Israelische Truppen haben im Libanon nach Darstellung der Vereinten Nationen das Hauptquartier der UN-Mission Unifil beschossen und dabei mindestens zwei UN-Soldaten verletzt. Ein Panzer der israelischen Armee habe einen Beobachtungsposten der Vereinten Nationen direkt getroffen, teilte ein Unifil-Sprecher mit. Es sind die ersten Opfer in den Reihen der Blauhelm-Mission seit Beginn von Israels Bodenoffensive im Libanon gegen die proiranische Hisbollah-Miliz vor rund einer Woche.
Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, den Bericht zu prüfen. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, nach aktuellen Erkenntnissen seien keine deutschen UN-Soldaten getroffen worden.
Borrell verurteilt Angriff auf Unifil
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte den «inakzeptablen Akt», für den es keine Rechtfertigung gebe. In einem Post auf X sagte er, im Libanon sei eine weitere Linie gefährlich überschritten worden. Jeder vorsätzliche Angriff auf Friedenstruppen sei ein schwerer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates. Israel sei verpflichtet, beide Gesetze zu respektieren. Die Täter müssten vollständig zur Rechenschaft gezogen werden.
Die UN-Mission überwacht das Grenzgebiet seit Jahrzehnten. Daran sind mehr als 10.000 UN-Soldaten aus mehr als 50 Ländern beteiligt, darunter auch Deutsche. Viele der UN-Truppen stammen unter anderem Indonesien, Italien und Indien.
Der Beschuss ereignete sich in Nakura im südlichen Grenzgebiet. An der Mittelmeerküste ist es der erste größere Ort im Libanon nahe der Demarkationslinie mit Israel. Die Unifil-Mission hat hier ihr Hauptquartier. Dieses und die Umgebung seien «wiederholt getroffen» worden, erklärte der Unifil-Sprecher. Die beiden UN-Soldaten seien nicht schwer verletzt, nach dem Angriff aber im Krankenhaus. Ein weiterer israelischer Angriff habe auch den Eingang zu einem Bunker getroffen, in dem UN-Soldaten Schutz gesucht hatten. Dabei seien auch UN-Fahrzeuge und ein Kommunikationssystem beschädigt worden.
Scharfe Kritik aus Irland
Israels Armee hatte vor eine Woche eine Bodenoffensive im Libanon begonnen und kämpft dort nach eigenen Angaben gegen die islamistische Hisbollah. Zugleich steigt die Gefahr möglicher Zusammenstöße mit der libanesischen Armee sowie mit den UN-Soldaten. Die libanesische Armee ist nicht direkt am Konflikt beteiligt, doch hat auch sie bereits Todesopfer nach Zusammenstößen mit israelischen Truppen gemeldet.
Irlands Präsident Michael D. Higgins, dessen Land mehr als 300 der UN-Soldaten stellt, hatte das israelische Vorgehen zuvor scharf kritisiert. Israels Armee habe die Friedenstruppen bedroht und wolle sie evakuieren lassen, teilte Higgins vor einigen Tagen mit. Israel fordere sogar, dass die gesamte Unifil-Mission sich aus dem Grenzgebiet entferne.
Schon vor einigen Tagen hatte sich die UN-Mission «zutiefst besorgt» gezeigt über Aktivitäten des israelischen Militärs «in unmittelbarer Nähe» zu einem ihrer Posten. Sie bezog sich dabei auf einen Angriff nahe Marun ar-Ras im Grenzgebiet weiter östlich von Nakura.
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