Die Sirenen in Tel Aviv heulen besonders oft in diesen Kriegstagen. Dumpfe Explosionen sind zu hören, ein zischendes Geräusch. Am Himmel leuchten die Blitze auf, die die Hamas in Richtung der 430.000-Einwohner-Stadt schickt. Auch aus Iran flogen nun Raketen ins Land. Abgefangen werden sie vom Iron Dome.
Das Raketenabwehrsystem mit dem markanten Namen legt sich tatsächlich wie eine eiserne Kuppel über viele israelische Städte und verspricht so etwas wie einen Rest an Sicherheit in unsicheren Zeiten. Tausende Raketen wurden seit dem Angriff der Hamas im Oktober vergangenen Jahres auf israelisches Kernland abgefeuert. In der Nacht zum Sonntag musste sich das Land auch gegen einen iranischen Luftangriff behaupten. Der Iron Dome ist eines der wichtigsten Instrumente der Raketen- und Drohnenabwehr Israels. Und das nicht erst seit Ausbruch des jüngsten Konflikts.
Kein großes Schutzschild - jede Rakete wird einzeln abgefangen
Seit 2011 nutzt Israel bereits das Raketenabwehrsystem. Der zunehmende Beschuss mit Kurzstreckenraketen durch die Hamas, aber auch durch die im Libanon ansässige Hisbollah hatten den Schritt nötig gemacht. Hinter dem Iron Dome verbirgt sich ein mobiles System, das Raketen, Artillerie- und Mörsergranaten ausschaltet – und zwar nicht in Form eines großen zusammenhängenden Schutzschildes, wie es der Name suggeriert; jede Rakete muss für sich abgefangen werden.
Die gegnerischen Waffensysteme werden mithilfe von Radaranlagen erkannt. Der Iron Dome soll inzwischen ungefähr 90 Prozent Trefferquote haben. Je mehr Raketen innerhalb kurzer Zeit abgefeuert werden, umso schwieriger wird es auch für den Iron Dome. Einen hermetischen Schutz gegen Raketenangriffe gibt es nach Einschätzung von Militärexperten ohnehin nicht. Für die Hyperschallraketen, wie sie die russischen Streitkräfte nach eigenen Angaben bereits in der Ukraine eingesetzt haben, gibt es noch keine Abwehr.
Jede Abfangrakete kostet bis zu 70.000 Euro
Das israelische Raketenabwehrsystem erkennt den Start einer feindlichen Rakete und fängt diese noch in der Luft ab – berechnet wird das Ganze mithilfe einer Software. Es muss schnell gehen: Zwischen dem Abfeuern einer Rakete und deren Einschlag vergehen manchmal nicht einmal 60 Sekunden. „Gefüttert“ wird der Iron Dome mit Abfangraketen, es kann ein Gebiet von 150 Quadratkilometern damit abgedeckt werden.
Die Vielzahl der Angriffe aus Gaza birgt vor allem die Gefahr, dass dem Iron Dome die Munition ausgeht. Die USA haben deshalb Unterstützung in Milliardenhöhe zugesagt. Denn: Anders als die oft simpel hergestellten Raketen der Hamas ist der Einsatz des Iron Dome extrem teuer. Experten sprechen davon, dass eine einzelne Abfangrakete zwischen 50.000 und 70.000 Euro kostet. Israel hofft deshalb, dass es schon in naher Zukunft ein Laser-Abwehrsystem einsetzen kann – bei dem ein Schuss kaum eine Handvoll Dollar kostet.
Israel verfügt im Kampf für seine eigene Sicherheit nicht nur über den Iron Dome, sondern auch über das Abwehrsystem David Sling und Arrow. Die fangen Raketen mit größerer Reichweite ab.
Deutschland macht Tempo bei Arrow 3
Israel ist nicht das einzige Land, das auf weitgehend automatisierte Luftabwehrsysteme setzt. Seit Beginn des Ukraine-Krieges und der gewachsenen Bedrohung durch Russland wird auch in Deutschland über eine bessere Landesverteidigung gesprochen. Der Fliegerhorst Holzdorf soll zu einem der wichtigsten Standorte der Luftwaffe werden.
Im Osten der Republik, auf der Landesgrenze von Brandenburg und Sachsen-Anhalt, werden dann nicht nur schwere Transporthubschrauber, sondern auch die Raketenabwehr mit dem System Arrow 3 stationiert. Arrow 3 ist ein israelisches System. Der „Pfeil“ kann anfliegende Raketen in bis zu über 100 Kilometern Höhe zerstören, also außerhalb der Atmosphäre und im beginnenden Weltraum. Das soll feindliche Raketen ganz weitgehend wirkungslos machen.
200 Soldaten bedienen künftig das Waffensystem in Deutschland
Arrow besteht aus dem Gefechtsstand, Radarsensoren, Startgeräten mit je vier Lenkflugkörpern Arrow 3 sowie weiteren Peripherie-Geräten. Etwa 200 deutsche Soldaten sind künftig damit beschäftigt, das Waffensystem zu bedienen.
Das System wird Deutschland vier Milliarden Euro kosten, doch die Bevölkerung wäre vor militärischen Übergriffen, aber auch vor Terrorangriffen aus der Luft geschützt. Gezahlt wird es aus dem Sondervermögen der Bundeswehr. Das Projekt soll noch in der laufenden Legislaturperiode fertig werden, Ziel ist das Jahr 2025. Allerdings könnte es sein, dass es durch den Krieg im Nahen Osten nun zu Verzögerungen kommt.
(mit dpa)