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Krieg in Nahost: Die Not der Zivilbevölkerung im Gazastreifen wächst

Krieg in Nahost

Die Not der Zivilbevölkerung im Gazastreifen wächst

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    In den vergangenen Tagen stauten sich an einem ägyptischen Grenzposten nach Gaza die Lkw mit Hilfsgütern.
    In den vergangenen Tagen stauten sich an einem ägyptischen Grenzposten nach Gaza die Lkw mit Hilfsgütern. Foto: picture alliance/dpa

    Wie besorgniserregend die Lage der Menschen im Gazastreifen ist, erfährt Martin Frick, Direktor des deutschen UN-Welternährungsprogramms, täglich aus Berichten seiner Mitarbeiter vor Ort. "Alles geht aus; Wasser, Nahrung, Medikamente, Treibstoff für Generatoren in Krankenhäusern", sagt Frick unserer Redaktion. Obwohl am Wochenende erste Hilfslieferungen in die Region gelangten, reichen diese nicht, um eine humanitäre Katastrophe im Gazastreifen zu verhindern. Der UN-Experte sagt, dass Israel nichts über die Grenze lassen will, was die Hamas für sich nutzen könnte. Gleichzeitig dringt Frick auf mehr Lieferungen: "Wir brauchen sicheren und uneingeschränkten Zugang zu den Not leidenden Menschen, egal wo sie sich befinden."

    Bisherige humanitäre Hilfe für den Gazastreifen reicht nicht aus

    Die Spitzen der westlichen Staaten haben am Montag in einer gemeinsamen Erklärung die schwierige Lage in Nahost verdeutlicht. So bekräftigen die Staats- und Regierungschefs aus den USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Italien sowie Bundeskanzler Olaf Scholz in der Erklärung ihre Unterstützung Israels und dessen Recht, sich gegen den Hamas-Terror zu verteidigen. Außerdem haben sie Israel mit Blick auf die Blockade des Gazastreifens zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts aufgerufen. Sie begrüßen Pläne zur Schaffung eines dauerhaften humanitären Korridors, um ausreichend Nahrung, Trinkwasser und Medikamente liefern zu können.

    Bisher ist das nicht der Fall. Zwar erreichten in den vergangenen Tagen über den Grenzposten Rafah bei Ägypten ein paar Dutzend Lkw mit Hilfsgütern den Gazastreifen. Für UN-Experte Frick ist das zwar "positiv, gleichzeitig aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", und nicht genug, um die Menschen im seit über zwei Wochen abgeriegelten Gazastreifen ausreichend zu versorgen. Israels Regierung fürchtet, dass durch die Transporte Güter wie Treibstoff in die Hände der Hamas gelangen. Drei Lkw, die bisher über die Grenze kamen, waren vom UN-Welternährungsprogramm. Darin befanden sich Lebensmittel, die Menschen auch ohne funktionierenden Ofen verzehren können. UN-Experte Frick, der im Austausch mit Kollegen vor Ort steht, sagt, die Vorräte in der dicht besiedelten Region reichen noch wenige Tage. "Dann müssen wir mehr liefern, um eine noch schlimmere Katastrophe als ohnehin schon zu vermeiden."

    Im Grenzbereich sind Sicherheitsgarantien nötig

    Auch Simone Pott, Sprecherin der Deutschen Welthungerhilfe, hält die komplexe Situation in der Region für dramatisch. "Der Gazastreifen ist schon seit Langem auf humanitäre Hilfe angewiesen", sagt Krisenexpertin Pott. "Wenn so ein dicht besiedeltes Gebiet mit über zwei Millionen Menschen dann zusätzlich noch abgeriegelt wird und Kriegshandlungen dazukommen, steigt die Not automatisch." Pott betont, dass humanitäre Hilfe unabhängig von politischen Fragen in einem Konflikt geleistet werden muss: "Fliehende Menschen, zerstörte Krankenhäuser, der Zusammenbruch der Strom- und Wasserversorgung – all das potenziert den Bedarf an Unterstützung." Die Krisenexpertin sagt, dass unter einer Notlage wie derzeit im Gazastreifen die Bedürftigsten am meisten leiden. "Das sind Kinder, Ältere, Menschen mit Behinderung, Kranke und schwangere bzw. allgemein Frauen."

    "Es nützt nichts, dort einfach 200 Lkw hineinzufahren"

    Mehr und schnellere humanitäre Hilfe ist auch unabhängig der Abriegelung alles andere als einfach. Lkw nur nach Gaza zu bringen reicht nicht aus. "Da braucht es Strukturen vor Ort, einen geschützten Platz und eine Übersicht der bedürftigen Menschen", sagt Pott von der Welthungerhilfe. "Es nützt nichts, dort einfach 200 Lkw hineinzufahren, bei denen sich dann jeder bedienen kann; dann gilt das Recht des Stärkeren und eine Frau mit drei Kindern hat beim Kampf um Lebensmittel keinerlei Chance."

    Ob die benötigten Hilfsgüter bald in ausreichender Menge über die Grenze dürfen, ist noch offen. Fest steht jedoch, die UN und Frick vom Welternährungsprogramm stellen sich auf den Tag ein. "Wir bereiten uns fieberhaft darauf vor, die Versorgung so bald wie möglich hochfahren zu können; wir wollen innerhalb von zwei Monaten 1,1 Millionen Menschen im Gazastreifen und Westjordanland versorgen und bauen dazu bereits ein humanitäres Lager auf."

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