Das Bier fließt am Nockherberg, es schäumt am politischen Aschermittwoch, es hebt die Festzeltstimmung und am Stammtisch .. ja, den Stammtisch macht das Bier überhaupt erst möglich. In Bayern ist das Alkoholische politisch und das Politische alkoholisch. Klar, vieles ist inzwischen nur noch Folklore. Seit Ministerpräsident Günther Beckstein 2008 beschied, der Konsum von zwei Maß Bier sei jederzeit vertretbar, sogar im Straßenverkehr, hat sich einiges getan: Becksteins Nachfolger Horst Seehofer behauptete, Milch den Vorzug vor Bier zu geben; der aktuelle Landeschef und Titelverteidiger Markus Söder trinkt bekanntlich überhaupt keinen Alkohol.
Alkoholfreie Wahlen in Thailand
Wenn das Wahlvolk bierselig johlt und jubelt, hatte freilich noch keiner von ihnen etwas dagegen einzuwenden. In Zeiten, da in Politiker-Maßkrügen immer häufiger Spezi schwappt und sich ja ganz generell ein Trend zur Nüchternheit feststellen lässt, verdient eine Maßnahme aus Thailand Beachtung: Dort galt am Wahltag jüngst ein 24-stündiges Alkoholverbot. Im ganzen Land waren Ausschank und Verkauf von Bier, Wein und Spirituosen verboten - um einen klaren Kopf bei der Stimmabgabe und einen friedlichen Verlauf zu gewährleisten. Nun dürfte es um die Demokratie in Bayern insgesamt deutlich besser bestellt sein als in Thailand, wo Militär, Milliardäre und Monarchen um die Macht ringen.
Alkoholfreie Wahlen? Ein statistisch schwieriges Experiment
Aber interessant wär das schon: der 8. Oktober alkoholfrei. Kein Frühschoppen, kein Biergartenbesuch vor der Stimmabgabe, jedes Kreuzchen unvernebelt. Wie würde die Wahl am Ende ausgehen? Wie ernüchternd wären die Ergebnisse für die Parteien, allen voran für die Bierzeltpartei CSU? Ein reizvolles Gedankenspiel! Statistisch sauber ließe sich der Effekt allerdings wohl nicht belegen. Denn allein der Restalkohol dürfte vier Tage nach dem Oktoberfest noch ganz beachtlich sein.