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Migration: Integrationsbeauftragte: Geflüchtete Frauen sind Motoren der Integration

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Integrationsbeauftragte: Geflüchtete Frauen sind Motoren der Integration

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    CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz sagt, Frauen komme bei der Integration von Familien eine wichtige Rolle zu.
    CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz sagt, Frauen komme bei der Integration von Familien eine wichtige Rolle zu. Foto: Soeren Stache, dpa

    Sprechen Flüchtlingsfrauen gut Deutsch und verdienen ihr eigenes Geld, dann winkt die doppelte Rendite der Integration, wie es die Wissenschaftler nennen. Sie stehen einerseits auf eigenen Füßen und leben andererseits ihren Kindern die Werte der deutschen Gesellschaft, wie Fleiß und Gleichberechtigung, vor.

    Was in der Theorie gut klingt, funktioniert in der Praxis bislang aber nur unzureichend. Laut dem Monitor Familienforschung des Bundesfamilienministeriums vom Januar sind unter den Flüchtlingen, die eine Stelle gefunden haben, über 80 Prozent Männer. Von den wenigen Frauen, die arbeiten, hat ein Drittel nur einen Minijob.

    Berufstätige Frauen sind in vielen Ländern die Ausnahme

    Die Ursachen dafür liegen in ihren Herkunftsländern. In muslimischen Gesellschaften wie in Syrien, dem Irak oder Afghanistan sind berufstätige Frauen die Ausnahme. So bringen dem Familienmonitor zufolge nur 37 Prozent Berufserfahrung mit, während es bei den Männern drei Viertel sind. Generell schlecht steht es zudem um die Ausbildung. Sieben von zehn Asylbewerbern verfügen über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Die Werte sind für Männer und Frauen beinahe deckungsgleich. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), hatte das Problem schon früh erkannt und bereits am Jahresbeginn mit der Bundesagentur für Arbeit eine Zusammenarbeit beschlossen. Die Arbeitsämter sollen vor allem weibliche Migranten intensiver beraten und speziell für sie passende Angebote bereitstellen. Nun will sie auf der am Montag beginnenden Fachkonferenz in Ulm mit ihren Kollegen aus Ländern und Kommunen nachlegen und für bessere Angebote trommeln.

    Besonders junge Mütter fallen durch das Raster, weil sie sich fast ausschließlich allein um den Nachwuchs kümmern. Gehen die Kinder nicht in Krippe oder Kindergarten, können sie nicht arbeiten. Gelingt das Ankommen in Deutschland nicht zügig nach der Flucht, wird es von Jahr zu Jahr schwieriger. Gastarbeiter, die nach Jahrzehnten in Deutschland kaum einen Satz auf Deutsch sprechen können, sind ein mahnendes Beispiel für Eile. „Damit Integration gelingt, müssen wir Menschen, die zu uns kommen, Sprache und Werte von Anfang an vermitteln“, betont Widmann-Mauz.

    Asylbewerber profitieren von guter Wirtschaftslage der letzten Jahre

    Derzeit profitieren die Neuankömmlinge von einer Sondersituation. Weil die Unternehmen in Deutschland im zehnten Aufschwungsjahr nach Personal hungern, haben trotz schlechter Ausgangslage vergleichsweise viele Asylbewerber einen Arbeitsplatz ergattert. Im April waren es aus den wichtigsten Herkunftsländern rund 370.000, während rund 40.000 junge Geflüchtete inzwischen eine Ausbildung machen. Gerade für das Handwerk sind sie eine Hoffnung in Zeiten des Lehrlingsmangels.

    Obwohl Bund, Länder und Kommunen viel Geld aufwenden, gibt es bei der Vorbereitung auf das Leben in Deutschland noch Luft für Verbesserungen. Hier angekommen, erhalten Flüchtlinge 600 Stunden Deutschunterricht in den Integrationskursen. Womöglich ist das aber nicht genug, denn nur die Hälfte der Teilnehmer besteht den Abschlusstest. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Sie reichen von der fehlenden Lernkultur in der Heimat über Traumatisierungen durch Krieg und Flucht bis hin zu der Tatsache, dass die meisten Schutzsuchenden bereits erwachsen sind. Kindern fällt das Erlernen einer Fremdsprache hingegen leichter.

    In den nächsten zehn Jahren verabschieden sich in Deutschland die geburtenstärksten Jahrgänge in die Rente. Der Fachkräftemangel wird nach allen Prognosen gravierender. Deutschland kann den Mangel lindern, wenn die Flüchtlinge ordentlich Deutsch lernen.

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