Widersprüchlicher geht es kaum. Auf Schnittblumen erhebt der Fiskus den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, auf Topfblumen dagegen die vollen 19 Prozent. Für Babynahrung gibt es keinen Steuerrabatt, für Hundefutter aber sehr wohl. Und, noch paradoxer: Die Trüffel für die Feinschmecker im Lande fallen unter den ermäßigten Steuersatz, der eigentlich nur für Waren des grundlegenden Bedarfs wie Lebensmittel, Zeitungen, Zeitschriften oder für Tickets für den Nahverkehr gelten soll - für ein Alltagsprodukt wie eine Windel dagegen sind 19 Prozent Steuer fällig.
Mit seinem Vorschlag, den ermäßigten Satz für Lebensmittel auf fünf Prozent zu senken, zielt Bundeskanzler Olaf Scholz ebenso am Problem vorbei wie die Union, die Butter, Brot, Milch und andere Grundnahrungsmittel komplett von der Mehrwertsteuer befreien will. Nach mehr als einem Jahrzehnt der Untätigkeit sollte die nächste Bundesregierung, wer immer sie stellt, nun endlich den ganzen Dschungel an Widersprüchlichkeiten ausmisten, der durch immer neue Ausnahmen und Sonderregungen bei der ermäßigten Mehrwertsteuer gewachsen ist, und den ermäßigten Satz auf das wirklich Nötige beschränken. Der darf dann gerne auch auf vier oder fünf Prozent sinken.
Eine solche Reform aber fordert enormen Mut - den Mut, sich mit den verschiedensten Lobbygruppen von den Floristen über das Feinkostgewerbe bis zu den Hörgeräteakustikern anzulegen. Die Finanzminister Steinbrück, Schäuble, Scholz und Lindner hatten diesen Mut nicht. So wird das System immer bizarrer und ungerechter. Im Preis für eine Brille, zum Beispiel, stecken 19 Prozent Mehrwertsteuer, in dem für ein Hörgerät nur sieben Prozent.
Herr Wais, die naechste Regierung wird allem Anschein nach von der Union gefuehrt werden. Die hatte 16 Jahre Zeit in dieser Weise taetig zu werden. Was laesst Sie hoffen, dass eine neue Unionsregierung das Problem loesen wird ?
Vor allem hätte Scholz ja schon die vergangenen Jahre genügend Zeit gehabt solche Ideen umzusetzen! Wollte er aber nicht weils Geld kostet (und keins da ist weil man falsche Prioritäten setzt). Und die nächste Regierung wird auch den Teufel tun und Steuern senken.
Es gäbe mehrere einfache Lösungen, dieses Chaos zu beenden. Aber dann wären 100e BVeamte, die die speziellen Regelungen schaffen, arbeitslos. Ein Satz für alles - die Errechnung dieses Satzes sollte kein Problem sein unter der Voraussetzung, daß die Einnahmen in gleicher Höhe erhalten bleiben. Ein Millionenaufschrei wäre die Folge - aber das muß man aussitzen.
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