Maximal 25 Gramm Marihuana im Eigenbesitz, bis zu drei Pflanzen auf dem Fensterbrett und spezielle Clubs, in denen bis zu 500 Mitglieder Gras zum Eigenkonsum anbauen dürfen: Mit der geplanten Legalisierung will die Bundesregierung den Cannabis-Konsum eingeschränkt erlauben. Kritiker befürchten, dass die Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten dadurch zunehmen könnte und sorgen sich um mögliche gesundheitliche Folgen, insbesondere bei jungen Menschen.
Folgen für Körper und Geist: Wie gefährlich ist die Cannabis-Legalisierung?
Alkomiet Hasan, ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Augsburg (BKH) und Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Augsburg, verweist darauf, dass besonders das heranwachsende Gehirn gefährdet sei. Er spricht von einer "vulnerablen Phase bis zum 25. Lebensjahr". Das Risiko, dass Depressionen oder Psychosen bereits durch geringe Mengen Cannabis verstärkt oder gar ausgelöst werden, sei hier besonders groß. Der BKH-Direktor warnt davor, den Konsum von Marihuana im Zuge der Legalisierung zu verharmlosen. Ein Joint am Abend lasse sich nicht mit einem Glas Wein am Abend vergleichen, da bereits eine kleine Dosis Cannabis starke Folgen haben könne.
Obwohl das menschliche Gehirn erst mit Mitte 20 ausgereift ist, soll der Erwerb nur für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verboten bleiben. Ganz ohne Einschränkungen plant die Regierung allerdings nicht: Unter 21-Jährige sollen maximal 30 Gramm pro Monat kaufen dürfen, zudem soll für sie eine Obergrenze beim Wirkstoffgehalt gelten.
Denn: Je mehr vom berauschenden Wirkstoff THC im Cannabis enthalten ist, desto gefährlicher ist Gras für die Gesundheit. Wie aber den Gehalt überprüfen, wenn die Pflanzen auf dem eigenen Fensterbrett wachsen? Alkomiet Hasan kritisiert, dass eine Qualitätskontrolle im Eigenanbau nicht möglich sei - auch hinsichtlich der Verarbeitung.
Cannabis-Legalisierung: Werden bald noch mehr Menschen Gras rauchen?
Der BKH-Direktor heißt die Legalisierungspläne des Kabinetts unter einer Voraussetzung gut: Bundesregierung, Kommunen und Krankenkassen müssten ausreichend Gelder für den Ausbau der Prävention bereitstellen. Diese müsse bereits sehr früh in der Schule beginnen, etwa "in der sechsten oder siebten Klasse".
Holger Baumann, Klinikleiter der stationären Entwöhnungseinrichtung Kompass Hof in der Nähe von Mindelheim, sieht das ähnlich: Ein wirksamer Jugendschutz müsse im Fokus stehen, da junge Menschen besonders gefährdet seien. Klar sei laut Holger Baumann aber auch: "Kinder und Jugendliche konsumieren Cannabis – auch wenn es illegal ist." Zudem müssten Behandlungsmöglichkeiten für Abhängige ausgeweitet und Beschränkungen wie zum Beispiel ein Werbeverbot eingeführt werden. Ein solches ist im Eckpunktepapier des Bundeskabinetts bereits vorgesehen.
Experten befürworten die Cannabis-Legalisierung und fordern Prävention
Ob die Legalisierungspläne der Bundesregierung dafür sorgen werden, dass mehr Menschen Cannabis konsumieren, lässt sich laut BKH-Direktor Hasan schwer einschätzen. Viele Fragen seien noch offen – zum Beispiel, wie viel das legale Cannabis kosten wird. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass bereits jetzt viel konsumiert werde. Drogenhilfe-Experte Holger Baumann sagt dazu: "Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass der Konsum insgesamt in Folge der Legalisierung nicht steigt." Lediglich unter älteren Menschen kann sich Baumann einen geringfügig steigenden Absatz vorstellen.