Friedrich Merz kann sich das Lachen nicht verkneifen. Ein „Bestseller“ also. Darunter macht es ein Markus Söder eben nicht. Und so lautet die Prognose des CSU-Chefs ganz bescheiden: Dieser Koalitionsvertrag, den Union und SPD da vorgelegt haben, werde aller Voraussicht nach zum „Bestseller“. Sprachlich mögen die 144 Seiten eher Trockenbrot sein, aber inhaltlich haben sie aus Söders Sicht schon jetzt das Zeug zum Klassiker. Nun bleibt der Franke zwar „nur“ Ministerpräsident in Bayern, will aber künftig mindestens alle zwei Wochen in Berlin nach dem Rechten schauen. Und er zeigte an diesem Mittwoch, wie er diese Bühne zu nutzen gedenkt.
Anders als Friedrich Merz, der seinen Auftritt eher geschäftsmäßig abspulte, sorgte Söder gleich mehrfach für Gelächter im Saal, der sich in diesen Momenten ein bisschen nach Bierzelt anfühlte. Ein bemerkenswerter Auftritt, so oder so.
Markus Söder und sein süffisanter Kommentar zur Mütterrente
Dass der CSU-Vorsitzende ein Unterhaltungskünstler ist, sprechen ihm nicht einmal seine Gegner ab. Er spürt oft binnen Sekunden, ob er das Publikum damit erreicht oder nicht. Bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages ist es das Thema Mütterrente, bei dem sich die Handbremse löst. Als Söder das CSU-Herzensprojekt erläutert, gibt es spontanen Szenenapplaus aus dem Publikum.
Es ist der Moment, in dem der Bayer ein Heimspiel in Berlin wähnt. „Jetzt könnt Ihr mal sehen, ich hab recht gehabt“, sagt er süffisant in Richtung der neben ihm stehenden künftigen Koalitionspartner, die allesamt herzhaft lachen müssen. Und jetzt, da die Stimmung schon mal so locker ist, legt Söder (“Das C in der CSU steht nicht für Commerz, sondern für christlich“) noch ein paar Mal nach.
Söder zitiert Bauernregel: Liebe vergeht, Hektar besteht
Er erzählt selbstironisch von der traditionellen Bescheidenheit der Bayern und den drei Ministerien für die CSU: „Law & Order, Hightech und Heimat“. Auf gut Deutsch: Innen, Forschung und Landwirtschaft. Gerade Letzteres hatte ja viel Wirbel gemacht in den vergangenen Wochen, weil der Parteichef den bayerischen Bauernpräsidenten ins Kabinett holen wollte. Daraus wurde bekanntlich nichts, aber Söder lässt sich von so etwas nicht aus der Ruhe bringen und zitiert zum Thema „Liebesheirat“ zwischen Union und SPD spontan die alte bayerische Bauernregel: „Liebe vergeht, Hektar besteht.“
Saskia Esken greift das übrigens ebenso spontan auf und erzählt dann noch, dass Söder und sie sich bereits seit fünf Jahren duzen — und jeder möge sich nun selbst einen Reim auf Liebe und Hektar machen. Jetzt muss Söder schmunzeln. Und tatsächlich scheint die Atmosphäre zwischen den Bald-Koalitonären in diesem Augenblick recht gelöst zu sein. Die neuen Partner werden das brauchen in den kommenden Jahren. Lustiger wird es nicht.
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