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Krieg in Nahost: Das politische Nachbeben der Bomben auf Gaza

Krieg in Nahost

Das politische Nachbeben der Bomben auf Gaza

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    Palästinenser inspizieren die Zerstörung des Krankenhauses, bei dem viele Zivilisten getötet wurden.
    Palästinenser inspizieren die Zerstörung des Krankenhauses, bei dem viele Zivilisten getötet wurden. Foto: Mohammad Abu Elsebah, dpa

    Die Toten waren noch nicht aus den Trümmern des Al-Ahli-Krankenhauses in Gaza geborgen, da begannen bereits die Schuldzuweisungen. Manches spricht dafür, dass die Explosion tatsächlich von einer fehlgezündeten Rakete ausgelöst wurde, wie Israels Armee insistiert. Für die Entwicklungen in der Region sind Beweise jedoch zweitrangig. Ein geplantes Treffen von US-Präsident Joe Biden in Jordanien mit arabischen Führern wurde kurzfristig abgesagt. Viele arabische Länder haben Israel bereits verurteilt, darunter Staaten, mit denen es diplomatische Beziehungen unterhält, etwa Ägypten, Marokko, Bahrain und die Emirate. Saudi-Arabien wiederum sprach von einem "abscheulichen Verbrechen". Kurz vor dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober hatte der saudische De-Facto-Herrscher, Kronprinz Mohammed Bin Salman, noch lächelnd von einem möglichen saudi-israelischen Friedensabkommen gesprochen, das "jeden Tag näher" rücke. Daran ist bis auf Weiteres nicht mehr zu denken.

    Was am Dienstagabend am Al-Ahli-Krankenhaus genau passiert ist, wird sich möglicherweise nie ganz aufklären lassen. Die Hamas spricht von 471 Toten und macht für den Raketeneinschlag Israel verantwortlich. Die israelische Armee dagegen präsentierte am Morgen danach Videos und Luftbilder, nach denen eine verirrte Rakete des Islamischen Dschihad die Klinik getroffen haben soll. Seit Kriegsbeginn seien aus Gaza 450 Raketen abgefeuert worden, die nie aus dem Küstenstreifen heraus geflogen sein, rechnete ein Militärsprecher vor und warf der Hamas vor, aus einem von den Palästinensern selbst zu verantwortenden Unglück eine Kampagne gegen Israel zu machen. Außerdem sei nicht das Krankenhaus selbst getroffen worden, sondern ein Parkplatz davor. Es sei auch kein typischer Einschlagskrater zu sehen, wie sonst nach einem Beschuss aus größerer Entfernung. Trotzdem solidarisieren sich weite Teile der arabischen Welt jetzt erst recht mit der Hamas und den Bewohnern von Gaza. 

    Attacke auf Israel: Welche Rolle spielt der Iran?

    Viele Nahostexperten gehen davon aus, dass der Iran an den Planungen der Massaker vom 7. Oktober in irgendeiner Form beteiligt war; dass der Angriff womöglich nur die erste Stufe eines größeren iranischen Masterplans sein könnte, den jüdischen Staat unter Druck zu setzen und nebenbei seine Annäherung zu Saudi-Arabien zu vereiteln. "Warum hätte Hamas eine solche selbstmörderische Operation durchführen sollen, wenn es nicht von Anfang an gewusst hätte, dass es sich später auf den Iran verlassen könnte?", fragt etwa der Analyst Anthony Samrani in der libanesischen Zeitung L’Orient Today.

    So oder so dürfte das Ende der saudi-israelischen Annäherung in Teheran mit höchster Befriedigung aufgenommen werden. Für den weiteren Verlauf des Krieges hängt nun viel an der Reaktion der Hisbollah im Libanon, die von westlichen Staaten wie die Hamas als Terrororganisation eingestuft wird. Schon seit Beginn der Kämpfe spekulieren Experten über die Gefahr eines Zwei-Fronten-Kriegs: Während seine Armee gegen die Hamas in Gaza kämpft, könnte Israel im Norden von der Hisbollah unter Beschuss geraten. Und deren geschätzt rund 150.000 Raketen können mehr Schaden anrichten als die primitiveren Geschosse der Hamas.

    Mischt sich die Hisbollah in den Krieg ein?

    Der Libanon-Experte Michael Young vom Carnegie Middle East Center, einer US-Denkfabrik, glaubt indes, dass die Hisbollah sich einen Krieg mit Israel aller Rhetorik zum Trotz nicht leisten kann. Denn Israel habe klargemacht, dass es auf einen Angriff der Hisbollah mit harten Gegenschlägen auf den Libanon reagieren und dessen Infrastruktur "zerstören" würde. Schon seit Tagen kommt es an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon zu kleineren Gefechten. Entgegen mancher Befürchtung sind diese Kämpfe jedoch bislang nicht weiter eskaliert. Nach der Explosion in dem Krankenhaus in Gaza rief die Hisbollah die muslimische Welt zu einem "Tag des Zorns" auf. Proteste in mehreren muslimisch geprägten Ländern waren die Folge; in der Türkei konnten Polizisten einen Überfall auf das israelische Konsulat nur knapp verhindern. Doch wie die vergangenen Tage gezeigt haben, kann sich die Lage in Nahost schon binnen Stunden drastisch verändern.

    Alle Nachrichten zur Situation in Nahost können Sie stets in unserem Liveticker nachlesen.

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