Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Krieg in Nahost: Droht nach Irans Angriff auf Israel ein Flächenbrand in Nahost?

Krieg in Nahost

Droht nach Irans Angriff auf Israel ein Flächenbrand in Nahost?

    • |
    US-Präsident Joe Biden (3.v.r)trifft sich mit Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsteams.
    US-Präsident Joe Biden (3.v.r)trifft sich mit Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsteams. Foto: Adam Schultz/The White House/AP, dpa

    Nach einem massiven Angriff des Iran auf Israel steht der Nahe Osten am Rande eines großen Krieges. Das Mullah-Regime in Teheran ließ in der Nacht zum Sonntag mehrere Hundert Kamikaze-Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf wurden von der israelischen Luftabwehr abgeschossen. Die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und Jordanien haben offenbar dabei geholfen, Flugkörper abzufangen. Die Schäden in Israel halten sich daher in Grenzen. Ein siebenjähriges Mädchen wurde von herabstürzenden Schrapnells verletzt.

    Wie regiert Israel auf den Angriff des Iran?

    Dennoch stellt der erste direkte Angriff des Iran auf den Erzfeind Israel eine gewaltige Eskalation dar. Die bekannte Nahostexpertin Maha Yahya bezeichnete die Attacke als Wendepunkt in dem schon seit langem währenden Konflikt der beiden Länder. „Wir stehen offen gesagt am Rande eines gefährlichen Abgrunds“, sagte die Direktorin der US-Denkfabrik Carnegie Middle East Center dem Sender CNN. „Wir befinden uns nicht länger in einem Schatten- oder Stellvertreterkrieg zwischen diesen beiden Ländern.“

    Das israelische Luftabwehrsystem "Iron Dome" feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen abzufangen.
    Das israelische Luftabwehrsystem "Iron Dome" feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen abzufangen. Foto: Tomer Neuberg, AP/dpa

    Wie wird Israel auf den Angriff reagieren? Das sogenannte Kriegskabinett kam am Sonntag zusammen, um darüber zu beraten, wie die Reaktion auf die nächtlichen Luftangriffe ausfallen soll. Außenminister Israel Katz sagte in einem Interview des Armeesenders: „Wir haben gesagt: Wenn der Iran Israel angreift, werden wir im Iran angreifen. Und dieses Bekenntnis ist immer noch gültig.“

    Politiker aus aller Welt bemühten sich am Sonntag, die Lage zu entschärfen. US-Präsident Joe Biden telefonierte noch in der Nacht mit Netanjahu. Das Weiße Haus teilte anschließend mit, Biden habe den Angriff „auf das Schärfste“ verurteilt und das „eiserne Bekenntnis“ der USA zu Israels Sicherheit bekräftigt. Der Sender CNN berichtete jedoch unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsvertreter, Biden habe Netanjahu klargemacht, die USA würden sich nicht an „offensiven Operationen gegen den Iran beteiligen“.

    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte die Angriffe auf Israel, von denen er im Flugzeug nach China erfahren hatte, ebenfalls „mit aller Schärfe“, warnte aber vor einer Gewaltspirale: „Man darf auf diesem Weg nicht weitermachen“, sagte Scholz am Sonntag im chinesischen Chongqing. „Wir werden alles dafür tun, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation kommt.“ Er betonte erneut die deutsche Solidarität mit Israel, das seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober jedes Recht habe, sich zu verteidigen. Über weitere Reaktionen werde sich Deutschland eng mit der G7-Gruppe führender westlicher Industriestaaten und Verbündeten abstimmen.

    Sorge vor weiterer Eskalation: Die Reaktionen auf Irans Angriff auf Israel

    Auch Außenministerin Annalena Baerbock warnte vor einer weiteren Verschärfung der Lage. „Ich rufe alle Akteure in der Region auf, besonnen zu handeln´“, sagte die Grünen-Politikerin und mahnte: „Die Millionen Frauen, Männer und Kinder in Israel, in Iran und in der ganzen Region, die gestern Nacht vor Angst nicht schlafen konnten, sie alle wollen diese Eskalation nicht.“ Innenministerin Nancy Faeser (SPD) versprach verschärfte Schutzmaßnahmen für jüdische und israelische Einrichtungen in Deutschland. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte eine „komplett andere Iranpolitik“ von Deutschland und der EU. Es sei jetzt zwingend notwendig, darüber zu diskutieren, wie dem Iran Einhalt geboten werden könne. Dies gehe nur mit einer völlig anderen Wirtschafts- und Handelspolitik – „und die muss auf Sanktionen ausgelegt sein“, so Söder.

    Die Führung in Teheran berief sich mit dem Angriff auf Vergeltung für eine mutmaßlich israelische Attacke am 1. April auf ein iranisches Botschaftsgebäude in Syriens Hauptstadt Damaskus: Zwei Brigadegeneräle der Revolutionsgarden waren getötet worden. Der Schlag gegen Israel hätte nach Darstellung der iranischen Führung deutlich heftiger ausfallen können. „Wir haben eine Operation begrenzt in Ausmaß und Größe gegen das zionistische Regime ausgeführt“, sagte der Kommandeur der Revolutionsgarden, Hussein Salami, laut der Nachrichtenagentur Tasnim. Irans UN-Mission erklärte den Angriff für beendet und warnte vor Gegenschlägen – wohl wissend um das große Eskalationspotenzial.

    Nach israelischen Angaben hat der Iran mehr als 300 Geschosse abgefeuert, darunter 120 ballistische Raketen. 99 Prozent davon seien abgefangen worden, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Er wies die These vehement zurück, der Angriff des Irans auf Israel könnte eine Art geplanter Show ohne echte Schadensabsicht gewesen sein.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden