Ante Naujoks ist vorbereitet. Ein Radio, Batterien, Wasser, Lebensmittel, ein Eimer: Am Freitag bereits hat sie alles in den Schutzraum ihrer kleinen Wohnung in Be‘er Sheva am Rande der Wüste Negev geschafft, was sie im Falle eines Angriffs braucht. Auch der Notfallkoffer mit den Wertsachen und den wichtigsten Papieren steht parat– zum wiederholten Mal schon. „Der Schutzraum ist fertig, auch für einen längeren Aufenthalt“, sagt die Politologin aus Norddeutschland, die seit fast 40 Jahren in Israel lebt. „Aber wenn es hart auf hart kommt, wird der auch nichts bringen.“ Verglichen mit den Geschossen der Hisbollah seien die Raketen aus Gaza ja nur Zahnstocher.
Israel im August. Wie Antje Naujoks geht es den meisten Menschen im Land. Nach dem tödlichen Angriff auf Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran erwarteten am Montag alle einen Vergeltungsschlag des Iran und seiner Vasallen im Libanon, in Gaza und im Jemen. Trotzdem muss das Leben weitergehen, irgendwie. Ja, das Warten sei nervig, räumt die Wahl-Israelin ein. Aber hysterisch oder panisch werde sie deshalb nicht. „Wir haben eine gute Luftabwehr und stehen nicht alleine da.“
Israel rüstet sich für möglichen Vergeltungsschlag aus dem Iran nach Hanija-Tötung
Ein mulmiges Gefühl aber bleibt. Be’er Scheva mit seinen 22.000 Einwohnern liegt nur 40 Kilometer Luftlinie vom Gazastreifen entfernt, entsprechend häufig gibt es hier Luftalarm - und auch die Raketen, die die Hisbollah vom Libanon aus auf Israel abfeuert, können die Stadt noch erreichen. „Wir rechnen“, sagt Antje Naujoks, „jederzeit mit allem.“
Ungleich brisanter allerdings ist die Lage im Norden des Landes, direkt an der Grenze zum Libanon. Weil der Beschuss von dort in den vergangenen Monaten stark zugenommen hat, hat die israelische Regierung bereits Zehntausende aus dem Grenzgebiet evakuiert und in Hotels, Kibbuzim und Ferienwohnungen in sichereren Teilen des Landes untergebracht. Für die, die noch geblieben sind, wird der Ausnahmezustand nun zum Alltag. Sollten der Iran und Hisbollah ihre Drohungen wahr machen, warnt die israelische Armee in einem Schreiben an die Bürgermeister in den nördlichen Gemeinden, müssten diese sich auf längere Stromausfälle, zwischenzeitliche Unterbrechungen der Wasserversorgung, gestörte Telefonnetze und den zeitweisen Ausfall von Radioprogrammen und Internet einstellen. Man rechne damit, heißt es in dem Schreiben, dass die Hisbollah nicht nur Stützpunkte der Armee angreifen werde, sondern auch die zivile Infrastruktur.
Israel stört die Satellitenkommunikation
Umgekehrt versucht das israelische Militär alles, seinen Gegnern die Angriffe so schwer wie möglich zu machen. Um die Raketen und Drohnen der Islamisten zu irritieren, stört es gezielt das Satellitensystem GPS, das Drohnen dazu benutzen, um ihre Ziele anzuvisieren. Ungewollter Nebeneffekt: Vor den Störsendern kapitulieren auch die Navigationssysteme ganz normaler Fahrzeuge. Einer Gruppe von Reisenden aus München etwa, die am Wochenende in Akko nördlich von Haifa unterwegs war, zeigte das GPS in ihrem Mietwagen plötzlich an, sie befände sich in Beirut, der Hauptstadt des Libanon.
