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Krieg in Nahost: Wie verhalten sich Israels Nachbarstaaten im Krieg mit der Hamas?

Krieg in Nahost

Wie verhalten sich Israels Nachbarstaaten im Krieg mit der Hamas?

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    Die israelische Polizei kontrolliert vor dem Freitagsgebet die Straßen rund um die Altstadt. Der Fortgang der Krieges hängt auch von den Nachbarstaaten ab.
    Die israelische Polizei kontrolliert vor dem Freitagsgebet die Straßen rund um die Altstadt. Der Fortgang der Krieges hängt auch von den Nachbarstaaten ab. Foto: Oren Ziv, dpa

    Es ist noch nicht einmal einen Monat her, da ließ ein mögliches Abkommen zwischen Saudi-Arabien und Israel Hoffnung aufkommen im Nahen Osten. "Ich glaube, unter Ihrer Führung, Herr Präsident, können wir einen historischen Frieden zwischen Israel und Saudi-Arabien schmieden", sagte Israels Ministerpräsident Netanjahu damals bei einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden, der das Abkommen vorantrieb. Netanjahu sprach nicht nur von einer möglichen "Versöhnung zwischen der islamischen Welt und dem jüdischen Staat", sondern auch von einem Schritt "in Richtung eines echten Friedens zwischen Israel und den Palästinensern".

    Einen Monat später könnten diese Sätze kaum weiter entfernt liegen von der Realität im Nahen Osten, denn wie die Deutsche Presse-Agentur am Samstag aus Diplomatenkreisen erfuhr, stoppten die Saudis den Kurs der Normalisierung. Was bleibt von der Annäherung? Und wie verhalten sich die Staaten des Nahen Ostens im Krieg zwischen Israel und der Hamas? Ein Überblick.

    So verhalten sich Israels Nachbarstaaten im Krieg mit der Hamas

    Ägypten: Ägypten teilt sich eine Grenze mit Israel. Die Staaten führten mehrere Kriege gegeneinander. Zuletzt der Jom-Kippur-Krieg vor ziemlich genau 50 Jahren. Im Zuge der Camp-David-Verhandlungen Ende der 70er Jahre schlossen beide Länder Frieden. Heute gilt Ägypten als wichtiger Vermittler zwischen Israel und den Palästinensern. Präsident Abdel Fattah al-Sisi telefonierte zuletzt häufiger mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und forderte einen Waffenstillstand. Eine israelische Bodenoffensive in Gaza möchte Ägypten aber auf jeden Fall verhindern. Ein Vertreter des Ägyptischen Sicherheitsapparats sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, diese wäre ein "gravierender Fehler". Das Land soll bereits Truppen an die Grenze zu den Palästinensergebieten verlegt haben. Ein Grund, warum die Ägyptische Führung eine Eskalation vermeiden möchte: Das Land wäre wohl eine der Hauptanlaufstellen für geflüchtete Palästinenser.

    Jordanien: Auch Jordaniens Führung fürchtet eine weitere Fluchtbewegung durch den Krieg zwischen Israel und den Palästinensern. König Abdullah II. warnte Israel vor dem Versuch, Menschen gewaltsam zu vertreiben. Gleichzeitig nimmt das Land – ähnlich wie Ägypten – eine wichtige Mittlerposition ein. Mit keinem Land teilt sich Israel eine so lange Grenze. Jordanien verwaltete einst sogar das Westjordanland und den Gazastreifen, bis Israel die Gebiete im Sechs-Tage-Krieg besetzte. In den 90er Jahren schlossen beide Länder formell Frieden. In der Bevölkerung erfahren die Palästinenser viel Zustimmung. Der Anteil palästinensisch-stämmiger Menschen an der jordanischen Bevölkerung liegt schätzungsweise bei 40 bis 50 Prozent. König Abdullah II. unterhält jedoch gute Beziehungen zu westlichen Staaten. Kommende Woche besucht er Deutschland.

    Syrien: Syrien kämpfte sowohl im Sechs-Tage-Krieg 1967 als auch im Jom-Kippur-Krieg 1973 gegen Israel. Anders als Ägypten und Jordanien schloss das Land jedoch nie Frieden mit Israel. Die Länder befinden sich formell weiter im Kriegszustand. Einen weiteren Angriff durch Syrien muss Israel aber nicht fürchten. Machthaber Baschar al-Assad und sein Militär sind geschwächt durch den Bürgerkrieg im eigenen Land. Israel selbst bombadierte zuletzt Flughäfen in Damaskus und Aleppo. Grund waren laut israelischer Seite Waffenlieferungen, die über die Flughäfen abgewickelt werden sollten.

    Libanon: Der Libanon ist das vierte Nachbarland Israels. Ähnlich wie im Fall Syriens befindet sich Israel auch mit dem Libanon weiter im Kriegszustand. Im Jahr 1982 marschierten israelische Truppen im Libanon ein. Zur gleichen Zeit formierte sich eine Gruppe schiitischer Kämpfer, die heute im Libanon zwar nicht offiziell an der Macht ist, Experten zufolge aber faktisch die Geschicke in weiten Teilen des Landes lenkt: die Hisbollah-Miliz. Und anders als Syrien hätte die Hisbollah durchaus die Möglichkeit, den abgekühlten Kriegszustand wieder anzufeuern. So attackierte die Hisbollah in den vergangenen Tagen Israel bereits mit Raketen – wenn auch in bisher überschaubarem Maß. Dadurch droht Israel an der Grenze zum Libanon eine zweite Front. Unterstützt wird die shiitische Miliz durch den Iran.

    Das ist die Linie der Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran

    Iran: Der Iran ist einer der verbittertsten Feinde Israels. Die Führung versteht sich als die Schutzmacht der Schiiten im Nahen Osten. In Israel sieht es den "kleinen Satan", als "großen Satan" bezeichnet die iranische Führung die USA. Der Iran gilt als einer der Hauptfinanziers der Hisbollah und soll in der Vergangenheit auch die Hamas unterstützt haben. Olaf Scholz machte in seiner Regierungserklärung kürzlich den Iran indirekt mitverantwortlich für die Angriffe. "Wir haben bisher zwar keine handfesten Belege dafür, dass Iran diesen feigen Angriff der Hamas konkret und operativ unterstützt hat", sagte Scholz. "Aber uns allen ist klar: Ohne iranische Unterstützung über die letzten Jahre wäre die Hamas zu diesen präzedenzlosen Angriffen auf israelisches Territorium nicht fähig gewesen."

    Saudi Arabien: Saudi-Arabien gilt weiterhin als Schutzmacht der Palästinenser, unterhält jedoch gute Verbindungen zu den USA. Gleichzeitig schien sich Kronprinz Mohammed bin Salman zuletzt Israel annähern zu wollen. In einem Statement verurteilte die Führung in Riad die Gewalt, gab Israel jedoch eine Mitschuld an der Eskalation: "Das Königreich erinnert an seine wiederholten Warnungen vor den Gefahren einer Eskalation der Lage infolge der anhaltenden Besatzung." Am Samstag sickerte nun durch, dass Saudi-Arabien wohl vorerst nicht daran interessiert ist, an einer Normalisierung des Verhältnisses mit Israel zu arbeiten. Am Sonntag traf sich der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman dann mit US-Außenminister Anthony Blinken. Der ist derzeit in der Nahost-Region, um über den Konflikt Israels mit der islamistischen Hamas sprechen.

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