Die Europäische Volkspartei (EVP) hat einen neuen Chef: Auf dem Parteitag in Rotterdam wählten 89 Prozent der Mitglieder Manfred Weber (CSU) zum Vorsitzenden. Weber bekam 447 Stimmen. Er versprach auf dem Parteitag eine "klare Führung" und bedankte sich nach der Wahl für das Vertrauen. "Europa befindet sich erneut an einem Wendepunkt. Ernste politische Zeiten verlangen nach einer ernsten Antwort. Deshalb ist jetzt unsere Stunde gekommen", sagte der neue EVP-Chef. Krisenzeiten seien EVP-Zeiten.
Der 49-Jährige tritt damit die Nachfolge des polnischen Politikers Donald Tusk an. Webers Wahl ist keine Überraschung – denn der Bayer, der auch stellvertretender CSU-Vorsitzender ist, hatte keinen Gegenkandidaten.
Manfred Weber: Zeit voller Herausforderungen für die EVP
Umso mehr sorgte im September Webers Kandidatur ausgerechnet für das Amt des EVP-Parteivorsitzenden für eine Überraschung. Als Spitzenkandidat seiner Parteienfamilie bei der Europawahl 2019 wollte er Präsident der EU-Kommission zu werden. Das aber misslang, den Posten bekam Ursula von der Leyen. In seiner neuen Position als Chef der christdemokratischen Organisation muss Weber nun die Konservativen in ganz Europa – von den national-populistischen Strömungen im Osten bis zu den liberal Konservativen im Westen – durch eine Zeit voller Herausforderungen bringen. Denn die Zeiten, in denen konservative Regierungen in der Europäischen Union den Ton angaben, sind vorbei. Von den 27 Regierungschefs in der EU gehört nur noch ein halbes Dutzend der christdemokratischen Parteienfamilie an.
Dennoch stellt die EVP nach wie vor die größte Fraktion im Europäischen Parlament. Weber hat seine Ziele klar vor Augen, sagte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung kurz vor der EVP-Wahl mit Hinblick auf die Europa-Wahl 2024: "Mein Anspruch ist es, nach der nächsten Wahl die mit Abstand stärkste Fraktion zu führen, sodass 2024 gegen die EVP nichts entschieden werden kann - weder an der Spitze der Kommission noch an der Spitze des Rats oder des Parlaments." Weber gehört seit 2004 dem Europäischen Parlament an.