Eine ganze Reihe von Staaten hat ihre Bürger bereits aufgefordert, den Libanon sofort zu verlassen - darunter auch Deutschland. Viele Fluggesellschaften haben wie die Lufthansa oder die Ai France ihre Flüge nach Tel Aviv, Beirut, Teheran und in die jordanische Hauptstadt Amman entweder bereits komplett gestrichen oder lange Wartelisten für die wenigen Maschinen, die noch abheben. Am Wochenende wurden vorübergehend auch die Inlandsflüge zwischen Tel Aviv und dem Badeort Eilat ganz im Süden Israels eingestellt. Die deutlichsten Warnungen spricht dabei das amerikanische Außenministerium aus, das allen Amerikanern im Libanon riet: „Nehmen sie jeden Flug, den sie bekommen können – egal wohin.“ Wer nicht genügend Geld habe, um sich ein Ticket zu kaufen, solle sich an die US-Behörden wenden. Großbritannien hat die Familien seines Botschaftspersonals im Libanon bereits ausgeflogen.
Israels Luftabwehr: Ein ausgeklügeltes System
Früheren Angriffen, auch dem des Iran im April, hat Israel bisher erfolgreich getrotzt. Teils dank der Hilfe anderer Staaten wie den USA oder Jordanien, vor allem aber dank seines ausgeklügelten Raketenschutzschildes. Dessen Herzstück ist der „Iron Dome“ (auf Deutsch: „Eisenkuppel“), der darauf spezialisiert ist, Raketen und Geschosse über kurze Distanz abzufangen - etwa aus dem Gazastreifen. Seit dem Start 2011 kam das System nach Angaben der Armee mehrere Tausend Mal zum Einsatz. Es ist mobil und kann binnen weniger Stunden verlegt werden. Größere Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern kann die mit den USA entwickelte „David’s Sling“, die Schleuder Davids, unschädlich machen. Noch nicht einsatzbereit ist ein neues Lasersystem, das Drohnen für vier Dollar pro Einsatz neutralisieren kann
Die USA gehen davon aus, dass ein iranischer Angriff auf Israel unmittelbar bevorsteht. Ein Indiz für diese Theorie und einen raschen Gegenschlag Israels könnte eine Warnung sein, die das Regime in Teheran am Montag herausgegeben hat. Sie weist Fluglinien darauf hin, dass die Lage in Teilen des Landes so gefährlich werden könnte, dass Maschinen auf alternative Flugrouten ausweichen müssen.
Der Staat Israel steht seit 76 Jahren auf sandigem Boden und wurde unter falschen Voraussetzungen gegründet. Die vielen Konflikte, Kriege und Toten bis heute sind der traurige Beweis. Die Zweistaatenlösung, die eine gute und vernünftige Grundlage gewesen wäre, käme zu spät und würde jetzt auch nicht mehr funktionieren. Egal was die Medien berichten, die Geschichte wird richten.
Leider hat man vor Jahren, vor Jahrzehnten versäumt, klare Verhältnisse zu schaffen. Terrorgruppen wie Hamas, Hisbollah, etc. wäre dann wahrscheinlich nicht mehr die Gefahr wie sie heute agieren. Doch leider, auch mit Unterstützung der EU, wurde ein mehr zurückhaltender Kurs gefahren, sehr zurückhaltend, und immer und ausschließlich nur das angeblich Gute sehend, auch wenn nicht existent. Wo das hinführte kann man derzeit betrachten. Auch mit Stichwort Iran gilt dies. Mehr und immer wurde verhandelt, verhandelt und bei fehlenden - nicht erreichten Zielen - nochmals verhandelt. Dass sich der Iran die Rosinen herauspicken konnte; bestätigt. Nur will man das nicht wahrhaben. Jetzt ist der Schlamassel groß! Was man aus europäischer Sicht immer wieder falsch macht: Wenn ich mich schon "dort" einmische, dann muss ich auch ab einem Punkt konsequent sein. Ein weiter so, immer wieder weiter so, wird niemals zum Ziele führen!
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