Die AfD hat bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen Ergebnisse über 30 Prozent geholt – in Thüringen ist die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte Partei sogar stärkste Kraft geworden. Während die CDU im Vergleich zu den Landtagswahlen 2019 stabil bleibt, müssen die Parteien der Berliner Ampel-Koalition hingegen große Verluste hinnehmen. Die Linke, die bisher in Thüringen den Ministerpräsidenten stellt, stürzt ebenso ab. Das dürfte mit dem Erfolg des erst zum Jahresanfang gegründeten Bündnis Sahra Wagenknecht zusammenhängen: Das BSW erreicht aus dem Stand in Sachsen knapp 12 und in Thüringen knapp 16 Prozent.
Wir werfen einen genauen Blick auf die Ergebnisse in den einzelnen Gemeinden in Thüringen und Sachsen.
Angefangen mit Thüringen: Hier wurde die AfD in den meisten Kommunen stärkste Kraft. In einigen Gemeinden, vor allem im Nordwesten des Freistaates, erhielt aber die CDU am meisten Stimmen. Und dann gibt es noch die Ausnahme Jena: In der Großstadt erreichte die Linke mehr als 21 Prozent und landete so knapp vor der CDU (20 Prozent) auf dem ersten Rang.
Auch in Sachsen stimmten in der Mehrzahl der Kommunen am meisten Menschen für die AfD – die CDU konnte sich aber ebenfalls in vielen Kommunen und insbesondere in den größeren Städten durchsetzen. Landesweit liegt die CDU knapp vor der AfD.
AfD bei Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen auf dem Land besonders stark
Insgesamt fällt auf: Die AfD erzielt ihre besten Ergebnisse in ländlichen Regionen. Der Spitzenwert: 72 Prozent der Stimmen in der thüringischen Gemeinde Karlsdorf, in der allerdings weniger als 100 Wahlberechtigte leben. Auch in einigen anderen kleinen Gemeinden erreichte die rechte Partei Werte von deutlich über 50 Prozent. Am wenigsten Menschen überzeugen konnte die AfD hingegen in Jena. Doch auch dort erreichte sie einen Wert von 16 Prozent. Auch, wenn die Ergebnisse der AfD auf dem Land besonders gut sind, erreicht sie in den Städten ebenfalls hohe Werte. In Erfurt wurde die AfD mit 23 Prozent stärkste Kraft und im fast 100.000 Einwohner großen Gera wählten sie mehr als ein Drittel der Menschen.
Auch in Sachsen erreicht die AfD in einigen kleineren Gemeinden mehr als 50 Prozent der Stimmen; am meisten mit 54,2 Prozent in Dürrhennersdorf. Verhältnismäßig schlecht lief es hingegen in den Großstädten. In Chemnitz etwa holt die AfD mehr als ein Viertel der Stimmen, in Dresden sind es noch 22 Prozent. Anteilig am wenigsten AfD-Wähler leben in Sachsen in Leipzig, wo die Partei weniger als 19 Prozent holt.
AfD und Bündnis Sahra Wagenknecht: Hochburgen der Parteien
Neben den hohen Zustimmungswerten für die AfD ist auch das Ergebnis für das Bündnis Sahra Wagenknecht beachtlich. Die Partei wurde erst zu Jahresbeginn gegründet. Da viele der Mitglieder früher Teil der Linkspartei waren, liegt der Schluss nahe, dass das BSW auch der Grund für den Absturz der Linkspartei ist. Das BSW ist in vielen Gemeinden zweistellig und kann in einzelnen Orten sogar jede fünfte bis zu jeder vierten Stimme holen. Anders als die AfD ist die BSW auch in größeren Städten ähnlich stark wie auf dem Land: In Erfurt holt es 15 Prozent, in Jena 14 und in Gera fast 17.
Auch in den sächsischen Städten erreicht das BSW aus dem Stand starke Ergebnisse, wenn auch auf etwas niedrigerem Niveau als in Thüringen. In Dresden und Leipzig ist die Wagenknecht-Partei knapp zweistellig, in Chemnitz und Zwickau erreicht sie etwa 15 Prozent.
Die Ampel-Parteien und die Linke stürzen in Sachsen und Thüringen ab
Während die Union in Thüringen und Sachsen regional noch für Volksparteien übliche Ergebnisse erreicht und in manchen Gemeinden weiterhin mehr als die Hälfte der Wähler hinter sich vereint, spielen die Ampel-Parteien in großen Teilen der beiden Bundesländer überhaupt keine Rolle. Die Kanzler-Partei SPD erzielt ihre besten Ergebnisse in Thüringen mit 13,3 Prozent in Gera und in Sachsen mit 12,4 Prozent im Leipziger Vorort Markkleeberg. In vielen ländlichen Kommunen sind die Sozialdemokraten weit von der Fünf-Prozent-Hürde entfernt.
Die Grünen sind in Thüringen nur in Jena (12,7 %) und Weimar (10,0 %) zweistellig, in Sachsen nur in Leipzig (12,1 %) und Dresden (11,6 %). In einigen kleinen Gemeinden erhalten sie nicht einmal eine einzige Zweitstimme. In Thüringen hat die Partei von Vizekanzler Robert Habeck den Wiedereinzug in den Landtag verpasst. Die FDP fliegt in Thüringen ebenfalls aus dem Landtag – in Sachsen war die Partei schon seit 2014 nicht mehr Teil des Parlamentes.
Der Erfolg der AfD ist für mich keine Überraschung, sondern nur eine Bestätigung der Vermutungen. Jedes ungelöste Problem spielt dieser Partei in die Hände. Und der Osten hat jetzt die Quittung für die Kohl-Politik nach der Wende ausgestellt. Die wahre Wahlgewinnerin ist BSW: Ohne das frühere SED-Mitglied kann in den beiden Bundesmitglied keine Regierung gebildet werden.
Was den Erfolg der BSW betrifft, so kann man nur den Kopf schütteln. Warum in den beiden Bundesländern die BSW solch einen Zuwachs bzw. Zustimmung in der Bevölkerung hat, hat nach meiner Meinung zwei mögliche Ursachen: 1. Entweder die Wähler sind nach Jahrzehnten immer noch nicht in der Lage, eigenständig zu agieren und wünschen sich die bestimmende SED zurück, was auch ein Versagen der aktiven Regierungen der letzten Jahrzehnte darstellt, oder 2. in den letzten Jahrzehnten hat es die herrschende Politik egal welcher Colour nicht geschafft, auf die Bürgerinnen und Bürger des Ostens einzugehen bzw. diese entsprechend mitzunehmen. Beides ist für mich gleich schlimm und zeigt nur die fehlgeleitete Politik der letzten Jahrzehnte auf.
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