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Krieg in Nahost: Israel veröffentlicht Luftaufnahmen von Gaza-Krankenhaus

Krieg in Nahost

Israel veröffentlicht Luftaufnahmen von Gaza-Krankenhaus

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    Ein Mann trägt nach dem Raketeneinschlag ein verletztes Mädchen.
    Ein Mann trägt nach dem Raketeneinschlag ein verletztes Mädchen. Foto: Mohammad Abu Elsebah, dpa

    Die Explosion an einem Krankenhaus im Gazastreifen mit vielen Toten geht nach israelischen Erkenntnissen klar auf das Konto militanter Palästinenser. Israels Militär veröffentlichte am Mittwoch Aufnahmen, die beweisen sollen, dass eine fehlgeleitete Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad für den Einschlag an der Al-Ahli-Klinik verantwortlich sei. Diese wies das zurück. Auf den Luftaufnahmen sind das Krankenhaus und ein Parkplatz zu sehen, auf dem ein Brand ausgebrochen war. Als Folge sollen Hunderte von Menschen getötet worden sein. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben war zunächst nicht möglich.

    Nach der verheerenden Explosion gab es in der arabischen Welt, auch unter westlichen Verbündeten, sofort Schuldzuweisungen an Israel. In mehreren Ländern, auch in Deutschland, folgten wütende Proteste.

    Was die israelische Seite sagt:

    In dem veröffentlichten Videozusammenschnitt werden Luftaufnahmen vor und nach dem tödlichen Vorfall verglichen. Es sei kein typischer Krater zu sehen, wie er sonst bei israelischen Luftangriffen entstehe, hieß es. Nach Angaben der Armee schlug dort stattdessen eine fehlgeleitete Rakete des Islamischem Dschihad ein. 

    Auf einem Parkplatz neben der Klinik seien demnach Zerstörungen vor allem durch eine sehr große Menge an Raketenantriebsmittel (Propellant) zu erklären, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwoch vor Journalisten in Tel Aviv. "Der Treibstoff hat eine größere Explosion ausgelöst als der Sprengkopf selbst." Darum seien Fahrzeuge in Brand geraten. Auf dem Parkplatz hätten sich zum Zeitpunkt der Explosion viele Menschen aufgehalten. 

    Es gebe keine typischen Zerstörungen an den umliegenden Gebäuden oder einen Krater wie bei einem israelischen Luftangriff, erklärte Hagari. "Der Parkplatz wurde nicht von Munition der Luftwaffe getroffen." Das Raketenabwehrsystem Iron Dome werde auch nicht über dem Gazastreifen, sondern nur über Israel eingesetzt. Es gebe häufiger Vorfälle fehlgeleiteter Raketen militanter Palästinenser, die im Gazastreifen selbst einschlugen, sagte er. 

    Verletzte Palästinenser warten nach dem Raketeneinschlag in dem Krankenhaus auf medizinische Versorgung.
    Verletzte Palästinenser warten nach dem Raketeneinschlag in dem Krankenhaus auf medizinische Versorgung. Foto: Mohammad Abu Elsebah, dpa

    Der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus sagte dem US-Sender CNN außerdem, das Militär habe Beweise vorliegen über ein von Israel abgehörtes Gespräch zwischen Hamas-Terroristen. Sie hätten gesagt: "Oh, da gab es offenbar eine Fehlfunktion oder eine Explosion einer Rakete, die im Gazastreifen gelandet ist." Zudem sei kurz vor dem Vorfall eine Salve von Raketen aus dem mittleren oder nördlichen Abschnitt des Gazastreifens in Richtung Israel abgefeuert worden. Diese sei auf Israels Radarsystem verzeichnet worden.

    Was die palästinensische Seite sagt:

    Die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad wies die Schuldzuweisung der Israelis zurück. Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen, das der dort herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas untersteht, teilte mit, dass "mehrere Hundert" Menschen bei einem israelischen Luftangriff auf das Krankenhaus getötet und verletzt worden seien. Eine genaue Zahl wurde dabei nicht genannt.

