch haben sich keine arabischen Staaten gefunden, die sich beteiligen würden. „So eine Lösung eignet sich gut für Präsentationen, aber in der Realität lässt sich das nicht umsetzen“, urteilt Michael Milshtein, Vorsitzender des Forums für Palästinenserstudien an der Universität von Tel Aviv, im Gespräch mit dieser Redaktion.

    Experte Michael Milshtein glaubt, dass sich die Terrorgruppe in Gaza an der Macht hält

    Milshtein, der früher die Abteilung für palästinensische Angelegenheiten des militärischen Geheimdienstes Israels leitete, geht davon aus, dass die Hamas in Gaza an der Macht bleibt. „Sie baut schon jetzt ihre Kräfte wieder auf. Die Unterstützung für die Hamas in der palästinensischen Gesellschaft ist breit und authentisch, und ich rechne damit, dass sie nach dem Krieg noch wachsen wird.“

    Nach dem Massaker des 7. Oktobers 2023 hatte Israels Regierung die militärische und politische Entmachtung der Hamas in Gaza zu einem ihrer Kriegsziele erklärt. Doch in der Abwesenheit einer Alternative demonstriert die Hamas nun öffentlich ihre Macht, wie etwa bei der Übergabe israelischer Geiseln, die von Hunderten bewaffneten Hamas-Männern umringt wurden.

    Sollte die Hamas sich in Gaza tatsächlich an der Macht halten, wäre das nicht nur für Israel eine schlechte Nachricht. Denn es würden sich mit Ausnahme des Golfstaats Katar wohl kaum Staaten finden, die den aufwendigen Wiederaufbau in Gaza zu finanzieren bereit sind, solange dort eine Terrororganisation herrscht.

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    1 Kommentar
    Rainer Kraus

    Zuerst müssen die, die GAZA zerstört und die Menschen dort ermordet haben zur Rechenschaft und Wiedergutmachung verurteilt werden und dann kann über die Zukunft gesprochen werden.

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