Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

LNG-Terminal in Wilhelmshaven: "Der Zerstörung Tür und Tor geöffnet"

Import von Fracking-Gas

LNG-Terminal in Wilhelmshaven: "Der Zerstörung Tür und Tor geöffnet"

    • |

    Was jahrzehntelang vernachlässigt wurde, soll angesichts des Ukraine-Krieges nun schnell gehen: Deutschland und andere EU-Staaten wollen sich unabhängig(er) von Rohöl und Gas aus Russland machen. Ein neues LNG-Terminal zum Import von Flüssigerdgas in Wilhelmshaven soll für die Bundesrepublik eine zentrale Rolle einnehmen. Doch zu welchem Preis?

    Die Deutsche Umwelthilfe fordert für das Projekt einen sofortigen Stopp. Mit dem Bau drohe die unumkehrbare Zerstörung eines Unterwasser-Biotops, außerdem würden Schweinswale gefährdet, erklärt die Vereinigung. Der Baustart wurde ohne Offenlegung der Unterlagen und Beteiligung von Umweltverbänden genehmigt. Jedoch hat die Umwelthilfe Widerspruch gegen den Bescheid des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) eingelegt.

    LNG-Terminal in Wilhelmshaven: Umwelthilfe sieht "Zerstörung unserer Lebensgrundlagen"

    Dass die von Deutschland geförderten LNG-Terminals im Sinne des Umweltschutzes die optimale Lösung darstellen, steht außer Frage. Einerseits ist die Gewinnung durch Fracking-Gas zweifelhaft, andererseits würde der Verkehr an Containerschiffen aus Exportländern massiv zunehmen. "Statt endlich konsequent den Wandel hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft einzuleiten, wird der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen weiter Tür und Tor geöffnet", kritisiert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe.

    Er appelliert, dass auch in Krisenzeiten wie des Ukraine-Konflikts die Prinzipien des Rechtsstaates gewahrt bleiben müssen. Das gelte besonders für das Klimaschutz- und Umweltrecht, das für das Fortbestehen der Zivilisation längerfristig kaum weniger bedeutungsvoll sein dürfte als kriegerische Auseinandersetzungen.

    LNG-Terminals in Deutschland: Strategie gegen Abhängigkeit von Russland

    Niedersachsens Energieminister Olaf Lies will davon nichts wissen. Für den SPD-Politiker steht die Reduzierung der Abhängigkeit von russischer Energie im Vordergrund. Der Sozialdemokrat bezeichnet das Anliegen der Umwelthilfe dagegen als "bemerkenswert unangemessen". "Es arbeiten sehr viele Menschen Tag und Nacht unter Hochdruck daran, dass Deutschland möglichst schnell aus der russischen Umklammerung herauskommen kann", erklärt er gegenüber der dpa. Einhergehend wird mit dem Bau des LNG-Terminals eine 30 Kilometer lange Pipeline in Friesland installiert - zur Anbindung an das Gas-Fernleitungsnetz. Nichtsdestotrotz bezeichnet Lies schwimmende LNG-Terminals in Deutschland als "Übergangslösung".

    Die ersten Arbeiten für das Terminal in Wilhelmshaven sollen noch in dieser Woche beginnen. Am Donnerstag wird Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nahe Wilhelmshaven erwartet, um eine Absichtserklärung zu unterzeichnen, um den Standort "zur Drehscheibe für saubere Energie für Deutschland" auszubauen. Spätestens Anfang 2023 soll in dem LNG-Terminal bereits der LNG-Import beginnen.

    Riesige Mengen Flüssiggas werden Deutschland und Europa künftig aus den USA beziehen. Ein Deal zwischen US-Präsident Joe Biden und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht vor, dass die EU allein in diesem Jahr zusätzlich 15 Milliarden Kubikmeter LNG kauft.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden