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Krieg in Nahost: Nach tödlichem Angriff auf Majdal Al-Shams: Steht der Nahe Osten am Abgrund?

Krieg in Nahost

Nach tödlichem Angriff auf Majdal Al-Shams: Steht der Nahe Osten am Abgrund?

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    Anwohner in Majdal al-Shams kommen verletzten Kindern zu Hilfe, kurz nachdem eine Rakete ein Fußballfeld auf den israelisch kontrollierten Golanhöhen getroffen hat.
    Anwohner in Majdal al-Shams kommen verletzten Kindern zu Hilfe, kurz nachdem eine Rakete ein Fußballfeld auf den israelisch kontrollierten Golanhöhen getroffen hat. Foto: Hassan Shams, AP, dpa

    Es war der tödlichste Angriff im Norden Israels seit dem Ausbruch der Kämpfe mit der libanesischen Hisbollah im Oktober: Am Samstag schlug in den israelisch kontrollierten Golanhöhen eine Rakete in einem Fußballfeld ein und tötete mindestens zwölf Kinder und Jugendliche. Dutzende weitere wurden verletzt, zum Teil schwer. Die meisten Opfer waren zwischen zehn und 15 Jahre alt. „Wer eine solche Rakete auf ein Wohngebiet schießt, will Zivilisten töten, will Kinder töten“, sagte Israels Armeechef Herzi Halevi am Sonntag bei einem Besuch in Majdal Shams, jenem Dorf, wo das Geschoss eingeschlagen war. Israelischen Angaben zufolge war die Rakete von iranischer Bauart – wie die vom Iran geförderte Hisbollah im Libanon sie nutzt.

    Das Dorf Majdal Shams, vorwiegend bewohnt von Anhängern der arabischen Religionsgemeinschaft der Drusen, liegt im Norden der Golanhöhlen, nahe an der Grenze zum Libanon. Israel eroberte den bis dahin syrischen Golan im Sechs-Tage-Krieg 1967 und annektierte das Gebiet 1981; die internationale Gemeinschaft betrachtet das Gebiet als besetzt.

    Die Hisbollah bestreitet Raketenangriff

    Die Hisbollah, ebenso wie die Hamas von westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft, wies jede Verbindung zu dem Angriff von sich. Hisbollah-nahe Medien hatten jedoch zuvor gemeldet, die Gruppe habe Raketen auf eine israelische Militärbasis abgeschossen, die sich unweit des getroffenen Fußballfelds befindet. Die Leugnung der Hisbollah dürfte politische Gründe haben: Viele der gut 20.000 Drusen im Golan betrachten sich als Syrer und verweigern die Annahme der israelischen Staatsbürgerschaft – im Gegensatz zu den Drusen im israelischen Kernland, die als loyal zum israelischen Staat gelten. „Die getöteten Kinder sind syrisch“, sagte der Libanon-Experte Abed Kanaaneh von der Universität in Tel Aviv dieser Redaktion, „deshalb ist die Sache für die Hisbollah sehr sensibel.“

    Israels Armee dagegen machte die Hisbollah für den Angriff verantwortlich und flog noch in der Nacht auf Sonntag Angriffe auf Stellungen der Gruppe, „tief im Libanon“, wie es in einer Mitteilung hieß. Die Hisbollah habe „alle roten Linien überschritten“, sagte Israels Außenminister Israel Katz in einem Fernsehinterview. „Wir nähern uns der Aussicht eines umfassenden Krieges.“ Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu befand sich zum Zeitpunkt des Angriffs in den USA, reiste aber frühzeitig ab; für Sonntagnachmittag war eine Sitzung des Sicherheitskabinetts geplant.

    Israel ist nahezu täglich Ziel von Attacken

    Seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober feuert die Hisbollah nahezu täglich Raketen und Drohnen auf Israel ab. Israels Armee attackiert im Gegenzug regelmäßig Stellungen der Gruppe im Libanon. Zehntausende Zivilisten auf beiden Seiten der Grenze mussten evakuiert werden. Seit Monaten warnen Analysten, ein einziger Fehler könnte die Lage blitzschnell eskalieren lassen. Ein Krieg zwischen Israel und der Hisbollah hätte vor allem für den Libanon desaströse Folgen: Die ohnehin von Misswirtschaft geschwächte Infrastruktur könnte vollends zusammenbrechen. Doch auch in Israel fürchten viele eine Eskalation. Rund 150.000 Raketen soll die vom Iran geförderte Hisbollah besitzen, viele von ihnen können Tel Aviv erreichen.

    Abed Kanaaneh hält das Risiko eines Krieges trotz allem für gering. Israel werde den Angriff auf eine Art vergelten, „die sich gut in den Medien macht“, glaubt er. „Aber es wird vorsichtig sein. Die Armee ist müde nach über zehn Monaten Krieg in Gaza. Und weder Israel noch die Hisbollah haben Interesse an einem großen Krieg.“

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    1 Kommentar
    Marianne Böhm

    Was ist das für eine brutale Welt im nahen Osten.. es werden Kinder getötet die völlig unschuldig sind.. ob jetzt in den Golanhöhen, einem von Israel annektierten syrischen Gebiet, oder seit Kriegsbeginn im Gazastreifen tausende Kinder. Wie kann eine Weltgemeinschaft egal bei welchen Kriegen, Unruhen zusehen und nichts tun. Wie kann man sagen, dass man fest hinter einem der Kontrahenten steht und ihm beim Töten zu sieht. Wenn jeder ein Verteidigungs- Existenzrecht hat, andere ihnen Waffen liefern, unterstützen, wegen Solidargemeinschaft, warum darf ich dann keine Waffe tragen um mich zu verteidigen.. Die ganze Welt, kein Land dürfte mehr Waffen haben, als so viele um seine Grenzen zu schützen.. aber nicht um jahrelang Krieg zu führen. Ich sehe seit dem Gaza Krieg Israel ganz anders als in der Zeit vorher.. zu ihrem Nachteil. Man kann sehen dass wir alle nur Menschen sind, alle gleich gut oder gleich böse, da gibt es keinen Unterschied..!

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