Eskaliert die Krise auf der Krim? Russlands Präsident Wladimir Putin will seinen Befehl für einen Militäreinsatz auf der Krim von der weiteren Lage auf der Halbinsel abhängig machen. Das teilte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge mit. Putin habe nun alle Vollmachten, um einzuschreiten.
Der nun mögliche Marschbefehl sei noch nicht erteilt, betonte Peskow. Putin entscheide auch über Größe des etwaigen Kontingents. "Natürlich wird er diese Entscheidung fällen unter der Berücksichtigung, wie sich die Situation entwickelt", sagte Peskow.
Die ukrainische Armee wurde angesichts des drohenden russischen Militäreinsatzes in Alarmbereitschaft versetzt. Doch hätten die Streitkräfte im Ernstfall überhaupt eine Chance?
Streitkräfte der Ukraine hoffnungslos unterlegen
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion baute das Land - auch aus Teilen der Sowjetarmee auf ihrem Gebiet - eigene Streitkräfte auf. Insgesamt verfügt die Ukraine über 130.000 aktive Soldaten. Sicherheitschef Andrij Parublij ordnete am Sonntag zudem an, die rund eine Million Reservisten des Landes einzuberufen.
Allerdings: Die reine Zahl kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die russischen Streitkräfte quantitativ wie qualitativ weit überlegen sind. Laut Londoner International Institute for Strategic Studies ist ein Großteil des Heeres - die größte Teilstreitkraft der Ukraine - mit veralteten Sowjetpanzern vom Typ T-64 ausgerüstet. Nur wenige der rund 1100 Kampfpanzer sind modernere T-84.
Die Luftwaffe ist mit Kampfflugzeugen vom Typ MiG-29 und Su-27 ausgestattet. Die in den 80er Jahren in Dienst gestellten Jäger gelten immer noch als sehr gute Waffensysteme. Unklar ist allerdings ihr technischer Zustand und die Leistungsfähigkeit der Piloten.
Noch deutlicher ist das Kräfteverhältnis bei der Marine: Abgesehen von der Fregatte "Hetman Sahajdatschny", einem 40 Jahre alten U-Boot und einer Handvoll Korvetten verfügt die Ukraine über keine nennenswerten Seestreitkräfte.
Ukraine-Konflikt: Dramatische Tage auf der Krim
Schon lange ist die Krim zwischen Russen und Ukrainern umstritten.
Seit dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch am 22. Februar haben sich die Spannungen auf der prorussisch geprägten Schwarzmeer-Halbinsel nun dramatisch verschärft. Ein Rückblick:
26. Februar: Wenige Tage nach dem Umsturz in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geraten auf der Krim Anhänger und Gegner einer Annäherung an Russland aneinander.
Tausende Krimtataren demonstrieren gegen eine Abspaltung der autonomen Republik. Prorussische Demonstranten fordern die engere Anbindung an Moskau.
27. Februar: Bewaffnete besetzen Regionalparlament und Regierungsgebäude in der Hauptstadt Simferopol - um die russische Bevölkerung auf der Krim zu verteidigen, wie sie sagen.
Das prorussische Krim-Parlament spricht sich für eine Volksbefragung über die Autonomie der Region aus und setzt die Regierung ab.
28. Februar: Eine bewaffnete prorussische Gruppe besetzt kurzzeitig den Flughafen der Hauptstadt. Das ukrainische Parlament appelliert an Moskau, alles zu unterlassen, was die territoriale Einheit des Landes gefährde.
Nach ukrainischen Berichten sind auf der Krim russische Militärmaschinen mit rund 2000 Soldaten gelandet. Interimspräsident Alexander Turtschinow spricht von einer «militärischen Invasion» unter dem Deckmantel einer Übung.
1. März: Der russische Föderationsrat stimmt auf Bitten von Kremlchef Wladimir Putin einem Militäreinsatz auf der Krim zu. Der moskautreue neue Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow hatte Russland zuvor um Beistand gebeten.
16. März: Die Bevölkerung der Krim stimmt in einem von Westen stark kritisierten Referendum über die Unabhängikeit der Halbinsel und die zukünftige Zugehörigkeit zu Russland ab.
Ihre Einsatzbereitschaft ist aber ohnehin fraglich: Der Chef der ukrainischen Marine sagte der prorussischen Regionalregierung auf der Halbinsel Krim am Sonntag seine Gefolgschaft zu. drs, dpa