Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Medien: Kirche will Weltbild verkaufen

Medien

Kirche will Weltbild verkaufen

    • |
    Die katholische Kirche will sich so schnell wie möglich von der Verlagsgruppe Weltbild trennen.
    Die katholische Kirche will sich so schnell wie möglich von der Verlagsgruppe Weltbild trennen. Foto: Fred Schöllhorn

    Die katholische Kirche will sich so schnell wie möglich von der Verlagsgruppe Weltbild trennen. Das teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag mit. Das Augsburger Unternehmen war in die Kritik geraten, weil es in seinem Internet-Sortiment auch Bücher mit erotischen oder pornografischen Inhalten angeboten hatte. Die Gesellschafter fürchteten deshalb um die Glaubwürdigkeit der Kirche. Nun soll die Suche nach einem Abnehmer „entschlossen“ und „ohne jeden Verzug“ vorangetrieben werden, heißt es aus der Firmenzentrale.

    Wohl keine kurzfristige Entscheidung

    Als Interessenten werden unter anderem die Verlagshäuser Burda, Holtzbrinck oder Bertelsmann gehandelt. Weltbild-Chef Carel Halff rechnet allerdings nicht mit einer kurzfristigen Entscheidung. „Bei einem Umsatz von 1,7 Milliarden Euro im Jahr geht ein Verkauf nicht so schnell“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Halff zeigte Verständnis, „dass sich das Buchgeschäft, wie es heute betrieben wird, nicht komplett mit der Grundhaltung der Kirche in Übereinstimmung bringen lässt“.

    Bereits am Wochenende hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner den Verkauf des Medienkonzerns und Versandhändlers gefordert. „Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen“, sagte er. Weltbild gehört zwölf katholischen Diözesen, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.

    Marx nicht einverstanden

    Auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, war nicht einverstanden mit der inhaltlichen Ausrichtung des Unternehmens im Internet-Handel. Der Verband der Diözesen kritisierte, der Weltbild-Geschäftsführung sei es „nicht gelungen, die Verbreitung und Produktion von Medien, die den ideellen Zielen der Gesellschafter widersprechen, hinreichend zu unterbinden“. Der Konzern selbst hatte sich vor Kurzem noch verteidigt: Bücher, die über das Stichwort Erotik im Internet zu finden gewesen seien, hätten 2011 bislang einen Umsatzanteil von weniger als 0,017 Prozent ausgemacht. Weltbild wird verkauft

    Wie es nun weitergeht, ist unklar. Angst um ihre Arbeitsplätze müssten die 6400 Mitarbeiter nach Halffs Einschätzung nicht haben. „Das ist überhaupt nicht der Fall“, versicherte der Weltbild-Chef. Die Gewerkschaft Verdi bezeichnete die Vorgänge dennoch als „unschön“ und monierte, der Betriebsrat sei zu kurzfristig informiert worden. Morgen sollen die Beschäftigten bei einer Betriebsversammlung weitere Informationen erhalten.

    Personelle Konsequenzen

    Mit der Verkaufsentscheidung gehen auch personelle Konsequenzen einher. Neben dem bisherigen Aufsichtsratschef Klaus Donaubauer, der in der vergangenen Woche seinen Hut nahm, werden zwei weitere Mitglieder des Kontrollgremiums ersetzt. Geschäftsführung und Aufsichtsrat müssen die Gesellschafter ab sofort alle drei Monate über den Stand der Verkaufsbemühungen informieren.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden