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Long-Covid-Fälle nehmen zu - was Betroffene erleben

Gesundheit

Zahl der Long-Covid-Betroffenen wächst

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    Offiziell genesen - und doch noch nicht wieder fit. Ein Teil der Long-Covid-Betroffenen erlebt große Erschöpfung.
    Offiziell genesen - und doch noch nicht wieder fit. Ein Teil der Long-Covid-Betroffenen erlebt große Erschöpfung. Foto: Christin Klose, dpa

    Die Pandemie ist vorbei - das Corona-Virus aber längst nicht verschwunden. Aktuell werden wieder mehr Infektionen gemeldet, wegen einer neuen Variante ist bereits von einer Herbstwelle die Rede. „Millionen Menschen werden sich diesen Winter wieder mit Covid infizieren“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Dienstag in Berlin. Und ein Teil davon werde an Long Covid oder sogar an ME/CFS erkranken. „Die Zahl der Betroffenen an Long Covid wächst“, sagte der SPD-Politiker.

    Lauterbach hatte sich mit Vertreten aus Wissenschaft und Gesundheitswesen sowie Betroffenen zu einem Runden Tisch zum Umgang mit Long Covid getroffen. „Das Thema ist nicht weggegangen und wird nicht weggehen, deswegen ist es wichtig, dass wir weiter zusammenkommen“, sagte er. Der Minister verwies auf mehrere Förderprogramme in Höhe von insgesamt rund 150 Millionen Euro in den kommenden Jahren für die Versorgungsforschung. Einige Projekte sollen noch in diesem Jahr beginnen.

    Schwäche und Kopfschmerzen sind Beschwerden bei Long Covid

    Unter Long Covid versteht man diverse Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase von vier Wochen weiterhin bestehen oder neu auftreten. Post Covid beschreibt ein Krankheitsbild, das sogar noch mehr als zwölf Wochen nach einer Corona-Infektion auftritt. Zu den häufigsten Beschwerden gehört eine starke, anhaltende Schwäche. Weitere Symptome sind unter anderem Lungen- und Atembeschwerden, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisprobleme. Als schwerste Corona-Folge gilt ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom), eine neuroimmunologische Erkrankung, die oft zu einem hohen Grad an körperlicher Behinderung führt.

    Wie viele Menschen an den Spätfolgen einer Corona-Infektion leiden, ist nicht genau bezifferbar, denn die Dunkelziffer ist hoch. Laut einer Studie in der Fachzeitschrift Nature Reviews Microbiology folgt Long Covid auf mindestens zehn Prozent der Covid-Infektionen. Das heißt, dass inzwischen weltweit ungefähr mehr als 70 Millionen Menschen unter Beschwerden leiden dürften.

    Charité-Professorin: Versorgung von Betroffenen ist ungenügend

    „Es war sehr schnell klar, dass es durch Corona für viele Menschen gesundheitliche Folgen geben wird. Deswegen war und ist es wichtig, dieses sehr komplexe Krankheitsbild zu verstehen“, sagt Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender und während einem Großteil der Pandemie bayerischer Gesundheitsminister. In der Forschung habe sich schon einiges getan. „Der Bund hat da mit verschiedenen Projekten nochmal nachgelegt. Und Bayern hat bereits sehr früh, bevor der Bund in die Puschen gekommen ist, in die Long-Covid-Forschung investiert“, sagt Holetschek,

    Als bedeutenden Schritt wertet er, dass damals an den Unikliniken Long-Covid-Ambulanzen gegründet wurden. “Es bleibt wichtig, zentrale ärztliche Ansprechpartner für die Betroffenen zu etablieren, die zeitnah und niederschwellig erreichbar sind und die Versorgung koordinieren.“ Genau da scheint es noch Probleme zu geben: Nach Angaben der Charité-Professorin Carmen Scheibenbogen, die die Immundefekt-Ambulanz der Berliner Universitätsmedizin leitet, ist die Versorgung von betroffenen Patientinnen und Patienten bisher ungenügend.

    Gerlach: Bundesregierung muss neue Rahmenbedingungen schaffen

    „Die Versorgung von Menschen mit Corona-Langzeitfolgen ist nach wie vor eine große Herausforderung“, sagt auch Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). Die Auswirkungen von Long- und Post-Covid würden das Gesundheitssystem auch künftig stark in Anspruch nehmen. Die Erkrankung müsse daher dringend weiter erforscht, die bestehenden Behandlungsmöglichkeiten müssten verbessert werden. Gerlach begrüßt, dass das Bundesgesundheitsministerium die Versorgungsforschung fördere und die Therapieoptionen verbessern wolle. „Allerdings muss die Bundesregierung nun auch die Rahmenbedingungen schaffen für eine auskömmliche Vergütung der oft aufwändigen ärztlichen Betreuung der Betroffenen.“ (mit dpa)

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    1 Kommentar
    Wolfgang Steger

    Gut, dass Long Covid und Post Covid von Politik und Wissenschaft endlich ernst genommen werden. Vor nicht langer Zeit glaubten viele, auch sich als Experten aufspielende Leser dieser Zeitung, dass die Bertroffenen nur psychische Probleme hätten.

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