Ein königlicher Hintern mag weich sitzen. Klar, irgendeinen Vorteil muss es ja haben, König zu sein. Den ganzen Tag regieren ist anstrengend. Jeder will was von einem. Das Zepter liegt schwer in der Hand, die Krone drückt am Hinterkopf. Da darf es dann doch wenigstens auf dem stillen Örtchen ein bisschen gemütlich zugehen, wo auch seine Durchlaucht die Hose herunterlassen muss. Work-Life-Balance und so. Dachte sich wohl auch Ludwig II. und befahl, im bayerischen Hofzug den königlichen Toilettensitz polstern zu lassen. Dieser war zudem angenehm beheizt, man gönnt sich ja sonst nichts.
Bayerischer Hofzug als „Versailles auf Rädern“
Der gemeine Pöbel dürfte eher wenig Verständnis dafür gehabt haben, musste er das alles doch mit seinen Steuergeldern finanzieren. „Versailles auf Rädern“ wurde das Gefährt genannt, in dem der bayerische Märchenkönig durch die Lande zuckelte. Bekannt für seine prachtvollen Schlösser wie Neuschwanstein oder Herrenchiemsee, hatte er den Zug in den 1860er Jahren im Stil des französischen Barocks umbauen lassen. Salonwagen und Terrassenwagen sind erhalten geblieben und können im Nürnberger DB Museum bewundert werden. Damit das so bleibt, werden die kostbaren Exponate jetzt mitten in der Ausstellung restauriert.
Einst hatte der bayerische Hofzug sogar acht königsblaue Wagen, sechs davon waren für Gefolge, Bedienstete, Küchen und Gepäck vorgesehen. Im Zweiten Weltkrieg beschädigte eine Bombe die beiden erhaltenen Wagen, später klauten Plünderer alles von Wert heraus. In den 1950er Jahren wurde die Ausstattung zwar nach alten Plänen und Zeichnungen wieder hergestellt, doch die Originale blieben verschollen. Gut möglich also, dass irgendwo in Bayern seit Jahrzehnten ein bürgerlicher Hintern auf königlichem Polster thront, wenn die Natur ihr Recht verlangt. Man gönnt sich ja sonst nichts.
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