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Sicherheitslage: Welche Bedeutung "Air Defender 2023" hat

Militärübung

Luftwaffe probt am Himmel über Deutschland den militärischen Ernstfall

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    Mit "Air Defender" startet über Deutschland bald die größte Nato-Übung ihrer Art.
    Mit "Air Defender" startet über Deutschland bald die größte Nato-Übung ihrer Art. Foto: Georg Wendt, dpa

    Am Montag beginnt die wohl größte Luftwaffen-Übung seit Bestehen der Nato. Ein Militär-Manöver, das viele Bürgerinnen und Bürger direkt und indirekt mitbekommen werden, denn es spielt sich vor allem am Himmel über Deutschland ab. Für die zuletzt so angeschlagene Bundeswehr ist es eine Bewährungsprobe. „Über 25 Staaten beteiligen sich mit 10.000 Soldaten. Unsere Luftwaffe hat die Führungsrolle inne. Das ist schon eine große Verantwortung und militärtechnisch eine Herausforderung, verschiedene Nationen und Typen von Kampfflugzeugen und Waffensystemen zu koordinieren“, sagt der CDU-Militärexperte Roderich Kiesewetter unserer Redaktion. Doch wozu dient das Projekt? 

    Vor Beginn bemühen sich die Verantwortlichen, den defensiven Charakter zu betonen. „Mit Air Defender zeigen wir eindrucksvoll die Verteidigungsfähigkeit unseres Bündnisses“, sagt Ingo Gerhartz, Inspekteur der deutschen Luftwaffe. „Es sind fast alle Nato-Staaten dabei, aber es ist keine Nato-Übung, sondern eine von Deutschland geführte“, betont Gerhartz. Er war es auch, der den US-Partnern die Idee zu „

    Die Idee zu "Air Defender" gab es schon vor dem Krieg in der Ukraine

    Fünf Jahre sind seitdem vergangen – und die Sicherheitslage in Europa hat sich dramatisch verändert, wie auch Kiesewetter betont. „Auch wenn es ein Übungsszenario ist, umso realistischer ist es mittlerweile. Die Bedrohung ist angesichts des russischen völkerrechtswidrigen Angriffskrieges und der Bedrohung der Ostflanke sehr real, auch wenn es ja eine Übung ohne konkreten Gegner ist“, sagt der CDU-Politiker. Für viele Partner sei diese Übung „ein enorm wichtiger Bestandteil glaubwürdiger gemeinsamer Abschreckung im Verteidigungsbündnis“. 

    Es geht für Kiesewetter auch um ein Signal der Geschlossenheit und Entschlossenheit. „Die Nato, Europa, die USA und asiatische Partner, sie alle stehen bei Bedrohungen zusammen, die Nato als Verteidigungsbündnis ist stark und quicklebendig“, sagt er.

    Es geht auch darum, Entschlossenheit gegen Wladimir Putin zu zeigen

    Die meiste Kampfkraft bringen erwartungsgemäß die Vereinigten Staaten mit. Genau wie Inspekteur Gerhartz ist es auch deren Vertreterinnen und Vertretern wichtig, den defensiven Charakter des Manövers zu betonen. So sprach US-Botschafterin Amy Gutmann mehrfach davon, es gehe den USA darum, militärischen Konflikten präventiv zuvorzukommen. Von einem Signal an Wladimir Putin will niemand offen sprechen. Auf Nachfrage lässt sich Gutmann dann aber doch noch zu einer Ansage an den Kreml hinreißen. „Diese Übung ist für jeden, der zuschaut, eindrucksvoll. Man sollte nie die Stärke und den Geist unserer Allianz unterschätzen – das trifft auch auf Herrn Putin zu.“ 

    Viele Reisende fürchten Auswirkungen des Manövers auf ihre Flugzeiten. Denn sobald ein Militärflieger in der Luft ist, wird der gesamte Luftraum in Sichtweite für andere Maschinen zum Tabu. Bei rund 2000 Militärübungen könnte das zu massiven Verspätungen führen, so die Befürchtung. 

    Wenn Militärflieger in der Luft sind, müssen Passagiermaschinen warten

    Um Ausfälle bei Passagiermaschinen zu vermeiden, will die Luftwaffe während der Übung an zivilen Flughäfen das Nachtflugverbot kurzfristig aussetzen. Dem haben bisher aber erst wenige Bundesländer zugestimmt. Auch ist unklar, ob es dafür überhaupt genug Fluglotsen gibt. Zwar will die deutsche Flugsicherung ihr Personal bis Übungsstart noch aufstocken, verpasste es Insidern zufolge aber wohl, rechtzeitig für die zehn Trainingstage eine Urlaubssperre zu verhängen. Unklar ist auch, wie hoch die Rechnung für „Air Defender“ sein wird. Luftwaffen-Inspekteur Gerhartz will keine konkrete Zahl nennen. 

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