Der Montag war ein Schicksalstag für Großbritannien, Boris Johnson und die konservative Regierung. Denn obwohl er das Misstrauensvotum gewinnen konnte, wie lange er noch Premierminister bleibt, ist völlig offen. Schließlich ist sein Ruf durch das Votum erneut beschädigt worden und die von ihm formulierte Hoffnung, die Partygate-Affäre durch die Abstimmung endlich hinter sich zu lassen, und sich auf die wichtigen Themen zu konzentrieren, unbegründet. Das Thema ist angesichts eines Untersuchungsausschusses, der herausfinden soll, ob er das Parlament belogen hat, schließlich noch lange nicht vom Tisch.
Außerdem haben die Tories haben mehr als einmal klargemacht, dass sie ihn loswerden, wenn sie das wollen – so oder so. Johnson wurde strategisch eingesetzt, um den Brexit durchzuboxen; und genauso strategisch wird man sich ihm auch wieder entledigen, zum Beispiel, wenn der richtige Nachfolger für das Amt am Horizont erscheint.
Die Queen nimmt ihr Amt auch nach 70 Jahren noch durchaus ernst
Ein Schicksalstag war das Votum aber auch, weil die konservative Partei einen entscheidenden Moment verpasst hat, um sich seiner zu entledigen. Denn die Stimmung war in vielen Teilen des Landes während den Feierlichkeiten anlässlich des Thronjubiläums der Queen so gut wie lange nicht. Viele Menschen wurden durch die Monarchin daran erinnert, dass es Menschen in ihrem Land gibt, die ihr Amt durchaus ernst nehmen und es allem Anschein nach nicht missbrauchen.
Hätten sich die Tories jetzt von Johnson losgesagt, wer weiß, vielleicht hätte es manchen Britinnen und Britinnen auch die Hoffnung in die Integrität von Politikerinnen und Politikern zurückgeben. Denn diese erwarten nach Monaten, in denen Johnson die Latte für Politiker immer niedriger hängte, ohnehin nichts mehr von ihrer Regierung. Das hätte sich jetzt ändern können. Diese Chance haben sie wohl vertan, wieder einmal und vielleicht für sehr lange Zeit.