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Krieg in Nahost: Verwandte einer Hamas-Geisel: "Ich will meine Schwester zurück"

Krieg in Nahost

Verwandte einer Hamas-Geisel: "Ich will meine Schwester zurück"

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    Will ihre Schwester zurück: Roni Roman.
    Will ihre Schwester zurück: Roni Roman. Foto: Christoph Soeder, dpa

    "Nein, wir wissen nichts." Roni Roman bangt seit mehr als fünf Wochen um ihre Schwester Yarden, die von der Hamas im Gazastreifen gefangen gehalten wird. Fünf Wochen voller Sorge, voller Angst – aber auch fünf Wochen, in denen die Hoffnung nicht gestorben ist. Es habe Bewegung in den Verhandlungen über die Freilassung weiterer Geiseln gegeben, hat Benjamin Netanjahu gerade erst gesagt. Mehr wollte der Ministerpräsident allerdings nicht verraten: "Ich denke, je weniger ich darüber rede, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zustande kommt."

    Nach Entführung durch Hamas-Terroristen: Roman vertraut auf ihre Regierung

    Es sind Äußerungen wie diese, an die Angehörige wie Roni Roman sich klammern. An diesem Montag sitzt die Studentin der Betriebswirtschaft aus Tel Aviv im Foyer eines Münchner Hotels und erzählt, wie sie die vergangenen Wochen erlebt hat. Weil sie weiß, wie schnell die Aufmerksamkeit für die Schicksale der mehr als 200 anderen Geiseln nachlässt, ist eine Gruppe Angehöriger schon zum zweiten Mal nach Deutschland gekommen, um eben jene Aufmerksamkeit hochzuhalten. 21 Entführte haben nach ihren Angaben einen deutschen Pass – deutlich mehr als bisher angenommen. Das sind 21 Familien mit deutschen Wurzeln, die auf die Rückkehr ihrer Kinder, Eltern, Großeltern oder Ehepartner warten. "Ich hoffe, dass sich in den nächsten ein, zwei Wochen etwas tut", sagt Roni Roman im Gespräch mit unserer Redaktion. "Ich vertraue meiner Regierung." 

    Vier Geiseln hat die Hamas bisher freigelassen, eine israelische Soldatin wurde von der israelischen Armee befreit. Was sie erlebt und erlitten haben, können die Angehörigen der anderen Geiseln nur vermuten. Dass ihre Schwester und ihre Mitgefangenen durch die Offensive der israelischen Armee noch größeren Gefahren ausgesetzt sind, glaubt Roni Roman allerdings nicht. "Am Anfang habe ich das gedacht", sagt sie. "Heute mache ich mir eher Sorgen, dass ihnen aus Versehen etwas passieren könnte, zum Beispiel durch eine fehlgeleitete Rakete." Sie glaube, dass die israelische Armee sehr umsichtig vorgehe, um das Leben der Geiseln nicht zu gefährden. Gleichzeitig aber müsse der Druck auf die Hamas hoch bleiben. "Deshalb kann Israel die Angriffe nicht einstellen." 

    Die Deutsch-Israelin Yarden Roman ist von der Hamas verschleppt worden, ihr Mann Alon konnte mit der Tochter Gefen den Terroristen entkommen. Das Gesicht des Mädchens soll zu seinem Schutz nicht gezeigt werden.
    Die Deutsch-Israelin Yarden Roman ist von der Hamas verschleppt worden, ihr Mann Alon konnte mit der Tochter Gefen den Terroristen entkommen. Das Gesicht des Mädchens soll zu seinem Schutz nicht gezeigt werden. Foto: Alon Roman

    Alon, Yardens Ehemann, und die dreijährige Geven konnten der Hamas mit einer spektakulären Flucht aus deren Auto entkommen, Yarden dagegen hat es am 7. Oktober nicht geschafft. Vater und Tochter leben nun beim Großvater, in dessen Haus sich Verwandte und Freunde nahezu täglich treffen, um die nächsten Schritte zu besprechen. "Die Leute vergessen schnell", sagt Roni Roman, umso wichtiger sei es, dass das Schicksal der Geiseln nicht vergessen werde. Deshalb war sie mit Gilad, ihrem Bruder, und anderen Angehörigen schon bei Bundeskanzler Olaf Scholz. Und deshalb trifft sie mit ihrer Gruppe an diesem Nachmittag Markus Söder. 

    Die Großmutter stammte aus Bayern

    Bayern, das weiß sie, ist das zweitgrößte Bundesland, und Söder habe gute Kontakte nach Israel. "Das ist wichtig für uns, aber es ist auch wichtig für ihn, dass er unsere Geschichten kennt." Und nicht zuletzt haben die Romans auch noch eine sehr persönliche Beziehung zu

    Bei allem Zuspruch, den sie aus Deutschland erfahre: Der Einsatz für ihre Schwester sei für sie auch eine Art Medizin. "Er hält mich aufrecht und er gibt mir Hoffnung." Und er ist, wie sie findet, nach wie vor nötig. Im Moment, klagt Roni Roman, beherrsche die humanitäre Lage in Gaza die öffentliche Debatte und nicht mehr die der Geiseln. "Ich fühle auch mit den Menschen in

    Hören Sie dazu auch unseren Podcast "Augsburger Allgemeine Live" vom 30. Oktober 2023 mit den Nahost-Experten unserer Redaktion.

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