Wenn es nach dem Umweltbundesamt geht, dann soll bald Schluss sein mit der Behaglichkeit in deutschen Wohnzimmern. Die Behörde, kurz UBA, fordert, dass bei neuen Häusern keine Kamine mehr eingebaut werden sollen. Der Grund: Beim Verfeuern von Holz wird viel Feinstaub in die Luft geblasen.
"Am Ende des Tages sollten wir uns verabschieden von der Verbrennung von Holz in unseren Haushalten", sagte UBA-Chef Dirk Messner am Donnerstag bei der Vorstellung der neuen Daten zur Luftqualität in Deutschland. Messner bezog seine Forderung auch auf Pellet-Heizungen, in denen gepresste Sägespäne und Holzabfälle verbrannt werden. Sie gelten als klimafreundliche Alternative zur Gas- und Ölheizung und werden staatlich gefördert.
Die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid sinkt überall
Messners Forderung steht im Kontrast zur deutlichen Verbesserung der Luftqualität in Deutschland - sowohl auf dem Lande als auch in den Städten. Die Konzentration des giftigen Stickstoffdioxids ist deutlich zurückgegangen, genau wie die der Feinstaubpartikel.
Im alten Jahr haben den Grenzwert für das schädliche Stickstoffdioxid nur noch München und Ludwigsburg gerissen. In der bayerischen Hauptstadt wurden an der Messstelle Landshuter Straße im Schnitt 51 Mikrogramm Stickstoffdioxid registriert. Das sind drei Mikrogramm weniger als noch 2020. Gesetzlich erlaubt sind höchstens 40 Mikrogramm. Allerdings geht auch in München die Belastung zurück - im Jahr 2017 lag der durchschnittliche Stickstoffdioxid-Wert bei 78 Mikrogramm.
Weil gegenwärtig noch Proben aus über 100 Messstationen ausgewertet werden, könnten laut UBA zu den beiden Städten noch einige wenige dazukommen. Stuttgart, das jahrelang von zu hohen Stickstoffdioxid-Werten geplagt war, hielt den Grenzwert wieder ein. In Teilen der Landeshauptstadt Baden-Württembergs gilt ein Fahrverbot für ältere Diesel-Wagen (Euro 5 und älter), das Anfang 2019 verhängt wurde. An dem will die Stadt vorerst festhalten. "Ich halte dies für den richtigen Weg, gerade auch die Maßnahmen, die zu einer Verminderung des Schadstoffausstoßes führen, weiterhin aufrecht zu erhalten", sagte der für Städtebau und Umwelt zuständige Bürgermeister, Peter Pätzold, unserer Redaktion. In München hingegen wurden ungeachtet der schlechten Luftqualität alte Dieselwagen nicht ausgesperrt.
Vor fünf Jahren lagen noch 65 Städte im roten Bereich
Die Luft ist indes nicht nur im Süden sauberer geworden, sondern in der gesamten Republik. "Wir haben enorme Fortschritte bei der Luftqualität gemacht", sagte Messner. Vor fünf Jahren - also 2017 - lagen noch 65 Städte über den Stickstoffdioxid-Grenzwerten. Der UBA-Präsident führt die Verbesserung darauf zurück, dass ältere Diesel durch Neuwagen ersetzt worden sind. Auch die lange umstrittenen Software-Updates von Selbstzündern mit der Abgasnorm Euro 5 hätten ihren Beitrag geleistet. Hinzu kommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die die Mobilität zeitweise deutlich gedrosselt hat.
Dem UBA reicht das Erreichte nicht aus. Die Beamten würden gerne die neuen, strengeren Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an die Sauberkeit der Lauft anlegen. "Derzeit werden die von der WHO neu vorgeschlagenen Werte in Deutschland fast alle überschritten", sagte Messner. Die EU-Umweltagentur hat errechnet, dass dadurch in Deutschland über 50.000 Menschen vorzeitig gestorben sind. Die Zahl ist wissenschaftlich umstritten, weil sie eine statistische Hochrechnung ist. Dreckige Luft kann ein Faktor unter mehreren sein, der der Gesundheit abträglich ist.
Neben dem Verbot von Kaminen und Pellet-Heizungen fordert das Umweltbundesamt deshalb ein Vorziehen der Abschaltung von Kohlekraftwerken, weniger Autos und Lkw auf den Straßen und weniger Schweine und Kühe in den Ställen.