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Kurdenkrieg in Türkei soll nach mehr als 40 Jahren enden

Türkei

Kurdenkrieg soll nach mehr als 40 Jahren enden

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    Der inhaftierte Anführer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, Öcalan, hat seine Anhänger dazu aufgerufen, die Waffen niederzulegen.
    Der inhaftierte Anführer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, Öcalan, hat seine Anhänger dazu aufgerufen, die Waffen niederzulegen. Foto: Lefteris Pitarakis, dpa

    Abdullah Öcalan hat einst die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gegründet – jetzt befiehlt er seiner Organisation, sich aufzulösen. Der inhaftierte Kurdenführer ließ am Donnerstag in Istanbul einen Aufruf an die PKK verlesen, der den mehr als 40-jährigen Krieg zwischen den Kurdenrebellen und dem türkischen Staat mit zehntausenden Toten und Millionen von Vertriebenen beenden soll. Experten sehen in Öcalans Erklärung einen historischen Meilenstein. Wie der Appell umgesetzt werden soll, bleibt aber offen.

    Mitglieder einer Delegation von Kurdenpolitikern, die Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali bei Istanbul besucht hatten, verlasen in einem Istanbuler Konferenzsaal zunächst die kurdische und dann die türkische Version der dreiseitigen Erklärung des PKK-Chefs. Dies wurde in Großstädten des türkischen Kurdengebietes wie Diyarbakir und Van auf Großleinwänden übertragen und von zehntausenden Menschen verfolgt. Freudenfeiern gab es dabei nicht.

    Öcalan: „Die PKK muss sich selbst auflösen“

    Öcalan rechtfertigte in seinem Appell den Kampf der PKK mit der langjährigen Repression des türkischen Staates, betonte aber, heute gebe es keine Alternative zur Demokratie. „Ich rufe dazu auf, die Waffen niederzulegen, und ich übernehme die historische Verantwortung für diesen Aufruf.“ Die PKK solle einen Parteikongress einberufen und die Selbstauflösung beschließen: „Alle Gruppen müssen die Waffen niederlegen, und die PKK muss sich selbst auflösen.“

    Öcalan hatte die PKK im Jahr 1978 gegründet und sechs Jahre später den Krieg gegen Ankara eröffnet. Im Februar 1999 wurde er von türkischen Spezialeinheiten in Kenia gefasst und in die Türkei gebracht, wo er zum Tode verurteilt wurde. Das Urteil wurde später in lebenslange Haft umgewandelt.

    Kurdische Flüchtlinge auch in Europa

    Der Kurdenkrieg verwüstete Südostanatolien und trieb Millionen Menschen in die Flucht bis nach Europa. Deutschland und andere EU-Staaten setzten die PKK auf die Terrorliste, wurden mit ihren großen kurdischen Minderheiten aber selbst zu Schauplätzen des Konflikts. Die PKK-Unterorganisation YPG errichtete im Bürgerkrieg in Syrien eine Autonomiezone entlang der türkischen Grenze. Ankara reagierte mit Militärinterventionen und hält bis heute mehrere Gebiete in Syrien besetzt.

    Als historisches Ereignis bewertet Howard Eissenstat vom Institut für Türkei-Studien der Universität Stockholm den Aufruf zur Selbstauflösung der PKK. Er sehe mehrere Gründe: Öcalans Wunsch, den Kurdenkonflikt noch zu seinen Lebzeiten beizulegen, die militärische Schwäche der PKK und die schwierige Lage der YPG.

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