Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Nach Polizeieinsatz mit einem Toten in Mannheim: Flut von Hass-Kommentaren im Internet

Internet-Hetze

Nach Polizeieinsatz mit einem Toten: Flut von Kommentaren

    • |
    Hass und Hetze sind im Internet Alltag – und machen auch vor Polizeibeamten nicht Halt
    Hass und Hetze sind im Internet Alltag – und machen auch vor Polizeibeamten nicht Halt Foto: Fabian Sommer, dpa

    Hass und Hetze: Nach dem Polizeieinsatz mit einem Toten in Mannheim brach über die Polizei eine Welle von Kommentaren in den sozialen Medien herein. Mehr als 10.000 Einträge gibt es mittlerweile zu dem Tod des 47-Jährigen vor zwei Wochen. Nicht wenige davon seien strafrechtlich relevant, so die

    Hetze gegen Polizei: 150 strafrechtlich relevante Kommentare

    3500 Kommentare hätte das Landeskriminalamt (LKA) ausgewertet. Wie viele Strafverfahren tatsächlich wegen diffamierender Inhalte eingeleitet werden, sei aber noch nicht bekannt. Vor allem weil die Ermittlungen gegen die zwei Beamten des Polizeipräsidiums Mannheim wegen Verdachts der Körperverletzung im Amt mit Todesfolge Vorrang haben.

    Dazu seien bislang mehr als 30 Zeugen vernommen worden. Mehr als 70 Videos würden gesichtet. Einige davon sollen zeigen, wie einer der zwei Beamten auf den Kopf des am Boden liegenden Mannes eingeschlagen haben soll. Die zwei vom Dienst suspendierten Beamten haben sich laut LKA bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Todesursache des Mannes ist noch unbekannt. Darüber soll eine feingewebliche Untersuchung Klarheit bringen. Deren Ergebnis wird allerdings erst in vier bis acht Wochen erwartet.

    Hetze im Netz: Gründe für Polizei-Hass auf Social Media

    Und auch die Kommentare werden die Beamten noch beschäftigen. Zu ihnen sagte der Kommunikationswissenschaftler Stefan Jarolimek von der Deutschen Hochschule für Polizei in Münster: "Der Polizist ist in seiner Uniform sichtbarer und greifbarer als ein Politiker." Der Unmut gegen den Staat und die Corona-Einschränkungen habe sich in vielen Wegen manifestiert, unter anderem auch in vermehrter Kritik an der Polizei im Netz. Auch die aus den USA nach Deutschland übergeschwappte aggressive Stimmung nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz habe dazu beigetragen, dass das Ansehen der Polizei auch hierzulande gesunken ist – obwohl Struktur und Ausbildung der Polizei in

    Im Netz verleitet außerdem die Anonymität von Twitter und Co., seine Meinung zu sagen und damit auch unterhalb der Gürtellinie zu landen. Dabei sei der Ton überall rauer geworden.

    Polizisten-Hass im Internet: Wie gehen Beamte damit um?

    Wie von Polizei-Seite besonders mit pauschalisiertem Hass auf alle Beamte damit umgegangen wird, ist unterschiedlich. Die Beamten könnten in den sozialen Medien zwei Linien verfolgen: Manchmal würde man versuchen, nicht weiter darauf einzugehen, um eine noch größere Verbreitung der beleidigenden Ausgangsposts zu vermeiden. In anderen Fällen könne es sinnvoll sein, dass eine Führungskraft auf die Kritik eingehe und das Prozedere der Ermittlungen transparent mache. "Das zu entscheiden, verlangt viel Fingerspitzengefühl", sagte Jarolimek.

    Gar nicht mehr auf soziale Medien einzugehen, sei vergleichbar mit dem Rückzug der Polizei aus bestimmten Vierteln der Städte. Nirgendwo würden jedoch so viele Menschen erreicht, die auch bei Aufklärung und Fahndung sowie der Suche nach Vermissten helfen könnten.

    Polizei auf Social Media: Aufklärung über soziale Netzwerke

    Der Sprecher des LKA sagte, eine ähnlich hohe Zahl von polizeikritischen Mails habe es bei den mutmaßlich von einem Wilderer abgegebenen tödlichen Schüssen auf eine junge Polizistin und ihren Kollegen in der Pfalz gegeben. Strafrechtlich relevant seien dabei Kommentare gewesen, die das Verbrechen billigen und gutheißen.

    Wie wichtig die Beobachtung der sozialen Medien sei, habe sich bei dem Mannheimer Fall gezeigt: So habe die Polizei auf Falschmeldungen reagieren können, dass es sich bei dem Toten um einen Türken handele. Sie informierte darüber, dass er kroatischer Herkunft sei. Damit seien viele türkische Bürger beruhigt worden, die den Fall für einen Beweis der von ihnen empfundenen Diskriminierung gehalten hätten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden