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Militär: Atomwaffenstaaten weltweit stärken ihre Arsenale

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Atomwaffenstaaten weltweit stärken ihre Arsenale

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    Die weltweiten Ausgaben für Atomwaffen sind 2022 nach einer Untersuchung der Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) das dritte Jahr in Folge gestiegen.
    Die weltweiten Ausgaben für Atomwaffen sind 2022 nach einer Untersuchung der Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) das dritte Jahr in Folge gestiegen. Foto: dpa

    Es ist ein militärischer Trend, der Milliarden Euro verschlingt und die Welt immer unsicherer macht: Die USA, Russland und die sieben anderen Staaten mit Atomwaffen treiben ihre Rüstung konsequent voran. „Die neun nuklear bewaffneten Staaten modernisieren ihre Atomwaffenarsenale weiter“, schreiben die Experten des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri in ihrem Jahrbuch 2023, das am Montag erschien. Vom weltweiten Gesamtbestand von schätzungsweise 12.512 Sprengköpfen seien im Januar des laufenden Jahres 9.576 potenziell einsatzfähig gewesen – 86 mehr als im Januar 2022. „Wir driften in eine der gefährlichsten Perioden der Menschheitsgeschichte", warnt Sipri-Direktor Dan Smith. 

    Die neun Staaten insgesamt haben sogar zum dritten Mal in Folge ihre Investitionen in die Arsenale erhöht: Damit ist ein atomares Wettrüsten in vollem Gang. Die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel wendeten im Jahr 2022 rund 82,9 Milliarden US-Dollar für die Bomben auf. Das sind drei Prozent mehr als im Jahr 2021, wie aus dem neuesten Report der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) hervorgeht, der ebenfalls am Montag veröffentlicht wurde. Zudem berichten die Rüstungsgegner von laufenden Verträgen über Atomwaffen mit einem Volumen von mindestens 278,6 Milliarden US-Dollar. Diese Abmachungen erstrecken sich nach den Recherchen teilweise über mehrere Jahrzehnte. 

    Putin droht immer wieder mit Atomwaffen

    US-Amerikaner und Russen gebieten über knapp 90 Prozent der atomaren Sprengköpfe. Die Größe der jeweiligen Atomwaffenarsenale scheint 2022 laut Sipri „relativ stabil geblieben zu sein“. Allerdings habe die Transparenz in beiden Ländern nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 abgenommen. 

    Mit den Atomwaffen kaufen sich die Neun enorme militärische Macht. Russlands Präsident Wladimir Putin sicherte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine von Anfang an mit atomaren Provokationen ab: Wer sich Russland direkt in den Weg stelle, der müsse mit dem Schlimmsten rechnen. Damit stachelt Putin andere Staaten an, es ihm gleichzutun. China etwa beobachtet genau, wie die internationale Reaktion auf Putins waghalsige Manöver ausfällt. "China hat damit begonnen, sein Atomwaffenarsenal erheblich auszubauen", erklärte Hans M. Kristensen vom Sipri-Programm für Massenvernichtungswaffen. Die Chinesen erhöhten die Zahl ihrer nuklearen Sprengköpfe von 350 im Januar 2022 auf 410 im Januar 2023. Es sei zu befürchten, so jedenfalls schreiben es die Sipri-Experten, dass China an der Schwelle des nächsten Jahrzehnts über mindestens genauso viele Interkontinentalraketen verfügen wird wie die USA oder Russland.

    Friedensforscher fordern nukleare Abrüstung

    Die wachsende Rivalität der Großmächte, offene Drohungen und scharfe Rhetorik sowie das Risiko eines technischen oder menschlichen Versagens könnte die Welt nach den Befürchtungen der Sipri-Experten in einen Atomkrieg stürzen. Auch ICAN prangert die Milliarden für die nukleare Bewaffnung an: „Die Ausgaben für Atomwaffen sind stetig gestiegen, ohne dass sich das Sicherheitsumfeld dadurch messbar verbessert hätte. Wenn überhaupt, dann verschlechtert sich die Situation.“ 

    Um das Horrorszenario einer Konfrontation mit Nuklearwaffen zu verhindern, werben die Rüstungsgegner für den Atomwaffenverbotsvertrag, der 2021 in Kraft trat. Doch kein einziger Atomwaffenstaat denkt daran, die Vernichtungssysteme aufzugeben und sich dem Verbotsvertrag anzuschließen. Russische Diplomaten verhöhnten das Abkommen als Pakt der Schwächlinge. Und die USA üben offenen Druck auf Nato-Staaten aus, dem Vertrag nicht beizutreten. 

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