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Krieg in Nahost: Steht die Hamas vor dem Zusammenbruch?

Krieg in Nahost

Steht die Hamas vor dem Zusammenbruch?

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    Menschen begutachten die Schäden nach einem israelischen Luftangriff im Flüchtlingsviertel Al-Magasi im Zentrum des Gazastreifens.
    Menschen begutachten die Schäden nach einem israelischen Luftangriff im Flüchtlingsviertel Al-Magasi im Zentrum des Gazastreifens. Foto: Xin Hua, dpa

    Dutzende Männer in Unterhosen sitzen hintereinander auf einer schmutzigen Straße, die meisten barfuß, die Köpfe gesenkt. Im Hintergrund stehen in kleinen Gruppen Soldaten in Uniform. Es ist eines von mehreren Bildern aus dem Gazastreifen, die die israelische Armee derzeit verbreitet. Bei den Männern soll es sich um Kämpfer der Hamas handeln, die sich ergeben haben. Die Bilder dienen offenbar dazu, eine Botschaft zu unterstreichen, die Israels Regierung zu verbreiten sucht: Die

    Immer mehr Hamas-Terroristen im Gazastreifen strecken offenbar die Waffen – für die israelischen Sicherheitskräfte ein deutliches Zeichen, dass der Kampfgeist der islamistischen Organisation bricht. „Wir üben großen Druck aus. Ich denke, dass sie sich ergeben und mit erhobenen Händen herauskommen, zeigt, dass ihr Kampfgeist gebrochen ist. Das beschleunigt unsere Erfolge, schließlich wollen wir schnell vorankommen“, sagte Generalstabschef Herzi Halevi. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant erklärte, die letzten Hamas-Hochburgen im nördlichen Gazastreifen seien vor dem Fall. Die Hamas-Kommandozentralen in den Stadtvierteln Dschabalia und Schedschaija seien eingekreist und stünden kurz vor dem Zusammenbruch. „Die Bataillone, die als unbesiegbar galten und sich jahrelang auf den Kampf gegen uns vorbereitet haben, stehen kurz vor der Zerschlagung“, fügte er hinzu.

    Viele Hamas-Bataillone sind geschwächt

    Manche Beobachter, auch innerhalb Israels, halten die Berichte von massenhafter Kapitulation dennoch für Propaganda. Nur zehn bis 15 Prozent der verhafteten Palästinenser auf den Fotos hätten eine Verbindung zur Hamas, schrieb die israelische Zeitung Haaretz mit Verweis auf ungenannte Vertreter der Sicherheitskräfte.

    Es gibt jedoch auch andere Berichte. Eine ebenfalls ungenannte Quelle aus den israelischen Sicherheitsdiensten sagte kürzlich dem Armeeradio, die Führungsriege der Terroristen habe offenbar ihr Vorgehen geändert: „Sie räumen ihrem eigenen Überleben Vorrang ein gegenüber dem Aufrechterhalten der Kommando- und Kontrolloperationen der Hamas.“ Und auch das unabhängige Institut für Kriegsstudien in den USA schreibt in einer Analyse, dass mindestens sieben von 19 Hamas-Bataillonen erheblich geschwächt seien und mindestens sechs weitere unter „intensivem Druck der IDF“ stünden.

    Situation im Gazastreifen ist apokalyptisch

    Zugleich zahlt die Zivilbevölkerung in Gaza einen immer höheren Preis für die Kämpfe. Rund 18.000 Menschen sollen in dem umkämpften Gebiet bereits ums Leben gekommen sein. Die Zahl kommt von Behörden, die der Hamas unterstehen und keinen Unterschied zwischen Zivilisten und

    Zugleich scheint das wachsende Elend die Menschen im Gazastreifen zunehmend gegen ihre Herrscher aufzubringen. Ausgerechnet der katarische Fernsehsender Al-Jazeera, der die Hamas sonst eher wohlwollend behandelt – Katar zählt zu deren größten Geldgebern – zeigte vor einigen Tagen ein Interview mit einer älteren Frau in Gaza, die wütend über die Hamas schimpft: Die Organisation greife sämtliche humanitäre Hilfe ab, klagte sie. „Alles geht in ihre Häuser.“ Der US-Sender CNN veröffentlichte anonymisierte Aufnahmen von Palästinensern in Gaza, die die Hamas ebenfalls heftig kritisieren. „Wenn man ein Bürger in Gaza ist, der den Krieg ablehnt und sagt: 'Ich will keinen Krieg', wird man als Verräter gebrandmarkt“, sagt darin eine Frau.

    Die harte Kritik, die für die Interviewten ein persönliches Risiko mit sich bringt, lässt sich als Zeichen für die wachsende Verzweiflung von Menschen deuten, die kaum noch etwas zu verlieren haben. Zugleich könnte sie jedoch ein Hinweis darauf sein, dass der Hamas allmählich die Kontrolle über die Bevölkerung entgleitet.

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