    Auch in Istanbul gingen zahlreiche Menschen aus Solidarität mit den Palästinensern auf die Straße.
    Auch in Istanbul gingen zahlreiche Menschen aus Solidarität mit den Palästinensern auf die Straße. Foto: Emrah Gurel/AP, dpa

    Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober starben demnach rund 3200 Menschen im Gazastreifen. Rund 11.000 weitere seien verletzt worden, erklärte das Ministerium am Mittwoch. In Israel waren bei Massakern im Auftrag der Hamas im Grenzgebiet und in den Tagen danach mehr als 1400 Menschen getötet worden. Rund 4400 Menschen wurden nach Angaben der israelischen Regierung verletzt.

    Auch mehrere arabische Staaten geben Israel die Schuld

    Saudi-Arabien verurteilte das "abscheuliche Verbrechen" aufs Schärfste - und machte Israel dafür verantwortlich, wie aus einer Erklärung des saudischen Außenministeriums hervorging. Riad verurteile die "anhaltenden Angriffe der israelischen Besatzung" auf Zivilisten. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gaben Israel die Schuld. Marokko verurteilte die "Bombardierung" der Klinik "durch israelische Streitkräfte" ebenso "aufs Schärfste". Auch Bahrain schloss sich der Kritik am "israelischen Bombenanschlag" an.

    UN-Generalsekretär fordert Feuerpause

    UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine Feuerpause. "Ich rufe zu einer sofortigen Feuerpause auf, um genug Zeit und Platz bereitzustellen, damit meine beiden Aufrufe realisiert und das epische menschliche Leid gelindert werden kann", sagte er am Mittwoch in Peking. Damit meinte er seine Forderung an die Hamas, Geiseln freizulassen, und an Israel, humanitäre Hilfe in Gaza zuzulassen.

    Die israelische Armee rief die Einwohner der Stadt Gaza sowie des nördlichen Gazastreifens dazu auf, ein "humanitäres Gebiet" südlich von Wadi Gaza (Flussbett) aufzusuchen. Dort solle humanitäre Hilfe zur Verfügung gestellt werden, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Aufruf. Das Gebiet befinde sich in Al-Mawasi. Die Armee empfehle auch, sich in offene Gebiete im Westen von Chan Junis, ebenfalls im Gebiet

    Guterres reist angesichts der Gewalteskalation nach Kairo. Dort will er sich laut UN-Angaben ab Donnerstag unter anderem mit Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi treffen, um eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah von der Sinai-Halbinsel nach Gaza zu erwirken.

    Ein Demonstrant wirft nach dem Angriff auf das Krankenhaus im Gazastreifen Steine auf ein brennendes Gebäude in der Nähe der US-Botschaft in Beirut.
    Ein Demonstrant wirft nach dem Angriff auf das Krankenhaus im Gazastreifen Steine auf ein brennendes Gebäude in der Nähe der US-Botschaft in Beirut. Foto: Stringer, dpa

    US-Präsident will in Israel "harte Fragen" stellen

    Die Veröffentlichung der Aufnahmen zum Raketeneinschlag im Gazastreifen durch Israels Militär erfolgte kurz vor der Ankunft von US-Präsident Joe Biden in Tel Aviv. Biden reagierte bestürzt auf den Raketeneinschlag. Er sei "empört und zutiefst betrübt", hieß es. Bei seinem Besuch in Israel wolle Biden auch "harte Fragen" stellen, sagte John Kirby, Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung während des Fluges. Biden wolle unter anderem mehr über Israels Ziele und Pläne in den kommenden Tagen und Wochen hören. Der US-Präsident werde zudem sehr deutlich machen, dass die USA keine Ausweitung des Konflikts wollten, hieß es.

    Im Anschluss an seinen Kurzbesuch in Israel wollte Biden ursprünglich nach Jordanien, um mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi und Jordaniens König Abdullah II. zusammenzukommen.

    Scholz jetzt in Ägypten

    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) traf bereits in der Nacht zum Mittwoch aus Israel kommend in der ägyptischen Hauptstadt ein, nachdem sich der Abflug wegen Raketenalarms verzögert hatte. Am Morgen will Scholz Ägyptens Staatschef treffen. Am selben Tag soll sich der Weltsicherheitsrat mit dem Raketeneinschlag beschäftigen. (dpa)

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