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Krieg in Nahost: Milliarden für den Terror: Wie sich die Hamas finanziert

Krieg in Nahost

Milliarden für den Terror: Wie sich die Hamas finanziert

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    Auf diesem vom iranischen Außenministerium veröffentlichten Bild traf sich der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian (links) mit Ismail Hanija, Führer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas.
    Auf diesem vom iranischen Außenministerium veröffentlichten Bild traf sich der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian (links) mit Ismail Hanija, Führer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas. Foto: dpa

    Wenn die Bomben auf Gaza regnen und der Strom einmal wieder für Stunden ausfällt, braucht sich ein Mann keine größeren Sorgen um seinen persönlichen Komfort zu machen. Ismail Hanijah ist zwar einer der Chefs der Hamas, doch sein Leben spielt sich ab im Emirat Katar. Zwischen Wolkenkratzern und klimatisiertem Luxus fühlt er sich wohl. Der dortige Emir bietet dem Terrorfürsten nicht nur einen komfortablen Unterschlupf, er gilt auch als einer der wichtigsten finanziellen Unterstützer der Hamas. Dort, wo vor wenigen Monaten noch die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen wurde, wird eine Organisation mit Geld ausgestattet, die gerade dabei ist, den gesamten Nahen Osten mit einem Flächenbrand zu überziehen. Den Menschen im Gazastreifen mag es an fast allem fehlen, die Kriegskasse ihrer „Regierung“ ist gut gefüllt. 

    Die Hamas ist nicht die einzige Gruppe, die von dem autokratischen Staat am Persischen Golf profitiert. Auch die Taliban betreiben seit Jahren ein „Verbindungsbüro“ in Doha. Das Emirat nutzt seinen gigantischen Energiereichtum und die Milliarden, die es daraus generiert, für eine ganz bewusst gesteuerte Außenpolitik. Genug Geld ist da – und nicht nur das: Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundene Energiekrise ließ die Nachfrage etwa nach Flüssiggas kräftig steigen. Auch in Deutschland wird der Emir deshalb hofiert. Die eigene Macht soll möglichst weit reichen. Von Millionen-Zahlungen an die Hamas ist bei Experten die Rede – und das jeden Monat. Das US-Außenministerium spricht davon, dass insgesamt bereits mehr als 1,5 Milliarden Euro aus Katar an die Hamas flossen. Wie sehr die von dem Golfstaat abhängig ist, zeigt eine Geschichte, über die die Nachrichtenagentur Reuters berichtete: Als sich eine Zahlung aus Katar einmal verzögerte, konnte die Hamas die Gehälter von 50.000 Beamten nicht auszahlen. 

    Finanziert auch Deutschland indirekt den Terror?

    Denn was vielfach übersehen wird: Die Hamas ist nicht nur eine Terrororganisation, sie stellt die Regierung im Gazastreifen, ist also für die Versorgung der Menschen, für die Infrastruktur zuständig, sie erhebt Steuern. Für alle, die der Bevölkerung helfen wollen, offenbart sich damit ein Dilemma: Jeden Euro, jeden Dollar, den die Hamas nicht für ihr Volk ausgeben muss, kann sie in neue Waffen fließen lassen. In Berlin bemüht man sich, den Verdacht auszuräumen mit Steuergeldern würde eine Terrororganisation versorgt. „Natürlich machen wir keine Terrorfinanzierung“, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock jüngst. Ihr gehe es um die alltägliche Not der Menschen. Das deutsche Entwicklungsministerium (BMZ) hat nach eigenen Angaben für dieses und nächstes Jahr rund 125 Millionen Euro an bilateraler Entwicklungszusammenarbeit zugesagt. Dabei geht es um längerfristige Programme. Eine Sprecherin nannte Wasserversorgung und -entsorgung, eine Entsalzungsanlage, berufliche Bildung, die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Leute und Ernährungssicherung als Beispiele. Doch ganz so einfach ist die Rechnung eben nicht. 

    Diesem Konflikt sieht sich neben der Bundesregierung auch die EU ausgesetzt. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen aus dem vergangenen Jahr waren die EU und ihre Mitgliedstaaten mit einem Beitrag von rund 600 Millionen Euro pro Jahr einer der größten Geldgeber der Palästinenser. Allein aus dem EU-Haushalt waren für den Zeitraum 2021 bis 2024 Finanzhilfen in Höhe von 1,18 Milliarden Euro vorgesehen. Die Verwendung soll nun noch einmal geprüft werden. 

    Der Iran ist Israels Erzfeind

    Keinen Einblick in seine Finanzen gewährt der Iran. Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist Israel Irans erklärter Erzfeind – das verbindet. Zahlen aus dem US-Außenministerium aus dem Jahr 2020 sprechen davon, dass Teheran der Hamas insgesamt 200 Millionen Dollar überwiesen hat – innerhalb von vier Jahren. Doch genauso wichtig wie gut gefüllte Konten sind für die Hamas Waffen und Know-how. Und auch hier steht das Mullah-Regime an der Seite der Palästinenserorganisation. Dass die Planung des Anschlags auf Israel ohne Unterstützung des Iran möglich war, gilt als unwahrscheinlich, wenn nicht sogar ausgeschlossen. Iranische Verbündete hätten militärisches Training, logistische Hilfe und Dutzende Millionen Dollar für Waffen bereitgestellt, schrieb die Washington Post unter Berufung auf Geheimdienst-Quellen. Die im Libanon ansässige Hisbollah tut ihr Übriges, um Waffenlager und Konten der Hamas zu füllen. 

    Auch muslimische Organisationen in aller Welt rufen zu Spenden auf, die schließlich auf den Konten der Hamas landen. In Deutschland wurden erst zuletzt wieder Vereine verboten, die eine Verbindung zu den Terroristen haben. Die Diaspora trommelt unermüdlich. „Samidoun“ etwa, das sich selbst als palästinensisches Netzwerk bezeichnet, hat Ableger nicht nur in Berlin. 

    Die Hamas nutzt Kryptowährungen

    So archaisch die Hamas in ihrem Denken und Handeln auch ist, so modern ist ihr Finanzverständnis. Als „Meisterin der Diversifikation“ bezeichnete die Neue Zürcher Zeitung sie einmal. Die Geldflüsse lassen sich auch deshalb nur schwer kontrollieren, weil die Terrororganisation auf Kryptowährungen wie Bitcoin setzt. Die Blockchain-Analysefirmen Elliptic und BitOk sprechen davon, dass in den vergangenen zwei Jahren 43 Millionen Dollar an die Hamas und 96 Millionen Dollar an den Islamischen Dschihad geflossen sind. „Mindestens seit Anfang 2019 haben die Izz-Al Din-Al Qassam-Brigaden, der militärische Arm der Hamas, versucht, Kryptowährungen als alternative Finanzierungsmethode zur Unterstützung ihrer militärischen Operationen zu nutzen“, schreibt das Wirtschaftsmagazin Forbes.

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