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Lohnnebenkosten 2025: Wie steigende Beiträge uns treffen

Weniger Netto

Die Lohnnebenkosten steigen massiv – das belastet Bürger und Wirtschaft

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    Zehntausende demonstrierten 2004 gegen die Hartz-Gesetze, doch explodierende Lohnnnebenkosten zwangen die Politik zum Handeln.
    Zehntausende demonstrierten 2004 gegen die Hartz-Gesetze, doch explodierende Lohnnnebenkosten zwangen die Politik zum Handeln. Foto: Christian Ditsch, Imago Images

    In den vergangenen Tagen bekamen 58 Millionen Bundesbürger Post von ihrer Krankenkasse mit einer zumeist unangenehmen Nachricht: Ihre Beiträge für 2025 steigen. Selbst viele Anbieter, die seit vielen Jahren zu den günstigsten Kassen zählten, mussten ihre Beiträge um bis zu 2,5 Prozent anheben. Für Beschäftigte kommt dies zusammen mit den höheren Pflegeversicherungsbeiträgen einer Nettolohnkürzung um teils eineinhalb Prozent gleich. Für die Wirtschaft geht es um gewaltige Summen, denn gemessen an den Staatsausgaben werden die Sozialversicherungskosten oft weit unterschätzt.

    Zählt man die Zuschüsse aus der Steuerkasse für die Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung zu den Beitragseinnahmen hinzu, geht es um 750 Milliarden Euro, die jedes Jahr als Ausgaben der Sozialversicherung an die Deutschen fließen. Zum Vergleich: Der hart umkämpfte Bundeshaushalt zählt mit 490 Milliarden Euro Ausgaben ein Drittel weniger. Die Anhebung der Krankenkassenbeiträge im Schnitt um 1,2 Prozentpunkte und der Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte kostet die Wirtschaft und die Beschäftigten in Summe mindestens jeweils rund elf Milliarden Euro.

    Arbeitskosten in Deutschland werden immer teurer

    Die Arbeitskosten in Deutschland werden damit insgesamt immer teurer. Nach der Phase einer gewissen Lohnzurückhaltung seit Ende der Neunzigerjahre lag Deutschland in der EU zuletzt mit 41,30 Euro je geleisteter Arbeitsstunde auf Platz sechs, einen Euro hinter Frankreich. Spitzenreiter ist Luxemburg mit fast 54 Euro, gefolgt von Dänemark mit 48 Euro.

    Doch nun hat Deutschland bei den Lohnnebenkosten mit einer Quote von 42,3 Prozent, wenn man alle Beiträge der Sozialversicherungen am Bruttolohn inklusive Arbeitgeberanteil zusammenrechnet, einen historischen Rekord erreicht. Als in der Endphase der Regierung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl die Lohnnebenkosten erstmals über 42 Prozent stiegen, kam dies einem politischen Erdbeben gleich.

    Hartz-Reform und Mehrwertsteuererhöhung gegen explodierende Beiträge

    Die rot-grüne Regierung unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder führte zunächst höhere Spritsteuern ein, um die Rentenkasse zu entlasten, und schließlich die Hartz-Reformen, um den Arbeitslosenversicherungsbeitrag kräftig zu entlasten: Er fiel seit 2005 von 6,5 auf heute 2,6 Prozent.

    Die Große Koalition unter CDU-Kanzlerin Angela Merkel erhöhte als eine ihrer ersten Amtshandlungen die Mehrwertsteuer kräftig von 16 auf 19 Prozent, um neue Milliardenzuschüsse in die Rentenkasse spülen zu können, und die Lohnnebenkosten zu senken.

    Und 2025? Die Parteien halten sich in ihren Parteiprogrammen mit konkreten Vorschlägen zurück und betonen gleichzeitig den Reformbedarf. Klar ist: Ohne tiefgreifende Reformen werden die Sozialabgaben weiter kräftig steigen. Allein die Krankenkassen sollen nach dem Willen der scheidenden Regierung 25 Milliarden Euro zusätzlich zur Krankenhausreform beisteuern, was die Beiträge weiter in die Höhe schnellen ließe. Und auch bei der Pflege- und Rentenversicherung gibt es angesichts der Bevölkerungsentwicklung mit einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft erheblichen Finanzierungsbedarf.

    Sozialabgaben könnten binnen zehn Jahren auf über 50 Prozent steigen

    Die Krankenkasse DAK hat vergangenes Jahr eine auf den jetzigen Daten der Sozialversicherung basierende Studie vorgelegt. Demnach werden die Rentenbeiträge von derzeit 18,6 Prozent spätestens in vier Jahren die 20-Prozent-Marke erreichen und bis zum Jahr 2035 auf 22 bis 23 Prozent steigen. Die Pflegeversicherung würde von 3,6 auf 4,7 Prozent steigen. Die Krankenkasse auf 19,3 Prozent. Insgesamt dürften die Lohnnebenkosten bis zum Jahr 2035 auf 46 bis 51 Prozent steigen. Allerdings liegen die Werte für das neue Jahr schon einen Prozent über der Zahl, die die Studie für 2025 erwartet hatte.

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    3 Kommentare
    Lothar Seel

    Die Lohnnebenkosten steigen doch, weil viele nicht einzahlen und dennoch versichert sind. Die Problematik wurde sauber herausgearbeitet, übrigens wie bei allen anderen Themen auch, die Deutschland derzeit betreffen. Auf die Ursachen kommt man nicht zu sprechen. Es soll ja niemanden auf die Füße getreten werden. Die Bürger sind da schon weiter! Sie lassen sich kein X für ein U mehr vormachen.

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    Gerold Rainer

    Warum auch immer, Einwanderer müssen mindestens drei Monate warten , bis sie arbeiten dürfen. Es gäbe genug Arbeit, für die weder Qualifikation noch deutsche Sprachkenntnisse erforderlich wären. Menschliche Arbeitsbedingungen zum gesetzlichen Mindestlohn setze ich mal voraus. Das Klientel, das nur kostenlose Sozialleistungen nutzen will, wäre schnell erkannt und könnten dementsprechend sanktioniert werden.

    Gerold Rainer

    Tja, Inflation entsteht durch Kredite, wenn man als Geldverleiher fürs Nichtstun Zinsen bekommt. Die Geldmenge wächst ständig und logischer Weise sinkt die Kaufkraft der Unterschicht. Es ist ein ständiges Wettrennen mit Investitionen auf Pump, auch Wirtschaftswachstum genannt. Wer kann als Politiker schon so einen Teufelkreis durchbrechen?

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