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Landwirte und Union fordern schnelle Jagd auf Wölfe

Tierschutz

Wegen deutscher Stimme: Jäger sollen Wölfe leichter töten dürfen

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    Die Zahl der Wölfe wird in Deutschland auf inzwischen über 1400 geschätzt.
    Die Zahl der Wölfe wird in Deutschland auf inzwischen über 1400 geschätzt. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

    Für den Wolf brechen in Europa gefährlichere Zeiten an. Auslöser ist ein politischer Kurswechsel in Berlin. Deutschland stimmte an diesem Mittwoch in Brüssel für eine Abschwächung des Schutzstatus von Wölfen von streng geschützt auf geschützt, womit die Raubtiere wohl künftig leichter abgeschossen werden könnten. Lediglich durch die Stimme der Bundesrepublik kam überhaupt die nötige Mehrheit im Kreis der Vertreter der EU-Mitgliedstaaten zustande.

    Das Thema Wolf entzweite sogar die Grünen-Minister in Berlin

    Zuvor hatte sich die grüne Umweltministerin Steffi Lemke lange gegen einen niedrigeren Schutzstatus stark gemacht. Nun gab sie ihren Widerstand auf. Angeblich hatte sich sogar das Bundeskanzleramt in den Streit eingeschaltet, um einen Konsens zwischen Lemke und dem Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zu vermitteln. Der grüne Agrarminister hatte sich bereits vor Monaten für die Pläne ausgesprochen, wie es hinter den Kulissen hieß. „Die Bestandszahlen des Wolfes haben sich in den letzten Jahren so entwickelt, dass diese Entscheidung aus Sicht des Naturschutzes verantwortbar und aus Sicht der Weidetierhalter notwendig ist“, sagte Umweltministerin Lemke nun.

    Bauernpräsident Joachim Rukwied begrüßte den Schritt und forderte in Deutschland rasch Konsequenzen zu ziehen. „Viele Landwirte, insbesondere im Alpenraum, treibt bei der Weidehaltung auch das Thema Wolf um“, sagte der Chef des Deutschen Bauernverbands unserer Redaktion. „Wir haben längst eine Größe des Wolfsbestands in Deutschland erreicht, mit der er nicht mehr gefährdet ist“, betonte er. „Der sichere Erhaltungszustand, der Voraussetzung für Entnahmen ist, muss jetzt endlich festgestellt werden“, forderte Rukwied. „Deshalb sollte man bei Übergriffen das gesamte Rudel durch Abschuss entnehmen“, sagte Rukwied.

    Bauernpräsident Rukwied sieht ohne Jagd Alm- und Alp-Wirtschaft in Gefahr

    Der Bauernpräsident verwies insbesondere auf die Alp- und Almhaltung in Süddeutschland. „Sonst ist Weidehaltung im Alpenvorland, in den Alpen, aber auch in anderen Regionen in Deutschland und Europa nicht zukunftsfest, sondern hochgradig gefährdet“, betonte Rukwied. „Ich frage mich immer wieder, warum es hier kein Interesse am Tierschutz der Nutztiere gibt. Bei einer Zahl von inzwischen einigen tausend gerissenen Tieren pro Jahr sehe ich diesen Tierschutzgedanken in vielen Teilen der Politik nicht, sonst würden sie handeln.“

    Das EU-Votum ist nur ein erster Schritt auf einem langen Weg. Erst wenn der zuständige Umweltministerrat den Vorschlag absegnet, kann die EU einen Abänderungsantrag für die sogenannte Berner Konvention einbringen. In diesem völkerrechtlichen Übereinkommen ist der Wolf seit 1979 unter strengen Schutz gestellt. Die EU hat den Vertrag durch ihre Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie in europäisches Recht umgesetzt. Diese verbietet seit 1992 „alle absichtlichen Formen des Fangs oder der Tötung“ von Großraubtieren wie Wölfe, Braunbären oder Luchse in freier Wildbahn. Das Europäische Umweltbüro (EEB), ein Dachverband von Umweltorganisationen, schätzt, dass in Europa derzeit rund 20.000 Wölfe leben. In Deutschland wurden knapp 1400 nachgewiesen.

