Im Eklat um die konstituierende Sitzung des Thüringer Landtags steht ein Mann besonders Fokus: Alterspräsident Jürgen Treutler. Er ist Mitglied von der in Thüringen als gesichert rechtsextremistisch eingestuften AfD. Der 73 Jahre alte Rentner sitzt erstmals im Thüringer Landtag. Bei der Wahl am 1. September entschied er mit 42,6 Prozent der Erststimmen den Wahlkreis Sonneberg I für sich.
AfD nominiert Wiebke Muhsal als Kandidatin zur Landtagspräsidentin
Sein Geburtsjahrgang 1951 macht ihn zur zentralen Figur im Chaos Erfurter Landtag. Anders als im Bundestag oder wenigen anderen Landesparlamenten übernimmt in Thüringen nicht das dienstälteste Mitglied die Rolle des Alterspräsidenten, sondern das an Lebensjahren älteste. Die AfD hat Wiebke Muhsal als Kandidatin für das Amt der Landtagspräsidentin nominiert.
Nach Eklat um Treutler: CDU ruft Verfassungsgerichtshof Thüringen an
Mittlerweile scheinen die Fronten derart verhärtet, dass in dem Streit die CDU-Fraktion das Landesverfassungsgericht angerufen hat. Der oder die Landtagspräsident/in wird am Donnerstag nicht gewählt, die Entscheidung wurde auf Samstag vertagt. Das Landesverfassungsgericht soll nun entscheiden, welche Regeln bei der Wahl gelten.
Nach Welt-Recherchen soll die AfD den gebürtigen Sachsen aufgrund seines Alters als Landtagskandidaten nominiert haben, um das Amt besetzen zu können. Anfang des Jahres hatte die Partei in dem Wahlkreis einstimmig einen anderen Kandidaten für den Landtag vorgeschlagen, der im Sommer dann durch Treutler ersetzt wurde. «Sie können sicher sein, dass wir als AfD Thüringen eine sehr weitreichende strategische Planung haben», sagte Landeschef Björn Höcke der Welt.
Treutlers arbeitete als Ingenieur in der Energieversorgung
Treutler wurde in Silberstraße nahe Zwickau geboren. In der DDR schloss er sein Maschinenbaustudium als Diplomingenieur ab und arbeitete bis nach der Wende im Bereich Energieversorgung. 2017 trat er in die AfD ein, nach eigenen Angaben aus Ärger über die Flüchtlingspolitik der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Im Jahr darauf nahm der Thüringer Verfassungsschutz die AfD um Höcke ins Visier.
Von 2019 an saß Treutler im Kreistag Sonneberg, zuletzt als Vorsitzender der AfD-Fraktion. Zudem wurde er im August Vorsitzender des Stadtrats in Sonneberg. Dort lebt er seit mehr als 30 Jahren. 2021 verpasst er den Einzug in den Bundestag für die AfD. (mit dpa)
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