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Krieg in Nahost : Erneut tote Geisel gefunden: Israel streitet über Umgang mit Hamas

Krieg in Nahost

Erneut tote Geisel gefunden: Israel streitet über Umgang mit Hamas

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    Weiß gekleidete Aktivisten protestieren schweigend vor der Privatresidenz von Premierminister Netanjahu und fordern mehr Einsatz für die Freilassung der Geiseln.
    Weiß gekleidete Aktivisten protestieren schweigend vor der Privatresidenz von Premierminister Netanjahu und fordern mehr Einsatz für die Freilassung der Geiseln. Foto: Nir Alon, Zuma Press Wire, dpa

    Eine weitere israelische Geisel ist tot. Am Mittwoch meldete Israels Armee, die IDF, sie habe am Vortag die Leiche Youssef Ziyadnes im südlichen Gazastreifen geborgen. Der 53-Jährige gehörte zur Minderheit der Beduinen, die vorwiegend im Süden Israels leben. Seiner Familie droht ein zweiter Schock. Denn die Truppen fanden eigenen Angaben zufolge Spuren von Ziyadnes ebenfalls entführtem 22-jährigem Sohn Hamza, „die Anlass zu ernsthaften Sorgen um sein Leben geben“.

    Die Funde dürften die Ängste all jener Familie befeuern, die seit 15 Monaten mit wachsender Verzweiflung auf die Rückkehr ihrer Lieben warten. Rund Hundert Geiseln sind noch in der Gewalt der Hamas oder anderer, kleinerer Terrororganisationen. Schätzungen zufolge könnten weniger als die Hälfte von ihnen noch am Leben sein. Einige Geiseln wurden in Gefangenschaft ermordet, andere Fälle sind weniger klar. Nach israelischen Berichten fanden Soldaten die Leiche Ziyadnes zusammen mit den Leichen von Hamas-Kämpfern – möglicherweise ein Hinweis darauf, dass diese Menschen bei einer israelischen Militäraktion ums Leben gekommen waren.

    Die Hamas behauptet, dass Geiseln durch israelische Luftschläge getötet worden seien

    Die Hamas hat wiederholt gemeldet, Geiseln seien bei israelischen Luftschlägen umgekommen, darunter die 32-jährige Shiri Bibas und ihre Söhne Kfir und Ariel, zum Zeitpunkt der Entführung neun Monate und vier Jahre alt. Die IDF nennt das „psychologische Kriegsführung“. Allerdings gibt es von Bibas und ihren Söhnen – abgesehen von einem Video, das sie kurz nach der Entführung in Gaza zeigen soll – kein Lebenszeichen.

    Die BBC veröffentlichte hingegen diese Woche die Namen von 34 Geiseln, die Hamas in der ersten Phase einer vereinbarten Waffenruhe freilassen könnte. Auf der Liste stehen auch die Namen von Shiri Bibas und ihren Kindern. Das heißt nicht, dass diese noch am Leben sind: Die Hamas behauptet, sie müsse den „Status“ der gelisteten Geiseln noch klären. Zudem gibt es widersprüchliche Berichte darüber, ob die Hamas die Liste selbst angefertigt oder aber nur auf Israels Forderung hin abgesegnet hat.

    Will Ministerpräsident Benjamin Netanjahu überhaupt einen umfassenden Deal?

    Paradoxerweise lässt gerade die Aussicht auf einen mehrstufigen Deal die Angehörigen mancher Geiseln umso mehr fürchten. Denn manche israelische Analysten meinen, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu könnte an einem umfassenden Deal – der vermutlich den Abzug israelischer Truppen aus Gaza beinhalten würde – aus innenpolitischen Gründen kein Interesse haben. Auf der anderen Seite verlöre die Hamas damit ihr letztes Druckmittel gegenüber Israel.

    Manche Analysten hoffen, der anstehende US-Machtwechsel könnte Dynamik in die Verhandlungen bringen: Der zukünftige US-Präsident Donald Trump hat der Hamas mit der „Hölle“ gedroht, sollte diese nicht einlenken. „Diese Rhetorik ist zwar dramatisch, dürfte aber bei der Hamas kaum Anklang finden“, teilte der israelische Analyst Avi Melamed unserer Redaktion mit. Dennoch glaubt er, dass Trump wirksame Druckmittel in der Hand hält: So könnte er die Türkei und die Golfstaaten drängen, dort lebende Hamas-Anführer auszuweisen, oder „auf eine multinationale Truppe drängen, der Länder wie Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate angehören“, um Gaza anstelle der Hamas zu sichern.

    Oft gab es Berichte über Fortschritte bei Verhandlungen, auf die Enttäuschungen folgten

    Doch schon oft gab es Berichte über Fortschritte in den Verhandlungen, ohne dass ein Durchbruch das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza und der Geiseln beendet hätte. „Das sich herausbildende Abkommen kommt viel zu spät für Yosef“, heißt es in einer Mitteilung einer Organisation von Geiselfamilien. „Jeder Tag in Gefangenschaft bedeutet für die Geiseln eine tödliche Gefahr.“

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