    Ein Wolf riss gar Von der Leyens Pony

    Bis zur Berner Konvention war das Raubtier, zumindest in West- und Mitteleuropa, praktisch ausgerottet. Dass es sich nach rund 150 Jahren wieder ansiedeln konnte, wurde zunächst als einer der größten Naturschutz-Erfolge in der EU gefeiert. Bis sich Risse von Nutztieren wie Schafen und Rindern häuften und Weidetierhalter in einigen Teilen Europas über Gemetzel auf ihren Wiesen klagten. Der Wolf wurde dabei fast zum Symbol für die Kluft zwischen Land- und Stadtbevölkerung.

    Ein Wolf wagte es gar, die mächtigste Person in Brüssel gegen sich aufzubringen. Im Sommer 2022 wurde das 30 Jahre alte Pony „Dolly“ der Familie von der Leyen, die in Burgdorf in der Region Hannover heimisch ist, von einem Wolf mit der Kennung GW950m gerissen. Seit diesem für die Familie erschütternden Ereignis treibt auch die Kommissionspräsidentin das Thema um. Ende 2023 forderte die Behörde in einer Erklärung, den Schutzstatus des Wolfes zu senken und die Tiere so leichter jagbar zu machen.

    Tierschützer kritisieren Ende des hohen Wolf-Schutzstatus

    In Brüssel sind sich die Kritiker des Vorstoßes einig, dass die politische Stimmung nach dem Tod von Dolly vollends gekippt ist. Die Naturschutzorganisation WWF beklagte nun einen „populistischen Angriff auf den Artenschutz“. Ob eine Aufrüstung von Elektrozäunen, Herdenschutzhunde oder mehr Schäfer – es gebe viele Lösungen für die Koexistenz, hieß es von Seiten des europäischen Tierschutz-Dachverbands. Die Herabstufung des Schutzstatus habe „nichts mit Wissenschaft“ zu tun, sondern sei politisch motiviert, kritisierten die Tierschützer. „Wölfe sind nur ein Sündenbock für die zahlreichen Probleme, mit denen die Landwirte zu kämpfen haben.“

    Tatsächlich prallen in dem Konflikt seit Jahren Tierschutz und Landwirtschaft aufeinander. „Nicht der Wolf ist gefährdet, sondern die Alm- und Alpwirtschaft sind es“, sagt Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Die CSU-Politikerin begrüßt Absenkung des Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene. „Die Bundesregierung muss zudem für Deutschland den günstigen Erhaltungszustand für den Wolf feststellen. Ohne Bestandsmanagement für Wölfe werden viele Weidetierhalter aufgeben müssen und das wollen wir verhindern.“

    Die Umweltexpertin der CSU-Landesgruppe Anja Weisgerber dringt nun auf schnelle Entscheidungen. „Wer einmal ein gerissenes Weidetier gesehen hat, weiß um die Sorgen und Nöte der Tierhalter“, betont Weisgerber. Sie erwarte, dass Umweltministerin Lemke die notwendigen Regelungen auf Bundesebene schaffe, „damit auch bei uns in Deutschland der Wolf bejagt und der Bestand kontrolliert kleingehalten werden kann“, sagt die CSU-Politikerin. „Wir fordern schon seit Langem ein Ende der romantischen Verklärung des Wolfs.“

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    1 Kommentar
    Wolfgang Schwank

    Nun denn, wenn er - der Wolf - dank Bürokraten, Eurokraten, Bauernlobby und letztendlich Jägern ausgerottet ist, kann in ein paar Jahrzehnten die nächste Bürokratengeneration mit Naturschützern über die Wiederansiedlung befinden.

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